Praxisprojekte Agro-Food 2023
Im Rahmen der Lehrveranstaltung «Praxisprojekte Agro-Food 2023» haben ETH-Studierende der Agrar- und Lebensmittelwissenschaften Projekte erarbeitet, die auf Fragestellungen aus der Praxis basieren – beispielsweise von Unternehmen der Lebensmittelindustrie und vom Strickhof. Die Präsentation der Ergebnisse erfolgte am 22. Juni 2023 am Strickhof in Lindau unter der Leitung von Prof. Dr. Achim Walter, Studiengang Agrarwissenschaften, und Dr. Markus Schuppler, Studiengang Lebensmittelwissenschaften.
Matthias Zürcher, Leiter Höhere Berufsbildung am Strickhof, betonte in seiner Einleitung, dass das erfolgreiche Projektmanagement eine Vielzahl an Kompetenzen voraussetze. Dazu gehörten zum Beispiel betriebswirtschaftliches Know-how, vernetztes Denken, Kommunikationsfähigkeit, aber auch Zuverlässigkeit und Fachkompetenzen. An die Adresse der Studierenden sagte Matthias Zürcher: «Gehen Sie in die Praxis, probieren Sie aus, sammeln Sie Erfahrungen und haben Sie keine Angst vor dem Scheitern.»
Vegane Backwaren
Danach waren die Studierenden mit der Präsentation ihrer Resultate am Zug. Eine Gruppe untersuchte beispielsweise die Akzeptanz veganer Backwaren. Deren Marktanteil ist bislang noch gering. Aber: «Wir sehen ein grosses Marktpotenzial», betonte einer der Studenten. Eine Umfrage der Gruppe ergab, dass Konsumenten vor allem zu veganen Backwaren greifen, weil sie diese als besser fürs Tierwohl einstufen bzw. als umweltfreundlicher wahrnehmen. Eine Empfehlung der Studierenden an die Adresse der Lebensmittelindustrie lautete denn auch, dass diese Attribute in der Kommunikation zu betonen seien. Um die pflanzlichen Backwaren bekannter zu machen, schlagen die Studierenden zudem Verteilaktionen an gut frequentierten Orten vor.
Vitamin D-Milch
Eine andere Gruppe ging der Frage nach, welches Potenzial Kuhmilch für die Vitamin D-Versorgung des Menschen hat. Denn in weiten Teilen der Bevölkerung herrscht ein Vitamin D-Mangel. Die Gruppe analysierte, wie sich der Vitamin D-Gehalt in der Milch auf natürliche Weise erhöhen liesse, wie wirtschaftlich eine solche Milch wäre und ob diese bei den Kunden überhaupt Anklang fände. Die Gruppe musste feststellen, dass kaum Literatur zu diesem Thema existiert bzw. ein grosser Forschungsbedarf besteht. Die Anreicherung von Vitamin D in der Milch könne über direkte Beleuchtung der Tiere erfolgen, so die Ausführung der Studierenden. Allerdings wisse man derzeit kaum etwas über die Dauer der Beleuchtung oder den optimalen Abstand der Lampen. Über die Konsumentenakzeptanz sagten die Studierenden: eine über die Kuh angereicherte Milch werde als natürlicher wahrgenommen als künstlich zugesetztes Vitamin D. Ausserdem regten die Studierenden an, über die Einführung eines Label nachzudenken, um die höheren Verkaufspreise zu rechtfertigen.
Quarantänestall
Eine Gruppe Studierender hat Varianten erarbeitet, wie im Forschungsstall von AgroVet-Strickhof eine Quarantäne umgesetzt werden kann. Hintergrund: Mehrere Standorte und die rege Forschungstätigkeit führen zu einem erhöhten Tierverkehr, was wiederum die Einschleppung einer Krankheit begünstigt. Eine Quarantäne könnte hierbei das Risiko mindern. Die Studierenden haben zunächst die beiden KB-Organisationen Suisag (Schweine) und Swissgenetics (Rinder), die mit Quarantänen arbeiten, besichtigt und mit den Verantwortlichen deren Konzept diskutiert. Schliesslich haben die Studierenden 3 Varianten ausgearbeitet und dabei Vor- und Nachteile aufgezeigt: Die Schaffung eines Quarantänebereichs in den bestehenden Ställen, den Bau eines neuen Quarantänestalls und schliesslich die Durchführung der Quarantäne auf einem externen Betrieb. Empfehlung der Studierenden: Man müsse den Zweck der Quarantäne genau definieren. Welche Krankheiten sollen eingedämmt werden?
Biodiversität fördern
Eine weitere Gruppe erarbeitete ein Biodiversitätskonzept für den Strickhof Wülflingen. Nach Evaluierung aller Stakeholder führten die Studierenden mit diesen einen Workshop durch. Dabei wurden verschiedene Massnahmen diskutiert. Schliesslich wurden Empfehlungen ausgearbeitet. Der Fokus lag dabei auf Massnahmen, die einfach umzusetzen sind und bei allen Anspruchsgruppen auf Anklang stossen – wie beispielsweise das Anlegen einer Baumallee oder von Sandflächen für Wildbienen.
Weitere Themen
Weitere Themen, welche von den Studierenden bearbeitet wurden: Aufbereitung von Bio-Körnerleguminosen für die Direktvermarktung; der Restenjäger – das Produkt, das den Kreislauf schliesst; das pure Vergnügen: Tempeh Burger; Betriebsvision für einen grossen Landwirtschaftsbetrieb im Spannungsfeld zwischen Ökonomie und Ökologie.