Pflanzenbau News vom 30. März 2022
Pflanzenschutz
Getreide
Aufgehellte Bestände
Wintergerste ist vielerorts im DC 30, Beginn Schossen, erst vereinzelt im DC 31, 1-Knotenstadium. Verkürzer zeigen im Stadium DC 31-32 beste Resultate. Das Verkürzen, jetzt vor dem Kälteeinbruch, ist nicht ratsam. Verkürzer benötigen Licht und Wärme. Beides fehlt in den nächsten Tagen. Werden gestresste Bestände (Nährstoffmangel, Morgenfröste, Wassermangel) vor einer Kältephase behandelt, wirkt der Verkürzer nicht, allenfalls schadet er sogar.
Viele Felder präsentieren sich gelb-grün. Sie sind gestresst. Diese Aufhellungen haben nichts mit Krankheiten zu tun. Ein Fungizid-Einsatz in dieser Trockenheit ohne Krankheitsdruck ist nicht angezeigt. Die Luft ist so trocken, dass wir tagsüber eine Luftfeuchtigkeit von unter 30% haben, da finden keine Pilzinfektionen statt. Lassen Sie das Fungizid und den Verkürzer, wo er ist - im Schrank.
Raps
Stängelrüssler
Die Hauptschadenphase der Stängelrüssler ist vorbei, weil der Raps jetzt bereits 30cm lang ist. Auf Feldkontrollen haben wir meist nur einen sehr schwachen Befall festgestellt. Ausser in lückigen, schlecht versorgten Beständen wurden spät, unter der Hauptknospe, viele Eier abgelegt. Dünne, schwächelnde Bestände werden von Schädlingen bevorzugt aufgesucht. Vielleicht ist das wegen den dünneren Zellwänden oder weil gestresste Pflanzen einen intensiveren typischen Duft absondern. Dies erkennt man jetzt an dem sich unter der Hauptknospe krümmenden Trieb. Die Seitentriebe können sich bei spätem Einstechen in den Haupttrieb unbeschadet entwickeln. Das zeigt, dass die Eiablagen sehr spät erfolgten. Frische Eiablagen weisen einen kleinen gelben Safttropfen auf, der aus dem gebohrten Loch austritt. Abgelegt Eier oder im Stängel geschlüpfte Larven können nicht mehr bekämpft werden.
Glanzkäfer
Der Raps ist im DC 53-55, Einzelpflanzen haben in frühen Lagen bereits mit Blühen begonnen. Die BKS ist im DC 53-55 bei 6 Käfern im Durchschnitt je Pflanze, bei schwachem Bestand bei 4. Im Stadium DC 57-59 (kurz vor dem Aufblühen, 10 bzw. 7 Käfer im Durchschnitt je Pflanze). Wird diese überschritten, wäre eine Bekämpfung angezeigt gewesen. Werden nur 2-3 Käfer im Schnitt gezählt, ist die notwendige Bor-Behandlung ohne Insektizid Zusatz durchzuführen. Am Rand hat es immer mehr Käfer als im Feldinnern, das ist in der Zählung zu berücksichtigen. Wenn es nach dem Wintereinbruch wieder wärmer wird, werden die meisten Felder mit Blühen beginnen, dann müssen die Glanzkäfer nicht mehr bekämpft werden.
Mais
Trichogramma bestellen
Die Maiszünsler-Bekämpfung beginnt im April, mit dem Mulchen oder Unterpflügen der alten Maisstorzen. Hat es Mulchsaaten ohne vorgängiges schlegeln der Storzen in der Umgebung, ist der Einsatz von Trichogramma-Schlupfwespen empfohlen. Diese können seit einigen Jahren bequem mit der Drohne ausgebracht werden. Die Firmen Agroline und Omya nehmen Bestellungen bis 20. April, die Andermatt Biocontrol bis 15. Mai entgegen.
