Politik und Praxis im Rebberg
Wie bereits im letzten Jahr fanden sich zahlreiche Winzerinnen und Winzer, aber auch Fachpersonen aus der Beratung und branchennahen Organisationen, beim Fach- und Praxistag Rebbau am Strickhof in Wülflingen ein. Direktor Ueli Voegeli begrüsste die Anwesenden und stellte fest, dass sich die überkantonale Zusammenarbeit in der Beratung bewährt hat. Ausserdem merkte er an, dass die trockene Witterung den Reben wohl weniger schadet als anderen Kulturen und ein schöner Weinjahrgang heranreift. Michael Gölles begrüsste im Namen der Fachstelle Rebbau SH-TG-ZH und übermittelte, in Vertretung für den Präsidenten Beat Kamm, Grüsse und Dank von Seiten des Branchenverbandes Zürcher Wein. Er betonte, wie wichtig der gute Austausch mit der Branche für die Fachstelle ist.
Produktionssystembeiträge und ÖLN
Im folgenden Einstiegsreferat erläuterte Bernhard Belk, Vizedirektor des Bundesamtes für Landwirtschaft, die Änderungen beim ökologischen Leistungsnachweis (ÖLN) und die neu eingeführten Produktionssystembeiträge (PSB) im Rebbau. Durch die Ausführungen von Herrn Belk konnten einige Fragen für den Rebbau geklärt werden, zum Beispiel der Umgang mit den neuen Anforderungen bezüglich Abschwemmung. Manche Punkte blieben aber vorerst unbeantwortet, so die Frage zur Teilnahme am Herbizidverzicht auf BFF-Flächen. Ergänzt wurde dieser Beitrag durch eine Einschätzung der PSB aus Sicht des Branchenverbandes Deutschschweizer Wein, vorgebracht durch den Geschäftsführer Jürg Bachofner. Die darauffolgende Diskussion zeigte deutlich, wie sehr die Neuerungen die Winzer/innen beschäftigen.
Fungizidverzicht und Blühstreifenpflege
Wie die neuen PSB umgesetzt werden könnten, zeigte der nächste Vortrag auf. In Versuchen von Agroscope wurde über mehrere Jahre geprüft, ob es ohne Intensivierung der Behandlungen möglich ist, chemisch-synthetische Fungizide nach der Blüte durch im biologischen Anbau eingesetzte Fungizide zu ersetzen. Die Ergebnisse sind vielversprechend, sowohl bezüglich der Wirkung als auch im Hinblick auf mögliche Rückstände im Wein. Im Anschluss daran schilderte Urs Pircher, vom Weingut Pircher in Eglisau, seine Erfahrungen mit dieser alternativen Pflanzenschutzstrategie und die Entwicklung des Weinguts in Richtung biologischen Rebbau. Beatrice Steinemann vom Forschungsinstitut für biologischen Landbau berichtete über ihre Erfahrungen mit der Anlage und Pflege von Blüh- und Nützlingsstreifen in Rebanlagen. Ihr Fazit: Es gibt kein Patentrezept. Die Aspekte Stickstoffbedarf der Rebe, Witterung, Zusammensetzung und Zustand der Begrünung sollen bei der Entscheidung für eine Pflegemassnahme berücksichtig werden.
Praktische Infos im Rebberg
Nach einem kurzen Apero traf die Zuhörerschaft bei der Trotte Wülflingen ein, um sich an den Posten im Rebberg über weitere Themen zu informieren. Die Firma Silent AG aus Otelfingen zeigte verschieden Geräte zur mechanischen Unterstockpflege, die alternativ zu Herbiziden eingesetzt werden können. Michele Bono, Forschungsinstitut für biologischen Landbau, stellte das Projekt Biovipro vor, an dem das FiBL, Changins, Agroscope und Agridea sowie zahlreiche kantonale Weinbauämter beteiligt sind. Im Projekt sollen neue Empfehlungen für einen wirksamen biologischen Pflanzenschutz gemäss den quantitativen und qualitativen Zielen der Winzer/innen erarbeitet werden. Markus Jenny zeigte an seinem Posten die Möglichkeiten zur Förderung der Biodiversität im Rebberg auf. Häufig ist mit wenig Aufwand bereits eine deutliche Aufwertung von Rebflächen zu erreichen. Er betonte, dass es sinnvoll ist, sich mit Fachleuten auszutauschen, bevor Massnahmen umgesetzt werden. Die Firma Keller Technik AG aus Nussbaumen stellte ein System zur kontinuierlichen Innenreinigung von Pflanzenschutzgeräten vor. In Zukunft werden solche Systeme für Spritzen ab 400 Liter Tankinhalt verpflichtend sein, aber auch bei kleineren Geräten ist ein Mehrwert vorhanden.
Text: Michael Gölles