Pflanzenbau News vom 4. Mai 2022
Pflanzenschutz im Feldbau
Auswirkungen der Paiv
3 wichtige Änderungen beim Einsatz von Pflanzenschutzmitteln
1.Verbotene Mittel
Am 13. April hat der Bundesrat das Verordnungspaket «parlamentarische Initiative (Paiv) in Kraft gesetzt. Die Fachstelle Pflanzenschutz informiert Sie über 3 wichtige Änderungen.
Wirkstoffe, die im Feldbau, Gemüsebau, Obst-Beeren- und Weinbau gemäss DZV ab 2023 verboten werden. Unter gewissen Voraussetzungen können folgende Wirkstoffe noch mit einer Sonderbewilligung (Sobew.) eingesetzt werden. Insektizide, alle Pyrethroide (bspw. Karate Zeon, Aligator). Herbizide: S-Metolachlor (bspw. Dual Gold), Metazachlor (bspw. Butisan S).
Bei folgenden Wirkstoffen sehen die Kantone keine Möglichkeit für das Erteilen einer Sonderbewilligung, weil noch Produkte zur Auswahl stehen. Dimethachlor (Brasan Trio, Colzor Trio) im Raps, Nicosulfuron (bspw. Nicogan) im Mais und für Terbuthylazin (bspw. Lumax, Gardo Gold) im Mais. Das bedeutet für Sie, Mittel mit den Wirkstoffen Dimethachlor, Nicosulfuron und Terbuthylazin müssen dieses Jahr aufgebraucht werden.
2. Erweiterte Abschwemmauflagen
Ab 2023 muss nicht nur zu Oberflächengewässern, sondern zusätzlich auch zu entwässerten Strassen und Wegen mit mehr als 2% Gefälle bei der Verwendung eines Pflanzenschutzmittels (auch ohne Abschwemmpunkte) generell 1 Abschwemmpunkt erreicht werden. Beim Einsatz von Mitteln mit mehr als 1 Punkt müssen die zusätzlichen Punkte auch erfüllt werden.
Die notwendigen Punkte werden durch Massnahmen in der Parzelle oder am Parzellenrand erreicht.
1 Punkt geben alle pfluglosen Verfahren oder ein 6m breiter begrünter Pufferstreifen zwischen der Strasse und dem Feld, anstelle des 50cm Streifens. Weitere Massnahmen sind im Mittelheft, Seite 114 beschrieben oder im Agridea-Merkblatt: Reduktion der Drift und Abschwemmung im Acker- und Gemüsebau. Wichtig, zu Oberflächengewässern muss das Abschwemmrisiko auf einer Distanz von 100m reduziert werden. Die Abschwemmauflage zu entwässerten Strassen und Wegen gilt nur auf dem an die Strasse/Weg anstossenden Parzelle.
3. Driftauflagen
Die Auflagen zur Reduktion der Drift werden ab 2023 verschärft. Bei jeder Anwendung von Pflanzenschutzmitteln muss die Drift generell um mindestens eine Stufe reduziert (1Punkt) werden. Dies kann mit driftmindernder Technik (bspw. Injektordüsen) erreicht werden. Die Driftauflagen haben aber mit den Abschwemmauflagen nichts gemeinsam. Mit Injektordüsen können Sie die Abschwemmauflagen nicht reduzieren.
Merkblätter und weitere Informationen finden sie hier: Agripedia: Fokus Agrarpolitik
Getreide
Weizen
Beim frühen Weizen ist teilweise bereits das Fahnenblatt sichtbar. Hier gilt es nun den Septoriadruck durch die Auszählung des 4. obersten Blattes zu ermitteln. Wenn die Bekämpfungsschwelle von 20% der 4. obersten Blätter mit Befall erreicht ist, sollte möglichst bald eine Behandlung durchgeführt werden. In den letzten Tagen fanden an höher liegenden Blättern Septoria-Infektionen statt, denn die Sporen werden mit Regentropfen auf höher liegende Blätter geschleudert. Ein grosser Teil dieser Infektionen wird mit dem Getreidefungizid noch abgestoppt. Wegen der langen Inkubationszeit werden die Symptome erst nach 1-2 Wochen sichtbar.
Kartoffeln
Krautfäule Prävention
Die Frühkartoffeln werden jetzt abgedeckt. Dies ist der Zeitpunkt für die Präventionsbehandlung gegen Krautfäuleprimärherde mit einem teilsystemischen, kurativen Fungizid. Mit dieser Behandlung können wir dem Entstehen einer frühen Krautfäule-Epidemie vorbeugen. Wenn sie verdächtige Stauden oder Blattsymptome feststellen, melden Sie sich bei uns oder ihrem Berater.
