Pflanzenschutz aktuell Feldbau 8. Juli 2020
Zuckerrüben
Gelbe Nester
Hie und da sieht man jetzt plötzlich gelbe Nester im Zuckerrübenfeld. Ist das jetzt die neue Krankheit aus dem Westen? Nein, das ist die Viröse Vergilbung, wie es der Name schon sagt, wird sie von verschiedenen Viren verursacht. Bei uns ist es meist das Beet Yellow Virus (BYV), das Nekrotische Vergilbungsvirus. Es gibt aber weitere solcher. Diese Viren werden beim Saugen von Blattläusen übertragen, hauptsächlich von der Grünen Pfirsichblattlaus. In der Literatur findet man aber auch Angaben, dass die schwarze Bohnenblattlaus als Überträgerin aufgeführt wird. Das 2020 ist ein Blattlausjahr. Es ist somit nicht verwunderlich, dass die Viröse Vergilbung vermehrt auftritt. Aber dennoch, wir hatten in den letzten Jahren doch keine Probleme mit Vergilbungsviren. Der Grund liegt nicht nur an der warmen, trockenen Witterung im April 2020. Nein, bis im 2018 wurden die Blattläuse in der Anfangsphase des Rübenwachstums durch das Beizmittel (Gaucho) in der Rübenpille, einem Neonicotinoid bekämpft. Immer wieder zufliegende Blattläuse wurden erfasst. Die Pirimicarb Behandlung, die dieses Jahr gemacht werden musste, erfasst nur die Läuse die vorhanden sind. Das Mittel bietet keinen längeren Schutz. Es kann eine Virenübertragung nicht verhindern. Die Züchter arbeiten zwar an resistenten Sorten, da es sich aber um verschiedene Viren handelt, werden erst in ein paar Jahren resistente Sorten zur Verfügung stehen.
Die ersten Symptome sieht man im Mai-Juni. Die BYV befallenen Rüben haben zuerst gelbe Blattspitzen, später wird die ganze Pflanze gelblich, nekrotisch. Die Blattadern bleiben aber grün. Zerknüllt man die Blätter in der Hand, entsteht ein charakteristisches Knacken.
Die neue Krankheit, die SBR (Syndrom Basses Richesses) oder zu Deutsch: "Syndrom der niedrigen Zuckergehalte" wird durch Bakterien verursacht, die von der Schilf-Glasflügelzikade übertragen werden. Die Bakterien siedeln sich in den Gefässbündeln im Rübenkörper an und verstopfen die Gefässe. Symptome werden erst im August sichtbar, dann vergilbt das ganze Feld.
Cerco-Situation
In den Cercospora Frühbefallsgebieten wurden erste Flecken gefunden. Eine Fungizidbehandlung (Mischung mit Funguran Flow) ist angebracht, sobald erste Cerco-Flecken gefunden werden.
Schosser oder Wildrüben
Eigentlich spielt es keine Rolle ob es Schosser- oder Wildrüben sind, ausgerissen werden müssen beide Arten. Die Schosser stehen in der Rübensaatreihe. Es sind gesäte Rüben, die im Saatjahr Samen bilden. Wildrüben sind Rüben, die aus Samen im Boden (von versamten Schosserrüben) keimten. Sie wachsen immer zwischen der Saatreihe.
Beide Arten müssen jetzt unbedingt ausgerissen werden. Insbesondere wenn Sie die Sorte Smart Belamia (Conviso) ausgesät haben. Die sind B-Mittel resistent und dürfen auf keinen Fall versamen!
Disteln
Im Feld oder am Rand sieht man Distelnester. Bereits blühende Disteln müssen abgeschnitten werden. Disteln, die jetzt ca. 30cm hoch sind, können sehr gut mit dem Distel Spezialwirkstoff Clopyralid (Lontrel 100, Clio 100, Clopyralid oder Alopex) behandelt werden. Die Dosierung gemäss technischem Merkblatt wählen und Herbizidöl zusetzen.
Kartoffeln
Krautfäule-Wetter
Die Krautfäule ist ein Dauerthema. Das Wetter begünstigt Infektionen weiterhin. Auch wenn Befall da und dort gefunden wird, muss ein Befall immer noch gemeldet werden! Nur durch die Meldung kann ein Feldnachbar entsprechend reagieren.
Mais
Jetzt kein Terbuthylazin mehr
Wer spät gesäten Mais noch gegen Unkraut behandelt, muss jetzt die Herbizidwahl anpassen. Nach dem 30. Juni dürfen keine Terbuthylazin-haltigen Mittel mehr eingesetzt werden. Terbuthylazin hat es in: Spectrum Gold, Aspect, Pyran, Gardo Gold, Lumax, Prado, Successor T, Calaris, Topcorn.
Raps
Wasserrübenvergilbungsvirus (TuYV)
In Deutschland breitet sich dieses Virus im Rapsanbau stetig aus. Das Virus wird von der grünen Pfirsichblattlaus übertragen. Junge Rapspflanzen weisen rötlich-blau-violett verfärbte Blattränder auf. Die Symptome sehen ähnlich aus wie Phosphormangel oder Raps der auf verdichtetem Boden steht. Befallene Pflanzen haben eine verkleinerte Blattfläche, verringerte Wuchshöhe und weniger Seitentriebe. Anhand eines ELISA-Testes könnten verdächtige Rapspflanzen getestet werden. Die Rapssorten-Züchter bieten bereits einige Sorten an, die Tolerant gegen das Virus sind. In der Schweiz sind dies die TuYV-Virus toleranten Sorten Tempo und Architect.
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