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Qualität und Ertrag im Weizenanbau: Reizen Sie das Potenzial aus

Den Grundstock für Ihre Hochertragssorten haben Sie im Herbst gelegt. Nun gilt es, die Bestände mittels Düngung, Pflanzenschutz und Unkrautregulierung so zu führen, dass Sie auf der Zielgeraden noch das Beste herausholen.

Der Grundstein für gute Erträge wird grundsätzlich schon im Herbst gelegt. Neben dem Ertragspotenzial des Standorts sind die Vorkultur, die Bodenbearbeitung, die Saatbedingungen und natürlich die Sortenwahl um einiges massgebender als alle darauffolgenden Pflegemassnahmen. Im Frühling gilt es zu beobachten, was aus dieser Grundlage geworden ist und wie Sie den Bestand Erfolgversprechend zum Ziel führen können.

Der ausserordentlich milde Winter und der frühe Vegetationsstart führten dieses Jahr vielerorts zu Schossbeginn Ende März zu sattgrünen und regelmässigen Beständen. Im Gegensatz zur Gerste sind die Weizenbestände bis dahin vielerorts noch praktisch frei von Krankheiten und präsentieren sich vielversprechend.

Dünger sorgt für Kornertrag

Die optimale Nährstoffversorgung ist ein wichtiger Faktor in der Bestandesführung und entscheidend für hohe Kornerträge und Qualität. Nach der Grundversorgung mit Phosphor, Kali und Magnesium braucht es in der Vegetation meist nur Stickstoff und auf hofdüngerarmen, eher leichteren Standorten allenfalls zusätzlich etwas Schwefel (10-20 kg S/ha). Eine ausreichende Schwefelversorgung unterstützt die Stickstoffaufnahme und ist wichtig für eine gute Kornfüllung und einen hohen Proteingehalt.

Bei den Spurennährstoffen sind im Weizen am ehesten Mangelsymptome bei Mangan oder Kupfer zu erwarten. Bei hohen Ertragszielen ist insbesondere in Böden mit hohem pH-Wert und hohem Humusgehalt ein Auge auf diese beiden Spurenelemente zu werfen.

N-Strategie für Höcherträge

Die besten Erträge werden in aller Regel mit frühen, aber moderaten Bestockungsgaben (30 bis 50 kg N/ha), gefolgt von einer kräftigen Schossergabe (70 bis 90 kg N/ha) erzielt. Diese zweite Gabe muss allenfalls nochmals aufgeteilt werden, wenn sie früh zu Schossbeginn mit Gülle erfolgen soll. Ansonsten kommt je nach Bestandsdichte und Entwicklungsstand im Schossbeginn bis Einknotenstadium Mineraldünger zum Einsatz. Für die schossbetonte N-Gabe eignet sich Harnstoff optimal. Dieser ist kostengünstig und wirkt etwas länger, ist aber abhängig von der Bodentemperatur. Angestrebt werden je nach Sortentyp 500 bis 600 Ähren tragende Halme pro Quadratmeter. Sorten mit kleineren Körnern (tiefes TKG und HLG) benötigen gegen 600 Ähren pro Quadratmeter für einen Spitzenertrag.

Die Abschlussgabe sollte für eine gute Ertragswirkung im Stadium DC 37-39 (Schieben Fahnenblatt), also noch vor Ährenschieben erfolgen, wobei die Wahl der Stickstoffform bei genügend Feuchtigkeit eine untergeordnete Rolle spielt. Eine spätere Abschlussgabe kann sich positiv auf den Proteingehalt und das HLG auswirken, bei Trockenheit riskiert man aber Ertragsverluste. Bei Abschlussgaben im Bereich von 30 bis 50 kg N/ha kann sich aufgrund der besseren Verteilung Ammonsalpeter anbieten.

Sie können die Stickstoffgabe von 160 kg N/ha in drei Durchgänge aufteilen: Die erste Gabe von 30 N kg/ha bei der Bestockung, gefolgt von einer kräftigen Schossergabe von 80 N und der Abschlussgabe von 50 kg.

Gegen Ungräser und Kleber

Aufgrund der Frostnächte Ende März wurden die Herbizidbehandlungen etwas hinausgezögert. Wer sich nicht daran hielt, riskierte Phytotox aufgrund des Frosts, der beschädigten Wachsschicht und des Wachstumsstresses der Pflanzen.

Die mechanische Unkrautregulierung zeigte aufgrund der austrocknenden Bise teilweise gute und nachhaltige Wirkung, zum Teil war die harte Oberfläche aber auch eine Herausforderung für den Striegel. Schwierig ist ein erfreuliches Resultat auf Parzellen mit viel Ungräsern und Klebern. Wer die Unkrautsituation auf seinen Feldern gut kennt, kann gezielter reagieren.

