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Prognosemodelle als Entscheidungshilfe im Pflanzenschutz

Prognosemodelle sind ein nützliches Werkzeug im Pflanzenschutz, da sie dem Anwender wichtige Informationen zum Auftreten von Schaderregern liefern. Vor allem bei komplexen Modellen ist die Interpretation der Daten aber durchaus eine Herausforderung. Gut, wenn man weiss wo die Grenzen der Modelle liegen.

Auf der Agrometeo-Homepage (www.agrometeo.ch) können, neben meteorologischen Daten, phänologischen Beobachtungen und sonstigen nützlichen Informationen, auch die Modelle für Echten und Falschen Mehltau abgerufen werden. Für die Prognose werden Messwerte (Niederschlag, Temperatur, Luftfeuchte und Blattnässe) von Kleinwetterstationen verwendet. Zusätzlich berechnen diese Modelle auch das Wachstum und die phänologische Entwicklung der Reben anhand von Durchschnittswerten. Beide Modelle wurden gemeinsam durch Agroscope Changins-Wädenswil und das Weinbauinstitut von Freiburg im Breisgau (D) entwickelt.

VitiMeteo-Oidium
Das Modell berechnet das Risiko für Infektionen durch Echten Mehltau, auf der Basis von Wetterdaten und der Anfälligkeit der Gescheine bzw. Trauben. Zu Blattinfektionen macht das Modell keine Aussage. Und, es gilt auch nur für gesunde Anlagen, also nicht, wenn bereits Blatt- oder Traubenbefall vorhanden ist.

Grundsätzlich ist es sinnvoll mit den Behandlungen gegen Echten Mehltau rechtzeitig zu beginnen, bevor das Risiko für Gescheinsbefall steigt. Daher gibt das Modell auch eine Empfehlung für den ersten Behandlungstermin, basierend auf der Einschätzung des Vorjahresbefalls. Für Gescheine bzw. Trauben besteht die grösste Gefahr von BBCH 57 (Einzelblüten trennen sich) bis BBCH 75 (Erbsengrösse), in diesem Zeitraum berechnet das Modell dann in der Regel auch das höchste Risiko.

Anhand des aktuellen Risikos und der vorhergehenden Anwendung, kann die nächste Behandlung gegen Echten Mehltau geplant werden. Ein Beispiel: wird für die nächsten Tage ein Risiko von >60% berechnet, und die letzte Behandlung erfolgte mit einem Kontaktfungizid (z. B. Netzschwefel) vor 6 – 8 Tagen, so ist schnellstmöglich erneut eine Behandlung durchzuführen. Dazu ist noch zu ergänzen, dass während der kritischen Phase die wirksamsten Produkte eingesetzt werden sollten.

VitiMeteo-Plasmopara
VitiMeteo-Plasmopara modelliert jede Entwicklungsetappe des Falschen Mehltaus. Es liefert detaillierte Angaben über Infektionsereignisse, und somit eine Basis für die gezielte Bekämpfung des Falschen Mehltaus.

Es gibt aber Situationen, in denen das Modell an seine Grenzen stösst. So auch in diesem Jahr, als an einigen Standorten die erste Bodeninfektion bereits Ende April berechnet wurde. Der Grund dafür war, dass für die Berechnung der Reife der Oosporen (Wintersporen) nur die Temperatursumme berücksichtigt wird. Tatsächlich benötigen die Oosporen aber auch eine gewisse Bodenfeuchte um keimen zu können.

Für den Praktiker empfiehlt es sich daher, seine Anlagen regelmässig auf Befall (Ölflecke) zu kontrollieren. Finden sich Ölflecke in der Parzelle oder in der Nähe, besteht erhöhter Infektionsdruck, besonders, wenn sie bereits neue Sporen bilden. In diesem Fall empfiehlt es sich nach jeweils 2 – 3 Blättern Zuwachs, vor den nächsten Niederschlägen, erneut eine Behandlung gegen Falschen Mehltau zu machen. In der heiklen Phase (Vorblüte bis Erbsengrösse) sollten teilsystemische oder systemische Mittel verwendet werden. Sind zum Ende der kritischen Phase keine Ölflecke zu sehen, können die Behandlungsintervalle ausgedehnt und werden, vor allem in trockenen Phasen.

Modelle sind eine Entscheidungshilfe
Modelle versuchen die Wirklichkeit abzubilden, mit Hilfe von Messdaten und von Algorithmen. Sonstige Faktoren (Sorte, Laubarbeit, Wuchskraft, Applikationstechnik, Mittelwahl, usw.), die für das Krankheitsauftreten bzw. den Bekämpfungserfolg eine Rolle spielen, werden nicht berücksichtigt. Modelle können daher den Menschen und die Beobachtung im Feld nicht ersetzen, bieten aber wertvolle Hilfe bei der Entscheidungsfindung.

 

Autor: Michael Gölles, Fachstelle Rebbau ZH