Raps Sortenversuch 2020
Versuchsfrage
- Vergleich der Erträge von verschiedenen Winterrapssorten
Methodik
Anzahl Standorte | Anzahl Versuchsjahre | Anzahl Wiederholungen | Art des Versuchs | Aussagekraft |
4 | 2 | keine | Streifenversuch | * * |
- Versuchsdauer: fortlaufend, für Bericht 2019 und 2020
Anbaudaten
- Saat: Saatmenge standortangepasst, randomisierte Sortenstreifen mit Referenzstreifen
- Düngung: betriebsüblich
- Pflanzenschutz: Insektizide nach Schadschwelle, ein azolhaltiges Fungizid im Herbst oder Frühling gegen Phoma, je nach Standort ein Fungizid gegen Rapskrebs kurz vor der Blüte. An einigen Standorten zusätzlich ein Verfahren ohne Fungizide.
Der Versuch umfasste insgesamt zehn Sorten. An dieser Stelle werden nur die Resultate der Sorten vorgestellt, die auf der Liste der empfohlenen Winterrapssorten (LES) für die Ernte 2021 sind.
Resultate und Diskussion
Unterschiedlicher Schädlingsdruck
Der Erdflohdruck am Standort Schaffhausen war im Herbst 2019 so gross, dass nach der ersten Behandlung die Bekämpfungsschwelle fast ein zweites Mal erreicht wurde (auf eine zweite Behandlung wurde aber verzichtet). Am Standort Zollikofen und Strickhof war der Druck hingegen wesentlich kleiner. Obwohl im Frühling auf vielen Praxisparzellen eine Stängelrüsslerbehandlung notwendig war, konnte an den Versuchsstandorten darauf verzichtet werden. Erfreulicherweise war an allen Versuchsstandorten nur eine Glanzkäferbehandlung nötig.
Ansprechende Rapserträge trotz allem
Der durchschnittliche Ertrag über sechs Sorten und drei Versuchsstandorte (Abbildung 1) betrug sehr gute 45.8 dt/ha (im Vorjahr 40.9 dt/ha). Dabei unterschieden sich die Erträge der verschiedenen Standorte stark. In Lindau (Strickhof ZH) wurden im Schnitt stolze 51.5 dt/ha gedroschen. In Schaffhausen und in Zollikofen fielen die Erträge mit rund 43 dt/ha etwas bescheidener aus. Überraschenderweise gab es in diesem Jahr einen zum Teil grösseren Minderertrag im Vergleich zum Verfahren mit Fungizid (das Verfahren stand aber nicht überall). Der Krankheitsbefall, der in diesem Jahr eher tief war, liefert dafür keine überzeugende Erklärung.
Der häufig sichtbare Befall durch Kohlschotengallmücken und Schotenrüssler, welcher zu frühzeitig gelben, verdickten Schoten führt, schien kaum Einfluss auf den Ertrag gehabt zu haben. Vermutlich beschränkte sich der Befall vor allem auf die Randreihen.
Ausgeglichene Sorten
Bei den zweijährigen Resultaten der klassischen Sorten (DK Exlibirs, Trezzor und Leopard) fällt auf, dass ihre Erträge mit rund 44 dt sehr nahe beisammen liegen. Nachdem die Sorte Leopard im Vorjahr noch hinter Trezzor und DK Exlibris lag, erreichte sie 2020 den höchsten Ertrag aller Sorten. Die neu auf der Liste der empfohlenen Winterrapssorten für die Ernte 2021 eingetragene Sorte Tempo vermochte mit den bisherigen Sorten mitzuhalten. Sie bestätigte somit den Ertragsfortschritt, den sie in den Vorversuchen der Forschungsanstalt Agroscope gezeigt hatte (noch) nicht.
HOLL-Raps gefragt und wirtschaftlich
Lange Zeit schnitten HOLL-Rapssorten ertraglich schlechter ab als die klassischen Sorten. Die Versuchsresultate des Forum Ackerbau von diesem Jahr bestätigen diesen Eindruck hingegen nicht. So konnte insbesondere die neue Sorte V350OL mit Trezzor und DK Exlibris mithalten. Dies ist vor allem deshalb bemerkenswert, weil für HOLL-Raps nach wie vor ein Mehrpreis von fünf Franken pro Dezitonne bezahlt wird.
Sorte Tempo mit TuYV-Toleranz
Tempo ist die erste Sorte auf der LES, welche tolerant ist gegen das sogenannte Wasserrübenvergilbungsvirus (TuYV) (Turnip yellow virus). Dieses Virus befällt die Pflanzen bereits im Herbst. Die Blattränder und –spitzen der befallenen Pflanzen verfärben sich bei Befall violett. Im Frühling sind die Symptome häufig noch besser sichtbar. Es wird vermutet, dass Staunässe, Bodenverdichtungen und Nährstoffmangel die Symptome verstärken. Neben den Blattverfärbungen sind die Pflanzen zusätzlich in ihrem Wuchs gehemmt (kleinere Blätter, geringere Wuchshöhe, weniger Triebe). Das führt zu einer verminderten Anzahl Samen pro Schote und reduziert den Ölgehalt. Eine Infektion kann nur mit einem Labortest sicher nachgewiesen werden. Die Angaben aus dem Ausland zu den wirtschaftlichen Schäden sind sehr unterschiedlich. Bei einem durchgehenden Befall sollen die Ertragseinbussen bis zu 45 % betragen können.
Eigenschaften der Sorten für die Ernte 2021
Tempo 2020 neu auf der LES. Sehr hohes Ertragspotential über mehrere Versuchsjahre. Blüht am spätesten aller Sorten. Dennoch ist sie frühreif bei der Ernte. Sehr gute Standfestigkeit. Muss sich in der Praxis noch bewähren.
DK Exlibris Seit 2019 auf der LES. Sehr hohes Ertragspotential. Blüht früh wie Avatar und somit früher als die meisten Sorten. Frühreif. Standfestigkeit weniger gut als bei den restlichen Sorten. Nicht zu dicht säen.
Trezzor Seit 2018 auf der LES. Hohes Ertragspotential. Mittelfrüh bei der Blüte und bei der Ernte. Gute Standfestigkeit. Hoher Ölgehalt.
Leopard: Seit 2018 auf der LES. Hohes Ertragspotential. Mittelfrüher Blühbeginn, frühreif bei der Ernte. Sehr gute Standfestigkeit. Hoher Ölgehalt.
V350OL: 2020 neu auf der LES. HOLL-Rapssorte für den Vertragsanbau. Mittelfrüh bei Blüte und Ernte. Sehr gute Standfestigkeit. Ertragsniveau höher als V326OL, darum gute Alternative. Ertragsniveau normalerweise unter dem der neuen klassischen Sorten. Mehrpreis von fünf Franken pro Dezitonne.
V316OL: Seit 2014 auf der LES. HOLL-Rapssorte für den Vertragsanbau. Mittelfrüh bei Blüte und Ernte. Sehr gute Standfestigkeit. Ertragsniveau unter dem der neuen Sorten. Mehrpreis von fünf Franken pro Dezitonne.
Crozzer: Diese Sorte ist kohlhernietolerant und sollte ausschliesslich auf Risikostandorten (tiefer Boden-pH, enge Rapsfruchtfolgen, Kreuzblütler als Unkraut oder Zwischenkulturen) eingesetzt werden.
Dieser Bericht basiert auf dem Forum Ackerbau Versuchsbericht, verfasst von Sonja Basler (Liebegg).
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