Anfangs Schossen bot sich teilweise in intensiv geführten Beständen an, mit der Herbizidbehandlung auch CCC für die Halmverkürzung beizumischen. Aufgrund des Kälteeinbruchs wird die Verkürzungswirkung aber wohl meist ungenügend gewesen sein. Insbesondere bei langstrohigen Sorten, dichten Beständen oder bei hohen Güllegaben wird eine Nachbehandlung mit einem weiteren Wachstumsregler im Schossen nötig werden.

Gegen Fusarien und Co

Versuche haben in den letzten Jahren gezeigt, dass eine Fungizidbehandlung zu Schossbeginn nur in Ausnahmefällen wirtschaftlich ist. Wer seinen Weizen gut beobachtet oder sich auf entsprechende Prognosemodelle abstützt, kommt meist zum Schluss, dass die erste Fungizidbehandlung manchmal im Stadium 33 (Dreiknoten), meist aber auch erst im DC37-39 (Fahnenblatt geschoben) nötig wird. Bei einer frühen Behandlung kann dann im Ährenschieben oder in die Blüte eine Zweitbehandlung angezeigt sein, insbesondere wenn ein Risiko für Ährenfusarien besteht.

Wer mit Unterstützung einer mindestens teilrobusten Sorte die erste Behandlung ohne Krankheitsbefall bis zum Fahnenblatt hinauszögern kann, kommt in vielen Jahren mit einer Fungizidbehandlung gut durch. Dabei ist die Wahl des Fungizides nicht ganz unwichtig.

Ährenfusarien auf Weizen
Ährenfusarien auf Weizen

Sorten haben Eigenheiten

 ,Poncione‘ ist eine ertragsstarke, neue Futterweizensorte. Sie ist relativ langstrohig und muss bei intensiver Düngung gut verkürzt werden. Zudem hat eine Schwäche bei der Fusarienresistenz. Darum sollte auf Standorten nach Mais bei feuchter Witterung in der Blüte eine Behandlung mit einem Fusarienmittel im Stadium DC 67 zur Ährenwäsche in Betracht gezogen werden. Gleiches gilt für die jüngste Sorte der Klasse II,  ,Posmeda‘ . Sie ist sehr langstrohig und zudem etwas anfällig gegen Rostkrankheiten.

Die jüngste Sorte der Klasse I  ,Genius‘ sowie  ,Baretta‘  der Klasse Top haben ihre Schwächen eher auf der Seite der Ährenkrankheiten als auf der Blattkrankheiten. Fungizidbehandlungen sind daher, wenn möglich, vom Schossbeginn eher auf die Ähre zu verlegen.  ,Montalbano‘  ebenfalls Klasse Top, hat allgemein eine sehr gute Krankheitsresistenz, insbesondere auch gegen Ährenfusarien. Bei allen drei Sorten ist zu beachten, dass sie sehr spätreif sind.

Getreidedünge- und Sortenversuche am Strickhof
Getreidedünge- und Sortenversuche am Strickhof

Weitere Tipps:

  • Setzen Sie auf mindestens zwei Sorten. Fahren Sie mir der besseren im nächsten Jahr weiter, und ersetzen sie die schwächste durch eine neue. Die eine Sorte kennen Sie schon recht gut und profitieren gleichzeitig vom Zuchtfortschritt. Auch verteilen Sie das Risiko.
  • Für die Pflanzenschutzplanung im Winter heisst das, dass Sie nur für eine Behandlung Produkte ans Lager nehmen. Dadurch können Sie flexibler und gezielter während der Vegetation reagieren.
  • Nehmen Sie sich die Zeit, mehrmals ihre Felder zu Fuss abzulaufen. Je später in der Saison, desto wertvoller ist es. Selbst wenn sie in der Abreifephase immer weniger direkt beeinflussen können, lernen Sie doch sehr viel für die nächsten Jahre. Dies der Geheimtipp erfolgreicher Saatgutproduzenten.
  • Auch sind Spitzenerträge ohne regelmässige Feldkontrollen nur mit enormem Hilfsmitteleinsatz und höchstens zufällig zu erreichen.
  • Wenig umgesetzt, aber lehrreich sind Behandlungsfenster. Sie können diese bei Pflegemassnahmen und bei Düngergaben anlegen. Sowohl das «Auslassen» als auch das «Überlappen» sind interessante Beobachtungsstellen, brauchen kaum Zeit und stellen im Weizen kein Risiko dar. Fast schon ein Muss für jeden Landwirt, der Lehrlinge ausbildet.

 

Publiziert im Landfreund Ausgabe Mai 2020