Fiona Eyer, Georg Feichtinger, Markus Hochstrasser, Fachstelle Pflanzenschutz
Zuckerrüben
Blattläuse
Das Monitoring zur Überwachung der grünen Pfirsichblattlaus hat in unserer Region diese Woche begonnen. Auf diesen Kontrollen haben wir noch keine grünen Blattläuse festgestellt. Die schwarze Rübenblattlaus ist aber in allen Feldern präsent. Wir haben Befälle zwischen 10-40% festgestellt.
Diese sind noch unter der Bekämpfungsschwelle von 50% im 4 Blattstadium. In frühen Feldern wird nächste Woche das 6 Blattstadium erreicht. In dieser Phase steigt die Bekämpfungsschwelle auf 80% der Pflanzen mit schwarzen Läusen. Mit einer Behandlung mit Pirimicarb muss jetzt noch zugewartet werden. Wenn die grüne Blattlaus in den nächsten 7-10 Tagen auftaucht und behandelt werden muss, erfassen Acetamiprid (Bsp. Gazelle SG) oder Spirotetramat (Movento SC) die schwarzen Blattläuse auch. Zudem sind bereits erste Nützlinge wie der Marienkäfer oder die Florfliege in den Zuckerrüben zu finden. Sie helfen die Blattläuse zu dezimieren.
Schnecken
Die Schnecken können die Rüben bis ins 4-6 Blattstadium schädigen. Bestände im 2-4 Blatt müssen nach wie vor überwacht werden. Das aktuelle Wetter verursacht eine höhere Schneckenaktivität als in vergangenen Jahren.
Herbizid
Viele Parzellen sind dank der ausreichenden Bodenfeuchte und der damit verbundenen guten Wirkung der Bodenherbizide sehr sauber. Dennoch gilt es Problemunkräuter im Auge zu behalten und allfällige Korrekturbehandlungen zu unternehmen. Für alle mit Conviso Smart Zuckerrüben gilt es den zweiten Split nach 14 Tagen zu wiederholen.
Luzi Schneider, Schweizerische Fachstelle für Zuckerrübenbau
Biolandbau
Dank des wechselhaften Wetters mit Regen und sonnigen, warmen Temperaturen wachsen die Kulturen üppig.
Folgende Feldarbeiten stehen im Bioackerbau an:
- Sommergetreide/Wintergetreide: In den Getreidekulturen können noch mit späten Striegeldurchfahrten allfällige Klebernester ausgekämmt werden. Zusätzlich lohnt es sich in die Getreidebestände reinzuschauen und auf allfällige Krankheiten zu überprüfen. Die letzten drei Wochen herrschte zum Beispiel ideales Gelbrostwetter, die ersten Infektionen im Dinkel wurden bereits beobachtet. Hier lohnt es sich Beobachtungen zu notieren und allfällige Schlüsse auf die Bewirtschaftung zu tätigen (Gelbrost als obligater Parasit überdauert gerne auf Ausfallgetreide Fruchtfolge, Ausfallgetreide bearbeiten). Bei einem starken Befall kann man ev. auch die verwendete Sorte überdenken.
- Soja: Die ersten Soja Pflänzchen laufen auf. Hier können erste Hackdurchfahrten durchgeführt werden. Zur Unkrautbekämpfung in der Reihe kann die Soja problemlos in diesem Stadium angehäufelt werden (feines Saatbett).
- Mais: Die Maissaat steht vor der Tür – Erste Felder wurden hierzu bereits gepflügt, resp. gefräst. Zur Unkrautminderung lohnt es sich ein falsches Saatbett anzulegen (je nach Bodenzustand mit einer Federzinkenegge oder bereits mit der Kreiselegge). Vor der Saat kann das Feld dann nochmals überstossen – resp. die Unkräuter mit einem Striegel ausgestriegelt werden.
- Sonnenblumen: Aufgelaufene Sonnenblumen können vorsichtig bei Erscheinen des ersten echten Blattpaares gestriegelt werden. Hackdurchgänge sind ab dem Auflaufen der Kultur möglich – (mit Gänsefussscharen und Schutzscheiben). Ein Anhäufeln ist beim zweiten Hackdurchgang (2-4 Blattstadium – mit Sternenhacke) möglich.
Viktor Dubsky, Fachstelle Biolandbau
Veranstaltungen & Termine
Profiabend Ackerbau
Dienstag 17. Mai 2022
Programm: Profiabend Ackerbau 17.5.2022