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Rapsanbau ohne Herbizid

Die dreijährigen Versuchsresultate zeigen, dass der Rapsanbau ohne Herbizideinsatz im ÖLN möglich und wirtschaftlich ist.

Ausgangslage und Versuchsfrage 

Während drei Versuchsjahren wurden unterschiedliche Anbauverfahren getestet, welche den herbizidlosen Anbau von Raps, ohne finanzielle Einbussen, ermöglichen sollen. Der Versuch wurde an insgesamt fünf Standorten des Forum Ackerbaus durchgeführt, wobei nicht jeder Standort den Versuch jedes Jahr anlegen konnte. 

Versuchsfrage

Ist der Anbau von herbizidlosem Raps wirtschaftlich im ÖLN? Inwiefern beeinflusst die Saattechnik den Rapsanbau? Welchen Einfluss hat eine Untersaat und was bewirkt das Hacken von Raps im Vergleich zu einem Herbizid?

Anbaudaten 

Bodenbearbeitung: Pflug

Rapssorte, Saatdichte und Düngung: betriebsüblich

Pflanzenschutz: 1-2 Fungizide, Insektizideinsatz nach Schadschwellen

Verfahren: Streifenversuch (ohne Wiederholungen) 

V1 Drillsaat Raps mit Herbizideinsatz

V2 Drillsaat Raps ohne Unkrautregulierung

V3 Drillsaat Raps und Untersaat (Colza fix) gemischt

V4 Einzelkornsaat Raps und Hacken

V5 Einzelkornsaat Raps ohne Unkrautregulierung

V6 Einzelkornsaat Raps und Untersaat mit Säwalze

V7 Einzelkornsaat Raps mit Herbizideinsatz

V8 Drillsaat Raps und Untersaat mit Säwalze

Erkenntnisse aus Vorversuchen

 

Anforderungen an Untersaaten im Raps

Die Untersaatmischung soll den Boden im Herbst möglichst rasch bedecken, im Winter komplett abfrieren und so im Frühling für den Raps keine Konkurrenz mehr darstellen. Durch die rasche Bodenbedeckung im Herbst soll das Unkraut unterdrückt werden. Dieses Anbauverfahren kann bei optimaler Entwicklung der Untersaat einen Verzicht auf Herbizide ermöglichen. Zudem fixieren Leguminosen in Untersaatmischungen Stickstoff aus der Bodenluft und bringen dadurch zusätzlichen Stickstoff in den Boden, der im Frühling der Hauptkultur Raps zur Verfügung steht. Durch das vergrösserte Wurzelvolumen werden weniger Nährstoffe ausgewaschen und Erosion wird vorgebeugt. 

Versuche haben gezeigt, dass die Mischungswahl eine untergeordnete Rolle auf den Rapsertrag hat. Wichtig ist, dass die Untersaatpflanzen auch in wilden Wintern komplett abfrieren. In einem kräftigen Rapsbestand, der sich im Frühling rasch entwickelt, verursachten die teils nicht abgefrorenen Sommerwicken und der Alexandrinerklee keine Probleme. In geschwächten Bestände vermochten diese jedoch den Raps zu konkurrenzieren. 

Es wird empfohlen, Raps mit Untersaat etwas früher zu säen, denn gut entwickelte Untersaatpflanzen frieren im Winter sicherer ab, während kleine Pflanzen weniger frostanfällig sind.

Resultate aus dem Hauptversuch 

Erträge 

Im vorliegenden Versuch wurde einheitlich die Untersaatmischung "Colza Fix Sun" mit Bastardklee, Guizotia (Ramtillkraut), Saatlinsen und Saatplatterbsen verwendet. Die Versuchsparzellen hatten alle einen vergleichsweise geringen Unkrautdruck ohne Problemunkräuter (Ackerwinden, Disteln, etc.). Dies ist eine wichtige Voraussetzung für den herbizidlosen Rapsanbau mit Untersaaten, da man ab dem Saatzeitpunkt bis zur Ernte keine Unkrautregulierung mehr vornehmen kann. Für schwierige Standorte mit einem höheren Unkrautdruck kann man eine Einzelkornsaat mit Hacken oder Bandspritzung empfehlen, beide können den Produktionssystembeitrag (PSB) "Verzicht auf Herbizide" von 600.-/ha lösen. 

Der durchschnittliche Rapsertrag war 2022 deutlich höher als im nassen und ertragsschwachen 2021. Das Jahr 2022 war ein gutes Raps-Jahr mit durchschnittlichen bis hohen Erträgen. Somit gleichen sich die beiden Versuchsjahre bis zu einem gewissen Grad aus. 2023 stellte sich trotz anfänglicher Sorgen im Frühling als gutes Jahr heraus. Im Frühling erschwerten die langen Regeperioden die Glanzkäfer-Regulierung, führten zu verlängerter Blüte und somit zu verzögerter Abreife.

