Probleme mit der Kohlmottenschildlaus
Es wuselte weiss diesen Herbst
Welcher Gärtner kennt es nicht: Man geht im Spätsommer in die Kohlkulturen und ist plötzlich umzingelt von kleinen weissen Insekten, die sich beim Berühren der Blätter schwarmartig von den Pflanzen erheben um sich sogleich wieder auf einem anderen Blatt niederzulassen. Bei diesem Schädling handelt es sich um die Kohlmottenschildlaus (Aleurodes proletella), welche an allen Kohlarten auftreten kann, jedoch besonders bei den langen andauernden Kulturen wie Rosenkohl oder Federkohl erhebliche Schäden anrichten kann. Der Schaden entsteht zum einen durch die pockenartig festsitzenden Larvenstadien, durch weissliche Wachsabscheidungen der erwachsenen Insekten und durch die sekundäre Ausbildung von Schwärzepilzen («Russtau») welche auf dem ausgeschiedenen Honigtau prächtig gedeihen. Insgesamt wird so das Ernteprodukt (Blätter bzw. Röschen) verunreinigt und die Qualität bis hin zur Unverkäuflichkeit gemindert.
Massenvermehrung nach heissen Sommern
Die Kohlmottenschildlaus überwintert als einzelne begattete Weibchen. Aus den meistens an der Blattunterseite abgelegten Eiern schlüpfen nach gut einer Woche die Larven des ersten Stadiums welche anfänglich noch mobil sind. Bald schon setzen sich die Larven jedoch fest und beginnen mit dem Ansaugen der Pflanzensäfte. In dieser festsitzenden Entwicklungsphase sind die Tiere in der Regel auch durch Insektizide nur schwer zu erfassen. Aus den anschliessenden Pseudopuparien schlüpfen wiederum die adulten Tiere. Es entstehen mehrere Generationen pro Jahr. Zu Massenbefall kommt es oft erst im Spätsommer bzw. Herbst besonders, wenn während dem Sommer warme Temperaturen geherrscht haben. Demensprechend sind gerade Kulturen mit langer Standzeit gefährdet, da sich darin die Population über den Sommer hinweg aufbauen kann.
Gegenmassnahmen
Im professionellen Freilandanbau ist die wichtigste vorbeugende Massnahme eine möglichst weite Fruchtfolge. Dabei ist auch zu beachten, dass Rapskulturen den Überwinterungserfolg des Insekts endscheidend verbessern können. Intensive Rapsanbaugebiete sind daher, wenn möglich, zu vermeiden. Überwinterte Wirzbestände können ebenfalls Quellen für einen Neubefall in der neuen Saison darstellen. Im Frühjahr und im Sommer sind bereits früh Kulturkontrollen angezeigt, um den Befallsbeginn rechtzeitig zu bemerken. Sind die Populationen erst einmal zu stark angewachsen, kann es schnell zu spät sein. Die Schadschwelle ist erreicht sobald pro Pflanze durchschnittlich 10-20 Tiere/Puparien festgestellt werden. Bei der direkten chemischen Bekämpfung ist auf den Wirkstoffwechsel und eine ausreichende Blattbenetzung der Blattunterseite zu achten. Dies gilt insbesondere bei den im Biolandbau zugelassenen Kontaktmitteln, obschon man sich bei diesen Produkten ohnehin keine Wunderwirkungen erwarten darf, was ein Grund für die sehr schwierige Bioproduktion von Rosenkohl ist.
Eine weitere Möglichkeit, welche auch gut im Hausgartenbereich angewendet werden kann, ist das bedecken der Kultur mit Kulturschutznetzen mit Maschenweiten von max. 0.9 mm. Diese sollten allerdings vor Befallsbeginn verlegt sein, ansonsten können sich die Tiere auch unter der Abdeckung gut weitervermehren. Ein Nachteil dieser Massnahme ist die erhöhte Gefahr von Pilzkrankheiten wie z.B. Alternaria.
Nach der Kultur ist auf ein zügiges Abräumen mit oberflächlichem Einarbeiten der Erntereste zu achten um möglichst wenige Überwinterungsmöglichkeiten anzubieten. Im Hausgartenbereich können stark befallene Blätter bzw. Pflanzen auch gesondert und abgedeckt kompostiert werden.
Ein natürlicher Gegenspieler ist mit der Erzwespe Encarsia tricolor bekannt. Die Art kommt natürlich bei uns vor. Die Parasitierung der Art reicht jedoch bei starkem Befall häufig nicht aus um die Kulturen sauber zu halten. Ein Einkauf des Nützlings zur Freisetzung ist zurzeit nicht möglich, und wäre für grosse Freilandkulturen ohnehin kaum rentabel. Es bleibt die Förderung der natürlichen Population.