Pflanzenbau News vom 31. August 2022
Raps
Raps keimt sehr rasch
Der Raps ist dieses Jahr besonders schnell aufgelaufen. Einige Rapsproduzenten wollten vor der Unkrautspritzung einen leichten Regen über den Acker lassen. Bei der Schneckenkontrolle wurde dann festgestellt, dass der Raps bereits nach 4 Tagen aufgelaufen aber noch nicht gespritzt wurde. Die meisten Vorauflauf Herbizide beinhalten die Wirkstoffe: Napropamid, Dimethachlor, Dimethenamid und oder Clomazone. Die Auflage, dass das Mittel im Vorauflauf bis 3 Tage nach der Saat angewendet werden muss, ist vor allem eine Auflage betreffend Verträglichkeit. Wendet man den Wirkstoff Clomazone bei gekeimtem oder aufgelaufenem Raps an, besteht eine höhere Gefahr, dass der Raps wie die Unkräuter ausbleichen. Die jungen Rapspflanzen gehen dann nicht ein, sie bleiben aber ein paar Tage in der Entwicklung stehen. Damit auf dem keimenden Raps möglichst kein Phytotox entsteht, ist das Einhalten der Bewilligungsvorgaben wichtig.
Erdfloh: Auflaufende Bestände kontrollieren
Einzelne Felder die bereits Symptome aufweisen, wurden durch den früher einfliegenden Kohlerdfloh angeschabt. Der Rapserdfloh springt erst bei kühlerem Wetter, das ist meist Anfang September der Fall, in die Rapsfelder ein. Gelbfallen zur Überwachung des Erdfloh-Einfluges müssen jetzt aufgestellt werden (Becken mit etwas Seife und Wasser, ebenerdig aufstellen).
Schnecken
Die Überwachung der Schnecken erfolgt durch Anlegen von Schneckenfallen. Diese sind jetzt täglich zu kontrollieren.
Mais
Maiszünsler
Wir stellen fest, dass der Maiszünsler dieses Jahr mehr Schäden verursacht als in den Vorjahren. Bei hohem Befallsdruck ist der Wirkungsgrad der Trichogramma-Schlupfwespen tiefer als bei einem schwachen Befall, zudem war es im Mais warm und trocken, was den Flug und die Eiablage des Maiszünslers begünstigte. Damit sich der Zünslerbefall nun nicht hochschaukelt, sollte die Feldhygiene beachtet werden. Mulchen der Stängel oder pflügen bis Ende April sind effektive Bekämpfungsmöglichkeiten.
Wir reden überall gerade intensiv darüber, wie der neue Abschwemmpunkt auf Feldern mit mehr als 2% Gefälle zu entwässerten Strassen/Wegen erreicht werden kann. Verzichten wir auf den Pflug, fällt eine effiziente Massnahme weg. Wenn wir den Maiszünsler effektiv kontrollieren wollen, dann muss diesen Herbst, vor der Weizensaat (im Mulchsaatverfahren) das Maisfeld gemulcht werden. Dadurch zerstören wir die Behausungen des Maiszünslers und der Befallsdruck wird im 2023 massiv reduziert.
Wiesen und Weiden
Simplex bis Ende August einsetzen
Das Mittel Simplex bekämpft sowohl Blacken, Disteln, Brombeeren wie auch den Japanknöterich oder Kreuzkräuter effektiv. Es darf auch auf Biodiversitätsförderflächen (Einzelpflanzenbehandlung) eingesetzt werden, falls dort die erwähnten Problempflanzen vorhanden sind. Ein Einsatz zum jetzigen Zeitpunkt macht Sinn, denn die Pflanzen beginnen nun ihre Reservestoffe für den Winter in die Wurzeln zu verlagern, damit sie im Frühjahr wieder möglichst schnell ausschlagen können. Dadurch wird auch das Pflanzenschutzmittel nach unten in die Wurzel verlagert und wirkt dadurch sicherer. Aber Achtung! Wer das Mittel auf Wiesen und Weiden noch einsetzen möchte, muss dies bis Ende August tun (bis Mittwoch), denn gemäss Bewilligung ist ein Einsatz zu einem späteren Zeitpunkt auf diesen Flächen nicht mehr erlaubt. Es gibt eine einzige Ausnahme: Die Bekämpfung von Japanknöterich auf Biodiversitätsförderflächen sowie auf Brachen (Bunt- und Rotationsbrachen) ist auch nach Ende August noch zugelassen. Allgemein beträgt die Wartefrist für das Mittel 3 Wochen und es darf nur alle 2 Jahre auf der gleichen Parzelle eingesetzt werden.
