Pflege von Reben-Neupflanzungen
Eine gute Jugendentwicklung ist entscheidend für eine kurze Aufbauphase der Neuanlage. Die zeitgerechte Durchführung der notwendigen Pflegemassnahmen sorgt für eine einheitliche Entwicklung der Jungpflanzen und damit für einen gleichmässigen Stockaufbau, einen raschen Ertragseintritt und eine über viele Jahre leistungsfähige Rebanlage.
Wasserversorgung optimal gestalten
Bei Trockenstress stagniert das Wachstum der Reben oder wird ganz eingestellt, die Blätter welken und vergilben und die Triebspitze vertrocknet und wird abgeworfen. Dadurch verringert sich die Photosynthese-Leistung und die jungen Triebe verholzen vorzeitig. Bei Neupflanzungen muss daher besonders darauf geachtet werden Wassermangel zu vermeiden, denn daraus folgt ein verzögerter Stockaufbau und Ertragsbeginn. Hochstammreben sind – durch den längeren Stamm – stärker gefährdet für Trockenschäden.
Je nach den betrieblichen Möglichkeiten lohnt sich die Installation einer Tropfbewässerung, zumindest temporär für die ersten 2 – 3 Jahre. Dadurch wird eine gleichmässige Wasserversorgung sichergestellt und ein sicheres Anwachsen und eine gute Entwicklung gewährleistet. Ist eine Tropfbewässerung nicht möglich, ist es in steileren Lagen sinnvoll oberhalb der Reben eine leichte Vertiefung anzulegen (siehe Titelbild). So wird verhindert, dass Giesswasser oberflächig abläuft.
Genauso problematisch wie Trockenstress ist Staunässe. Auch hier tritt zuerst ein Wuchsstillstand mit Aufhellung der Triebspitze und Vergilben der Basalblätter auf. Bei anhaltender Nässe entstehen Fäulnisprozesse durch Sauerstoffarmut im Wurzelbereich, wodurch die Wurzeln absterben und Holzpilze eindringen können. Ohne rasche Abhilfe sind Kümmerwuchs und Stockausfälle die Folge.
Unterstockpflege händisch oder mechanisch erledigen
Der Bereich unmittelbar um die Reben sollte bei Neupflanzungen frei von Bewuchs gehalten werden, am besten manuell (Hacke) oder maschinell (Flachschare, Rollhacken oder Scheibenpflüge). Für die maschinelle Bodenbearbeitung sollten die Reben exakt in der Reihe und nahe am Pflanzstab stehen. Hochstammreben sollten bereits fixiert sein. Die Bodenbearbeitung führt zu einer Brechung der Bodenkapillaren und damit zu einer geringeren Wasserverdunstung. Gleichzeitig wird dadurch auch die Stickstoffmineralisierung gefördert, was dazu führt, dass Neupflanzungen in der Regel nicht gedüngt werden müssen.
Alternativ können auch Herbizide eingesetzt werden, wobei die Bewilligungsauflagen einzuhalten sind. Für die Behandlung im 1. Standjahr sind nur spezifische Gräserherbizide empfohlen, andere Herbizide sollten frühestens ab dem 2. Standjahr eingesetzt werden. Bei der Anwendung ist darauf zu achten, dass keine grünen Teile der Reben getroffen werden.
Eine Abdeckung der Rebzeilen, z. B. mit Stroh, Mulchfolie oder Rindenmulch wird in der Praxis selten angewendet. Sie werden meist rasch durch- oder überwachsen. Zusätzlich besteht die Gefahr, dass bei dichten Abdeckungen die jungen Reben durch den mangelnden Gasaustausch kränkeln, besonders bei nassen Böden. Häufig kommt es auch zu einem verstärkten Auftreten von Mäusen. Bei Mulchfolie stellt sich zudem das Problem der Entsorgung.
