Pflanzenschutz aktuell im Feldbau 17. März 2022
Raps
Stängelrüssler
Erste Rapsfelder haben mit dem Längenwachstum begonnen (Haupttrieb 10cm hoch). In den Fallen waren höchstens 10 grosse Stängelrüssler zu finden. Von den kleineren, Kohltriebrüsslern, mit braunen Füssen und hellem Fleck auf dem Rücken hatte es 10-15 Käfer in den Fallen. Sie verursachen keine nennenswerten Schäden. Der grosse Stängelrüssler legt seine Eier in den sich streckenden Haupttrieb. Zusätzlich zum abgelegten Ei spritzt das Weibchen auch eine Flüssigkeit in den Stängel, die das Stützgewebe im Stängelinnern auflöst. Es entsteht ein Hohlraum. Der Stängel krümmt sich an dieser Stelle, später platzt er dort auf.
Die Bekämpfungsschwelle ist beim grossen Stängelrüssler überschritten, wenn in Gebieten mit starkem Befall, erste Einstiche gesichtet werden. ln den anderen Gebieten, wenn 10-20% der Pflanzen Einstiche aufweisen. Gestern haben wir am Feldrand in der Nähe von Kloten und im Weinland erste Eiablagen gefunden. Die Eiablagestelle beim grossen Stängelrüssler ist weisslich umrandet. Diese stammen von Stängelrüsslern die Ende Februar zugeflogen sind. Wie viele jetzt zugeflogen sind, ist in diesem Jahr schwierig zu sagen. Mit einer Falle kann nur festgestellt werden, ob die Käfer fliegen. Der Fallenfang sagt nichts aus darüber ob es viele Eiablagen gibt oder eher nicht. Darum müssen ab dieser Woche die Einstiche kontrolliert werden. Dazu schneidet man die Rapspflanzen ab, entfernt die äusseren Blätter damit man den Haupttrieb gut untersuchen kann. Wenn in den Blattstielen weisse Larven zum Vorschein kommen, sind das Erdflohlarven.
Falls gegen Ende Woche eine Behandlung gemacht werden muss, ist bei der Verwendung von Leitungswasser (pH-Wert ca. 7.5) die Brühe zu konditionieren. Das heisst ein Zusatz zu verwenden, der den pH-Wert des Leitungswassers senkt und zugleich Kationen (Mg, Mn, Ca, Fe) bindet, damit das Pyrethroid sich gut löst, aber nicht durch Kationen inaktiviert wird. Produkte wie Checkpoint, pH-Korrekt oder X-Change sind dafür geeignet. Karate Zeon hat bereits solche Zusätze in der Formulierung drin. Bei Zugabe von Bor (Bsp. Solubor) ist es auch bei Karate Zeon empfohlen die Brühe zu konfektionieren, weil Bor den pH-Wert auf über 9 erhöhen kann (Siehe Mittelheft Seite 115). Denken Sie bei der Anwendung an den Anwenderschutz und an die Drift- und Abschwemmauflagen der Pyrethroide (Mittelheft, Seite 23).
Bienenschutz
Wenn Unkräuter wie die Taubnessel im Feld bereits blühen und Sie den Stängelrüssler behandeln müssen, ist die neue Bienenauflage zu beachten. Alle Pyrethroide haben den Zusatz: SPe 8, wenn Pflanzen (auch Unkräuter) blühen/Honigtau aufweisen, nur einsetzen wenn Bienen nicht fliegen (abends).
Ausfallgetreide
In einzelnen Feldern hat es, meist nur am Rand, einen hohen Besatz an Ausfallgetreide. Ab und zu eine Weizenpflanze ist tolerierbar, dichte Nester nicht. Bei wüchsigem Wetter kann ein spezifisches Gräsermittel eingesetzt werden. Diese sind mischbar mit einem Insektizid. Bei Randbehandlung kann das Gräsermittel am Schluss zugeben werden, oder Sie behandeln den Rand separat, mit der Rückenspritze. Bitte beachten: Das Herbizid Gallant 535 kann im Raps im Frühjahr nicht eingesetzt werden, es ist nur im Herbst zugelassen.
Getreide
Wintergerste
In im Herbst behandelter Gerste steht die Wirkungskontrolle an. Findet man noch Klebern, Ungräser oder Blacken? Blacken werden durch die Herbstmittel nicht erfasst. Dagegen ist eine separate Behandlung erforderlich beispielsweise mit Biplay SY, Ally SX oder Concert SX wenn genügend Blattmasse vorhanden ist.
Winterweizen
Das Wetter ums Wochenende ist nun sehr gut für die mechanische Unkrautbekämpfung mit dem Striegel. Für den chemischen Pflanzenschutz ist es für Mittel ohne Bodenwirkung noch zu früh, da noch keine Frühjahrskeimer aufgelaufen sind. Meist wird beim Einsatz eines Frühjahrsherbizids auch CCC beigemischt. Auch für diese Behandlung ist es in den meisten Fällen noch zu früh.
Striegeln von Ackerkulturen
Wann soll ich striegeln? Welche Kultur? Und überhaupt soll ich, oder doch lieber nicht? Ist jedes Jahr ein gut diskutiertes Thema. Grundsätzlich gibt es Faktoren die jeweils für/ oder gegen einen Striegeleinsatz sprechen.
- Tiefe Temperaturen (Minusgrade): Durch das Striegeln können die Pflanzen verletzt werden (scharfe Einstellung) – die Auswirkungen sind dann gesamthaft negativ auf den Bestand.
- Unkrautdruck: Sind Unkräuter aufgelaufen? (ideales Stadium für die Bekämpfung ist im Keimblatt) Und welche Unkräuter sind vorhanden? Ev. kann auch auf einen Striegeleinsatz verzichtet werden, bei der entsprechenden Betriebsstrategie.
(z.B. Low-Input) - Brechen einer allfälligen Kruste: Möchte ich eine starke Kruste brechen, plane ich ev. nachher zu Güllen und möchte ich, dass die Gülle besser in den Boden eindringt?
- Stadium Kultur: Ist die Kultur überhaupt Striegelfähig? Früher gesäte Getreide (Gerste/Hafer) welche bereits vor dem Wintereinbruch bestocken sind in der Regel früher striegelbar als unbestockte (Weizen/Dinkel) später gesäte Getreide. Zudem sind Körnerleguminosen bei tiefen Temperaturen deutlich verletzungsanfälliger als unsere Getreidekulturen à In Mischungen darum eher auf die Körnerleguminose achten.
- Frühzeitig planen: Weiss ich von vornherein, dass ich Striegeln möchte, säe ich dementsprechend mehr aus (ca. 10%)
- Und schlussendlich, günstige Wetterfenster nutzen: Warme, trockene Frühjahrsperioden, wie gerade eben, sind optimal geeignet um mit einem einfachen Gerät wie dem Striegel schlagkräftig und günstig seine Bestände zu pflegen.