Produktefotografie – ein wichtiges Marketinginstrument in der Direktvermarktung
«Ich setze meine Produkte in Szene»
Ein Produkt zielgerichtet zu inszenieren und die Markenbotschaft zu transportieren erfordert Know-how, Ausdauer, Geduld und Übung. Mit verschiedenen Methoden und raffinierten Tricks können jedoch selbst mit einem modernen Smartphone aussagekräftige Bilder entstehen.
Die Produktefotografie entstammt der klassischen Werbefotografie: Ein bestimmter Gegenstand wird visuell festgehalten, um ihn in verschiedenen Medien wie z.B. Website oder Social Media zu präsentieren. Auch als hochwertiges Wandbild ist ein gelungenes Produktefoto geeignet, beispielsweise zur Präsentation im Hofladen. Dabei soll das Objekt in erster Linie ästhetisch, aber auch authentisch abgebildet werden. Wird ein Produkt in einem Kontext präsentiert, kann eine kleine Szene arrangiert werden.
Vom Knipsen zum Fotografieren – das 1x1 der Food- / Produkte-Fotografie
Das Wort Fotografie stammt aus dem altgriechischen und bedeutet «Licht» und «malen, zeichnen», also «zeichnen mit Licht».
Bei der Bildgestaltung gibt es drei wesentliche Aspekte, die zusammenpassen müssen: Licht, Fotografieren, Styling. Licht kann aus unterschiedlichen Quellen genutzt werden: natürliches Sonnenlicht, Blitzlicht, Studiolicht (Blitzanlage) oder Studio-Dauerlicht (Lampen). Dabei ist die Lichtführung von zentraler Bedeutung. Die schönsten Bilder entstehen mit Tageslicht (Gegenlicht oder Seitenlicht). Hartes Sonnenlicht kann mit Hilfe eines Diffusors (z.B milchige Plexiglasscheibe, aufgespanntes, weisses Tuch) weicher gemacht werden. Was im Schatten steht kann mit Hilfe eines Reflektors (Styroporplatte oder Spiegel) aufgehellt werden. Die richtige Lichtführung ist das A und O eines Bildes. Dadurch wird Atmosphäre hergestellt. Blitzlicht sollte gemieden werden, es lässt kein lebendiges Bild entstehen. Nebst dem Licht ist auch die Bildschärfe eine wichtige Komponente. Dabei wird unterschieden zwischen der Tiefenschärfe (Augenführung – hierher geht das Aug immer als Erstes) und der Schärfentiefe (weit weg – erst auf den zweiten Blick ersichtlich). Ein guter Mix ist ideal, mit dem Handy aber eher schwierig.
Bei der Bild-Komposition ist die Einhaltung der Drittels-Regel eine gute Entscheidung. Dabei wird das Bild horizontal und vertikal in je drei gleichgrosse Felder geteilt (die meisten Handys haben diesen Bildraster verfügbar). Befindet sich das Objekt auf einem der Schnittpunkte, wirkt das Bild harmonisch. D.h., das Produkt steht nie in der Bildmitte! Über den Kamerawinkel wird die Perspektive definiert. Je nach dem, was genau in Szene gesetzt werden soll, wird von oben (Vogel-Perspektive), im 45° Winkel (Blickwinkel beim Essen) oder geradeaus (Flaschen, Flüssigkeiten, geschichtete Desserts) fotografiert.
Vor der Bildproduktion muss definiert werden, ob Dokumentarbilder (kein Glanz, keine Spiegelung, aber auch kein Leben) oder Emotionsbilder (Gefühle, Erlebnisse) entstehen sollen. Emotionsbilder erzeugen einen «Wow-Effekt» und wirken «glustig». Solche Bilder werden in der Regel mehr als eine Sekunde angeschaut und vermitteln dem Bildbetrachter das Gefühl von «das möchte ich haben, da möchte ich gleich reinbeissen».
Ganz zentral ist das Styling: als erstes wird der «Star» definiert. Und dieser steht während der gesamten Bildproduktion im Zentrum. Ganz wichtig, dass dieser frisch ist! Zur Verstärkung des Frischeeffektes kann er bei Bedarf mit einem Wasserspray besprüht werden. Wird ein fertiges Gericht fotografiert, ist sowohl bei der Auswahl der Zutaten als auch beim Kochen und Anrichten äusserste Sorgfalt geboten. Wo die meisten Produkte geduldige Modelle sind, ist angerichtetes Essen meist nur während Sekunden frisch.
Passendes Geschirr, Besteck, Tücher, Gläser, Brotmesser, Brett usw. im Farbton auf den Star abgestimmt helfen, diesen in Szene zu setzen. Viele dieser Requisiten sind in Grossmutters Küchenschrank oder in einem Brockenhaus zu finden.
Zur Definition von Farbkombinationen ist der Farbkreis ein gutes Hilfsmittel. Als schön empfinden wir, wenn Nachbarsfarben oder gegenüberliegende Farben kombiniert werden. Eine «geplante Unordnung» mit gekonnt angeordneten Pfefferkörnern, Brotkrümeln, Beeren usw. verleihen dem Bild das gewisse Etwas und runden es ab.
Für wiederkehrende Produktefotografien (z.B. für den Online-Shop) ist ein Stativ empfehlenswert. Damit kann der Star sofort und immer im selben Winkel fotografiert werden. Wenn alle Einstellungen passen, ist es hilfreich, sich die genauen Masse für weiter Bildaufnahmen zu notieren (Stativ-Höhe, Kamera-Distanz zum Star, Kamera-Winkel)
Susanne Spaltenstein-Hartmann, Strickhof