PIWI-Sorten liegen im Trend
PIWI-Weine sind Weine aus PIlz-WIderstandsfähigen Sorten. Nach Angaben von Piwi International, der internationalen Arbeitsgemeinschaft zur Förderung dieser Sorten, ermöglichen sie dank ihrer Resistenz gegen Pilzkrankheiten eine deutliche Reduzierung des Einsatzes von Pflanzenschutzmitteln. Diese Reduktion schwankt je nach Quelle zwischen 50% und 80%. Da man ausserdem auf dem Feld weniger oft fahren muss, um die Reben zu behandeln, wird auch das von den Maschinen produzierte CO2 reduziert. Die Resistenz dieser Rebsorten ist darauf zurückzuführen, dass sie aus Kreuzungen von Vitis vinifera mit anderen Vitis-Arten aus Amerika und Asien hervorgegangen sind. Auf diese Weise werden die hohe Weinqualität der europäischen Rebe mit der Widerstandsfähigkeit der amerikanischen und asiatischen Reben kombiniert. Einige PIWI-Sorten sind z.B. Divico, Souvigner gris, Muscaris, Solaris, Regent oder Cabernet Jura.
Eine immer grösser werdende PIWI-Fläche
Die Vorteile dieser neuen Sorten sind immer mehr Winzern (und Konsumenten) bekannt. Die mit PIWI-Sorten angebaute Fläche im Kanton Zürich hat vor allem in den letzten Jahren erheblich zugenommen. 44% der mit PIWI-Sorten bestockten Flächen wurden erst in den letzten 7 Jahren angepflanzt.
Im Jahr 2021 betrug die gesamte Rebfläche im Kanton Zürich 606.9 Hektaren, wovon 537.9 mit europäischen Rebsorten und 69 mit PIWI-Sorten bestockt waren. Zum Vergleich: im Jahr 2016 betrug die Anbaufläche für europäische Reben 559.9 Hektaren und die für PIWI 46.2. Also sind PIWI-Sorten-Flächen um 49.4% gewachsen und die europäischen Sorten haben 3.9% ihrer Fläche verloren, während die Totalfläche fast gleich geblieben ist.
Bei näherer Betrachtung sehen wir auch, dass seit 2016 der Anteil der weissen, europäischen Sorten und der roten und weissen PIWI-Sorten alle zugenommen haben (um etwa 9 bis 14 ha), zum Nachteil der roten europäischen Sorten, die mehr als 30 ha verloren haben (Abb.1). Diese Abnahme ist vor allem auf den Rückgang des Blauburgunderanbaus zurückzuführen, eine Sorte die aber nach wie vor die am meisten angebaute Sorte in Kanton Zürich bleibt (Abb. 2).
Bewirtschafter: «entweder alles oder nichts»
Soviel zu den Sorten. Was noch interessant zu wissen ist: wie viele Betriebe bauen eigentlich PIWI-Sorten an? Aus den Daten geht hervor, dass von 562 Zürcher Bewirtschaftern mindestens 167 eine PIWI-Sorte auf einer ihrer Parzellen haben. Von diesen 167 bauen 63 Betriebe sogar 100% PIWI-Sorten an. Im Jahr 2016 waren es erst 40 Bewirtschafter, die ausschliesslich PIWI-Sorten anbauten und nur 132 Betriebe, die mindestens eine PIWI-Sorte im Anbau hatten.
Aus den Daten sehen wir auch, dass es eine klare Trennung zwischen Betrieben, die 100% PIWI-Sorten anbauen, und solchen, die gar keine anbauen («entweder alles oder nichts» - Muster). Es scheint jedoch auch eine kleine Anzahl von Betrieben zu haben, die PIWI-Sorten «ausprobieren» und nur einen kleinen Teil ihrer Fläche (1% - 20%) damit bestocken.
PIWIs scheinen bessere Erträge in schlechten Jahren zu liefern
Aber wie sieht es aus mit dem Ertrag? Aus den Daten der letzten 5 Jahre erkennen wir, dass auf Parzellen im Vollertrag die Durchschnittserträge der europäischen Sorten in der Regel etwa gleich hoch wie die der PIWI-Sorten waren (Abb. 3). Es gab jedoch zwei Jahre, in denen der Ertrag von PIWI-Sorten deutlich höher war (ca. 200g/m2 höher im Jahr 2017 und ca. 100g/m2 im 2021). Es könnte sein, dass die PIWIs in Jahren mit höherem Krankheitsdruck - wie 2021 - besser gedeihen. Im Jahr 2017 (siehe Bericht «Rebjahr und Weinlese 2017» auf der Strickhof-Webseite) gab es einen starken Hagelschlag im August, und kurz vor der Weinlese waren viele verletzte Beeren zu finden. Es folgten nasse Tage, die zu einem erhöhten Krankheitsdruck führten. Es könnte also sein, dass auch im Jahr 2017 die Resistenz der PIWI-Sorten in einigen Fällen das Eindringen von Krankheiten in die Pflanzen verhindert hat, und PIWI-Sorten daher mehr produziert haben im Vergleich zu europäischen Sorten.
Darüber hinaus war das mittlere Mostgewicht in den letzten 5 Jahren bei PIWI-Sorten etwa gleich hoch wie bei europäischen Sorten (im Durchschnitt: 0.8° Oe höher bei PIWI-Sorten).
Eine umweltfreundliche Option
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass PIWI-Sorten ressourcenschonender sind als europäische Sorten, und wohl auch kostengünstiger, da sie Einsparungen bei Pflanzenschutzmittel- und Treibstoffkosten ermöglichen. In dieser Hinsicht sind PIWI-Sorten sicherlich eine gute Option zur Förderung eines umweltfreundlicheren Weinbaus. Bezüglich der Weinqualität und Marktchancen scheiden sich die Geister, sowohl bei Produzenten als auch bei Weintrinkern. In jedem Fall bleibt es nach wie vor jedem selbst überlassen, was er als Winzer anbaut oder als Konsument kauft.