Markus Hochstrasser, Georg Feichtinger, Fiona Eyer; Fachstelle Pflanzenschutz
Biolandbau
Rapssaaten
Am Strickhof Partnerbetrieb Stiegenhof wurde vergangene Woche der Raps gesät. Diesen Sommer war die Konservierung des Wassers bei der Bodenbearbeitung ein besonders wichtiges Thema. Um dies zu erreichen, wurde nach dem Pflügen schon bald das Saatbett mit der Kreiselegge vorbereitet und der Boden mit einer Walze rückverfestigt. Ein relativ feines Saatbett bleibt ein wichtiger Faktor für einen guten Start der Biorapskultur. Die feinen Samen werden regelmässiger abgelegt und Schnecken finden weniger Unterschlupf.
Futterbauliche Überlegungen im trockenen Sommer 2022
Im Moment steht auf den Betrieben ein letzter Emdschnitt an. Neuansaaten von Kunstwiesen und Zwischenfutter stehen unterschiedlich da. Je nach Unkrautdruck wird ein Säuberungsschnitt aktuell. Ist genügend Futter vorhanden, kann die Verwertung als proteinreiche Graswürfel ein guter Weg sein, um Unkrautsamen zu reduzieren. Sehr frühe Saaten haben unter der Hitze und Trockenheit gelitten und konnten sich nicht optimal entwickeln; Äugsteln bleibt auch in diesem Jahr die bessere Strategie.
Je nachdem wie die Naturwiesen und Weiden durch diese trockenen Sommerwochen gekommen sind, empfiehlt es sich zu striegeln und eine Übersaat zu machen. Bei Wiesen, die extrem stark gelitten haben, erwägt der eine oder andere Landwirt auch den Umbruch und eine Neuansaat. Grundsätzlich haben sich aber die Weiden nach dem Regen sehr gut erholt. In Wiesenmischungen mit Luzerne und Mattenklee war dieses Jahr die trockenheitstolerante Luzerne klar im Vorteil.
Sojaernte
In den kommenden Wochen steht die Sojaernte an. Je nach Standort und Reifetyp erreichen die Bestände die Erntereife in den ersten drei Septemberwochen. Die Schotenhülsen wechseln ihre Farbe von grün über gelb zu braun, die Körner beginnen in den Hülsen zu rascheln. Die Sojapflanzen werfen den grössten Teil der Blätter ab.
Je nach Nutzungsart orientiert man sich an einer anderen optimalen Kornfeuchte. Für die Nutzung als Futtersoja wird die Ernte bei einem Wassergehalt von 12-14% empfohlen; fällt die Feuchtigkeit unter 11 Prozent, steigt die Gefahr von Bruchkörnern stark an.
Soll das Erntegut für Speisezwecke oder Saatgut genutzt werden, empfiehlt das Netzwerk «Legumes Translated» eine frühere Ernte; in diesem Fall sollte die Kornfeuchte bei 16% H2O liegen. Nicht nur Bruchkorn, sondern auch feine Mikrorisse reduzieren die Keimfähigkeit der Soja-Körner. Deshalb sollte auch beim Abtanken des Ernteguts mit einer möglichst schonenden Einstellung der Förderschnecke gearbeitet werden. Aus demselben Grund sollte die Drehzahl der Dreschtrommel so niedrig wie möglich gewählt werden.
Eine optimale Sojaernte beginnt bekanntlich bereits bei der Aussaat. Durch ein möglichst ebenes Saatbett und das Einwalzen vorhandener Steine, wird die Basis dafür gelegt, dass beim Dreschen das Schneidwerk tief geführt werden kann. Besonders in Jahren mit langsamer Jugendentwicklung oder Trockenheit im Frühling hängen im Herbst die untersten Schoten sehr tief. Im Biolandbau wird Soja üblicherweise in weiten Reihen angesät (25-50 cm) und das Unkraut mit der Hacke bekämpft. Hackdurchgänge können dazu führen, dass Erde und Steine in ungünstiger Weise hochgearbeitet werden. Deshalb sollte auch beim Hacken die Ernte im Blick behalten werden.
Katrin Carrel, Fachstelle Biolandbau