Pflanzenschutz aktuell im Feldbau 24.2.2021
Der Raps wurde angedüngt, die Gelbfallen zur Einflugprognose der Rapsschädlinge am Wochenende aufgestellt. Je nach Region weisen die Gelbfangschalen bereits heute einen schwarzen Boden auf. Alles Rapsschädlinge.
Die vergangenen, extrem warmen Februartage führten zu einem konzentrierten Haupteinflug unterschiedlicher Rapsschädlinge wie dem grossen Stängelrüssler, dem kleinen Kohltriebrüssler, dem Glanzkäfer und, das haben wir noch nie in diesem Ausmass beobachtet, Erdfloh-Adulte aus dem Jahre 2020.
Nun stellen sich die Fragen: Die Fallen sind voll, muss jetzt sofort gespritzt werden? Haben die Stängelrüssler schon Eier abgelegt? Man findet bereits Larven in den Blattstielen, habe ich einen Spritztermin verpasst?
Nein es muss nicht heute gespritzt werden!
Erdfloh oder Stängelrüssler?
Es muss zuerst gut geklärt werden, welche Schädlinge sich in Massen in den Fallen befinden.
In den Fallen findet man, je nach Region, viele Adulte Erdflöhe. So etwas gibt es nur selten. Diese Käfer sterben eigentlich im Winter nach der Eiablage im Herbst ab. Anscheinend haben eine grosse Anzahl den Winter bislang überlebt. Es ist aber nur eine Frage der Zeit, bis die nicht mehr da sind. Sie verursachen keine Schäden.
Der Grosse Stängelrüssler hingegen ist derjenige, der die grössten Schäden verursachen kann, da seine Larven im Haupttrieb fressen und diesen unstabil machen. Der kleine Kohltriebrüssler legt seine Eier mehrheitlich in die Blattstiele, er schadet dadurch viel weniger. Den kleinen Kohltriebrüssler erkennt man an den braunen Füssen und dem hellen Fleck auf dem Rücken. Der grosse Kohltriebrüssler ist dunkler, ohne Fleck auf dem Rücken, er hat schwarze Füsse und ist grösser als der kleine Kohltriebrüssler.
Die grossen Stängelrüssler überwintern im Boden der alten Rapsfelder. Bei Bodentemperaturen von über 10°C kommen diese aus dem Winterquartier und beginnen mit einem Reifungsfrass. Nach der Fastenzeit im Boden während des Winters müssen sie sich zuerst wieder ernähren, bevor sie mit der Paarung beginnen können. Danach bohrt das Weibchen mit dem Rüssel den Stängelansatz des Haupttriebes an, um dort Eier in den Stängel zu legen. Dieser Vorgang - Reifungsfrass bis Eiablage - dauert in der Regel in normalen Jahren mit Regen und wechselnden Temperaturen 10-14 Tage. In Jahren mit einem sehr warmen Frühling verkürzt sich diese Zeit. Wir gehen in diesem Jahr aus diesem Grund auch von ca. 7 Tagen aus.
Der Beginn der Eiablage erkennt man daran, dass erste Pflanzen angebohrt wurden. Daraus wurde auch die Bekämpfungsschwelle im ÖLN abgeleitet. In Gebieten mit regelmässigem Befall: Bei ersten Einstichen. In allen anderen Regionen: Wenn 10-20 % der Pflanzen erste Einstiche aufweisen. Wenn Sie am Samstag die Gelbfalle gestellt haben und in den folgenden Tagen viele Stängelrüssler darin finden, werden Sie frühestens am Samstag erste Einstiche im Hauptrieb finden. Behandlungen bei ersten Einstichen sind also frühestens ab Samstag notwendig. Gehen Sie jetzt aufs Rapsfeld und kontrollieren Sie am 1-5 cm hohen Stängel, ob Einstichlöcher gefunden werden. Schneiden Sie dazu jeweils Pflanzen beim Wurzelansatz ab und kontrollieren Sie den Haupttrieb. Das geht einfacher als auf den Knien am Boden.
Bei der Anwendung eines bewilligten Pyrethroides (Mittelheft Seite 23) ist unbedingt darauf zu achten, dass neben Oberflächengewässern, die Drift-Auflagen und die Abschwemmauflagen beachtet werden. Driftauflagen von bis zu 100m können mit Injektordüsen und der Höhe des Bewuchses des Pufferstreifens auf 6m reduziert werden. Das Risiko der Abschwemmung muss auch reduziert werden. Gefährliche Mittel haben Abschwemmauflagen, in diesem Fall von 1 Punkt. Dieser kann erreicht werden durch das Anlegen eines 6m breiten, bewachsenen Grünstreifen (ohne Strasse/Weg) oder durch die Saat ohne Pflug.
Die meisten Pyrethroide, die gegen Stängelrüssler eingesetzt werden, sollten nur in stabilisierter Brühe ausgebracht werden. Die Kationen (Ca, Mg, Mn, Fe) im Leitungswasser verbinden sich mit den Wirkstoffmolekülen und machen dadurch das Mittel unwirksam, zudem zerlegt alkalisches Wasser die Insektizidwirkstoffe, was den Wirkungsgrad weiter senken würde. Insbesondere bei der Zugabe gewisser Bordünger steigt der pH-Wert unstabilisierter Brühe auf über pH 8 an.