Die Untersaatmischungen lassen sich gut im gleichen Durchgang mit dem Raps säen. Die Resultate zeigen, dass im Drillsaat-Verfahren die Unterschiede zwischen gemischt gesäter und separat gesäter Untersaat zu vernachlässigen sind. Die Saattechnik der Untersaat hatte somit im Schnitt der Jahre keinen Einfluss auf den Ertrag des Raps. Beide Verfahren lieferten etwa gleich viel Ertrag wie das Referenzverfahren Drillsaat mit Herbizid. Durch die Kombination kann man sich eine Überfahrt sparen. Es bleibt anzumerken, dass sich eine Untersaat bei Trockenheit nach der Saat wie im Herbst 2022 deutlich besser und stärker entwickelt, wenn sie eingedrillt und nicht nur mit der Säwalze oberflächlich eingearbeitet wird.

Bei der Einzelkornsaat waren die Erträge beim Verfahren mit Herbizid und mit Hacken etwa gleich. Die Erträge lagen leicht höher im Vergleich zu den Drillsaatvarianten. Das Verfahren Untersaat und Einzelkorn drosch am wenigsten Ertrag von allen. 

Rapserträge 2021-2023 Herbizidlos
Rapserträge 2021-2023 Herbizidlos

Abbildung 1: Durchschnittlicher Rapsertrag in dt/ha bei 6% Feuchtigkeit je Verfahren mit und ohne Untersaat in den Erntejahren 2021-2023 (3, 3, 2 Standorte)

Erlös 

Alle herbizidlosen Verfahren schnitten beim Erlös im Vergleich zu den Varianten mit Herbizid wirtschaftlich deutlich besser ab. Dies weil die Herbizidverzichtsbeiträge von Fr. 600.-/ha die Ertragsunterschiede deutlich überlagerten. Die Einzelkornaussaat mit einem Hackdurchgang schneidet finanziell am besten ab, da dort keine Untersaat ausgebracht wurde. 

Raps Herbizidlos Erlös 2021-2023
Raps Herbizidlos Erlös 2021-2023

Abbildung 2: Erlös der verschiedenen Verfahren in Fr./ha.  Gerechnet wurde durchschnittlicher Ertrag dt/ha mal Produzentenpreis von Fr. 86.60 /dt abzüglich Herbizid (Fr. 145.-/ha) oder Untersaat (Fr. 150.-/ha) und die jeweiligen Verfahrenskosten (Maschinenkosten 2023, Agroscope) plus Herbizidverzichtsbeitrag von Fr. 600.- /ha (bei Verfahren mit grüner Säule).

Zusammenfassung 

Mit der Einzelkornsaat liessen sich leicht höhere Erträge erzielen als mit der Drillsaat. Die präzisere Saatgut-Ablage könnte eine Rolle spielen. Die Erträge der herbizidlosen Verfahren waren nur leicht tiefer als diejenigen mit Herbizideinsatz. Diese Ertragseinbusse in den herbizidlosen Verfahren wird in diesem Rahmen durch den Produktionssystembeitrag "Verzicht auf Herbizide" im Raps mit CHF 600.-/ha mehr als ausgeglichen. 

Zu beachten ist, dass alle Flächen einer Kultur ab Ernte Vorkultur herbizidlos geführt werden müssen. Eine oder mehrere mechanische, oberflächliche Stoppelfeldbearbeitungen nach Ernte der Vorkultur sollten geplant und eine Unkrautkur vor der Saat des Raps in Betracht gezogen werden. Bei Parzellen mit Problemunkräutern raten wir von einer Untersaat ab, da die unterdrückende Wirkung zu schwach ist. Ein Hackdurchgang kann wirksamer sein. Zusätzlich sind im Produktionssystembeitrag "Verzicht auf Herbizide" Einzelstockbehandlungen und Bandbehandlungen zugelassen, wobei bei der Bandbehandlung maximal 50 % der Fläche behandelt werden darf. 

Ein weiteres Augenmerk muss auf das Stoppelfeld nach der Ernte gelegt werden. Hier ist eine mehrmalige, oberflächliche Stoppelbearbeitung bei heissem Wetter zu empfehlen, nicht nur wegen dem Ausfallraps, sondern auch wegen dem höheren Unkrautdruck nach der herbizdlosen Kultur. Je nach Fruchtfolge und System kann es sinnvoll sein, nach dem herbizidlosen Raps eine mit Herbizid geführte Folgekultur zu planen. 

Autorin: Tilika Chamberlin, Landwirtschaftliches Zentrum Liebegg,  in Zusammenarbeit mit dem Forum Ackerbau.