Autoren: Markus Hochstrasser + Georg Feichtinger, Fachstelle Pflanzenschutz
Zuckerrüben
Die lang ersehnten Niederschläge treffen ein. In der Ostschweiz sind praktisch 100% der Rüben gesät. Die ersten Zuckerrüben zeigen sich bereits im Keimblattstadium an der Bodenoberfläche. Trotz dem trockenen Oberboden sind die Zuckerrüben dank der ausreichenden Restfeuchtigkeit auf der Tiefe der Saatgutablage gekeimt. In den nächsten Tagen erhalten die Zuckerrüben zusätzlich von oben Feuchtigkeit, dass hilft insbesondere allen Pillen, die im Trockenen gelegen haben. Dies sollte dazu führen, dass mit einem regelmässigen Aufgang gerechnet werden darf. Neben dem Regen kommen in den nächsten Tagen die kühlen Temperaturen zurück. Wo nicht zwingend angezeigt, kann mit einem Herbizidsplit noch zugewartet werden. Für all diejenigen, welche bereits in der ersten Märzdekade gesät haben, ist eine genaue Beurteilung der Situation notwendig. Da aber mit Frost zu rechnen ist, ist die Applikation von Herbiziden ein zusätzlicher Stressfaktor. Da bereits nächste Woche wieder mit schönen Tagen zu rechnen ist und die Regenmenge nicht übermässig ist, kann getrost zugewartet werden. Die Befahrbarkeit der Böden wird gemäss den jetzigen Aussichten kein Problem darstellen. Zudem wird die Feuchtigkeit den Herbizideinsatz in seiner Wirkung unterstützen. Die kühleren Temperaturen dürften ebenfalls die Aktivität von Schädlingen einschränken – Kontrollen sind dennoch angesagt.
mehr Informationen: Zuckerrüben-News KW 13 Zürcher-Bauer
Autor: Luzi Schneider, Schweizerische Fachstelle für Zuckerrübenbau
Biolandbau
In gut entwickelten Getreidebeständen erlaubte das sonnige Wetter einen zweiten Hackdurchgang im Getreide mit weitem Reihenabstand und die Einsaat von Untersaaten (siehe Beispiel unten). Diese Bestände werden nun vom feuchten Wetter profitieren und aufkeimen. In späten Lagen kann die Einsaat der Untersaat auch nach dem Regen bis Ende Bestockung erfolgen. Was durchaus noch möglich ist im Biogetreide, ist eine zweite Güllegabe, sowie eine zweite Striegeldurchfahrt in späten Beständen (nach dem Regen) sowie in Körnerleguminosen. Hier werden dank den Niederschlägen die Unkräuter in den oberen Schichten keimen. Darum unbedingt, sobald es wieder trockener wird, einen kurzen Blick auf die Kulturen werfen.
Beispiel Hacken von Getreide mit weitem Reihenabstand
Der vorliegende Weizen wurde auf 37.5 cm gesät (bei der Saat wurden 2 von 3 Scharen zugemacht). Die Saatmenge wurde nicht reduziert. Ziel bei diesem Verfahren ist eine hohe Bestandesdichte in der Reihe à hohe Konkurrenzkraft gegenüber Ungräsern (Fuchsschwanz, Windhalm etc.). Dank dem Reihenabstand kann dieser Weizen gehackt werden – ein Striegeleinsatz ist nicht erforderlich. Dies ist nicht zu verwechseln mit der weiten Saat zur Förderung von Feldhase und Feldlerche in Vernetzungsprojekten. Ein erster Hackdurchgang erfolgte am 3. März. Anschliessend wurde der Weizen mit 30 Kubik/ha Schweinegülle gedüngt. Der zweite Hackdurchgang erfolgte am 25. März 2022. Nach dem Hackdurchgang wurde eine Untersaat eingesät. Auf dem vorliegenden Feld, Englisch Raygras rein, andere Untersaaten wären durchaus auch möglich. Die Unkrautbekämpfung konnte somit in der warmen und sonnigen Periode optimal durchgeführt werden. Der Weizen und die Untersaat profitieren nun von den eingetretenen Regenfällen. Die Feldarbeiten auf dieser Parzelle sind bis zum Drusch abgeschlossen, die Ertragserwartung vom Weizen liegt bei 50-60dt/ha.
Autor: Viktor Dubsky, Fachstelle Biolandbau