Begrünung schnellstmöglich wiederherstellen
Wurde die gesamte Fläche umgebrochen, ist eine rasche Wiederbegrünung von Vorteil, v.a. bei anstehenden Pflanzenschutzmassnahmen. Die Begrünung schützt vor Erosion und verbessert, je nach Art und Zusammensetzung, auch die Bodenstruktur. Jedoch stellt jede Art der Begrünung für die jungen Reben auch eine große Konkurrenz um Wasser, Licht und Nährstoffe dar. Bei einer geplanten Begrünungseinsaat sollten unbedingt die Standorteigenschaften berücksichtigt werden. Dazu zählen neben Bodenart und Wasserhaltekapazität auch die Witterungsbedingungen wie Niederschlagsmenge und –verteilung.
Ausbrechen und Anbinden frühzeitig durchführen
Ziel der Pflegearbeiten im Pflanzjahr ist ausgereiftes Holz bis mindestens Stammhöhe. Das gilt auch für das Ausbrechen und Aufbinden. Sobald die jungen Triebe 5 Blätter entwickelt haben, wird auf einen Trieb vereinzelt. Dieser Trieb sollte möglichst gerade und nicht quer zur Reihe stehen. Wenn möglich sollten unterhalb des Triebes keine Wunden vorhanden sein (Hinweis: Sanfter Rebschnitt). Bei sehr stark wachsenden Reben können zu Beginn auch zwei Triebe stehen bleiben, so verteilt sich die Wuchskraft und der Stamm wird nicht zu dick. Der verbleibende Trieb ist regelmässig, ca. alle 20 – 30 cm, aufzubinden und bis zur gewünschten Stammhöhe werden die Geiztriebe entfernt. So wird ein gerader und wundfreier Stamm aufgebaut. Ist der Trieb im Spätsommer (ca. Ende August) ausreichend lang gewachsen, kann die Triebspitze entfernt werden, das fördert die Holzreife.
Pflanzen- und Wildschutz nicht vernachlässigen
Junge Reben sind Bodeninfektionen besonders ausgesetzt. Starker Befall durch Falschen oder Echten Mehltau führt zum Absterben ganzer Triebe, daher sollten spätestens ab einer Trieblänge von 10 cm Behandlungen gegen Pilzkrankheiten erfolgen und bis Mitte August fortgesetzt werden. Auch neue pilztolerante Rebsorten sollten, aus Vorsorgegründen, einige Male behandelt werden. Thripse treten häufig schon im Pflanzjahr auf, was zu mangelnder Stammbildung führen kann. Kräuselmilben dagegen stellen oft erst im zweiten und dritten Standjahr ein Problem dar. Dies liegt an noch fehlenden Raubmilben. Durch die Übertragung von Raubmilben aus Ertragsanlagen kann eine Überhandnahme dieser Schädlinge verhindert werden.
Einen guten Schutz gegen Wildverbiss, v. a. gegen Hasen, stellen Pflanzröhren dar. Rehe fressen die Reben mitunter oberhalb der Röhre ab. Um dem vorzubeugen kann die Röhre mit dem Wuchs weiter nach oben gezogen werden oder es wird ein entsprechender Wildzaun aufgebaut. Falls dennoch Triebspitzen abgefressen wurden, wird ein kräftiger Geiztrieb aufgebunden. In Nachbarschaft zu Brachflächen können auch Wühlmäuse grössere Schäden verursachen.
Pflanzröhren sinnvoll einsetzen
In geschlossenen Pflanzröhren herrschen optimale Bedingungen für das Triebwachstum und der Austrieb erfolgt früher. Zusätzlich ist das Geiztriebwachstum gehemmt, das Aufbinden der Triebe entfällt und Herbizide oder Bodenbearbeitungsgeräte können gefahrlos eingesetzt werden. In den Röhren sind die jungen Triebe ausserdem vor Hagel geschützt. Wird die Pflanzröhre in den Boden gedrückt, ist auch das Risiko für Pilzinfektionen geringer. Nachteilig sind die höheren Kosten (die Hüllen können aber wiederverwendet werden) und Unkräuter, die sich in den Hüllen entwickeln. Wichtig ist, dass die Hüllen über den Winter entfernt werden, um Frostschäden zu vermeiden.