Pflanzenbau News vom 28. September 2022
Zuckerrüben
Vorerntekontrolle
Beurteilen Sie jetzt, wie zufrieden Sie mit der angebauten Sorte sind. Wer in einem so trockenen Jahr wie dem 2022 mehrmals gegen Cercospora behandeln musste, setzt im nächsten Jahr unter Umständen eher auf eine Sorte, die eine bessere Resistenz gegen die Krankheit aufweist. Im Rübenpflanzer, der Information der schweizerischen Fachstelle für Zuckerrüben finden Sie in der Leistungsprüfungstabelle Informationen dazu. Noten unter 3.0 sind Sorten mit guter Cerco Abwehr. Es ist zu erwähnen, dass nicht alle Conviso-Sorten gleich gut gegen Cercoblattflecken aufgestellt sind. Smart Mania und Smart Arosa haben eine Cerco-Note von > 3.0.
Link: Mitteilung KW 39: Die Königin der Ackerkulturen
Raps
Erdflöhe
Das regnerische Wetter der vergangenen Woche hat dem Raps geholfen die Erdflohschäden zu kompensieren. Eine Erdflohbehandlung auf die Käfer ist zum jetzigen Zeitpunkt an den meisten Orten nicht nötig. Zudem haben die Eiablagen bereits stattgefunden. Die bewilligten Pyrethroide haben keine Eierwirkung. Konzentrieren wir uns auf eine mögliche Larvenbekämpfung Ende Oktober. Die Eiablagebedingungen in diesem Jahr sind sehr gut. Aufgrund des Wetters (regnerisch, kühl) rechnen wir damit, dass viele Eier überleben. Mitte bis Ende Oktober schauen wir mit der Berlese-Methode, wie viele Erdfloh-Larven sich in den Blattstielen der Pflanzen befinden. Dabei werden 5 x 5 Rapspflanzen über dem Boden abgeschnitten, die Blattspitzen entfernt (Blattstiele sind wichtig). Diese Pflanzen werden anschliessend auf ein Gitter ausgebreitet, welches wir auf ein Becken mit etwas Wasser und Spülmittel platzieren. Das Ganze kommt in einen warmen Raum, beispielsweise in die Heizung. Das Trocknen treibt die Larven aus den Rapspflanzen und sie fallen in das darunterliegende Becken. Dort kann dann gezählt werden, wie viele Larven in den Pflanzen waren. Die Bekämpfungsschwelle (BKS) ist erreicht, wenn 2-5 weisse Larven im Durchschnitt je Pflanze ausgezählt werden. Wir informieren zu gegebener Zeit und je nach Druck darüber, welche Art von Sonderbewilligung für den Einsatz eines bewilligten Pyrethroides beantragt werden muss (Regionale oder Einzelbewilligung).
Keimpflanzen werden manchmal auch von anderen Erdflöhen geschädigt, beispielsweise dem Kohlerdfloh. Die Larven dieser Arten fressen meist an Wurzeln oder am Wurzelhals, sie verursachen im Vergleich zur Rapserdfloh-Larve keine relevanten Schäden.
Die Rübsenblattwespen findet man vereinzelt in den Rapsfeldern. Sie sind bei kühlem, regnerischem Wetter weniger aktiv.
Verkürzung
Ist der Raps im Sechsblattstadium und wird er intensiv angebaut, steht der Einsatz eines Fungizids mit verkürzender Wirkung an. Dieses verhindert ein frühzeitiges Schossen im Herbst. Als Nebeneffekt wird der Phomapilz bekämpft, die Winterfestigkeit der Pflanzen verbessert und das Wurzelwachstum gefördert. Die Verkürzung bewirkt auch, dass die gebildeten Zellen weniger gross werden, das führt zu kleineren Blättern und auch dazu, dass die Pflanzen weniger Wasser enthalten und somit winterharter werden. Aber Achtung: keine geschwächten Bestände behandeln! Geschwächte Pflanzen würden eher geschädigt. Warten Sie bis sich die Bestände vom Erdflohbefall erholt haben. Für eine Verkürzung stehen unterschiedliche Mittel zur Verfügung: Bei Caryx sollten die Rapspflanzen im 4- bis 6-Blattstadium in einer reduzierten Aufwandmenge von 1 L/ha ausgebracht werden. Bei Toprex/Corex sowie Tebucur 250 und Tebusha 25 muss darauf geachtet werden, dass alle Pflanzen mindestens im 4-Blattstadium sind, weil sie sonst vom Mittel geschädigt werden. Weiter stehen noch Sirocco/Caramba, Tilmor sowie Horizont/Fezan zur Erhöhung der Standfestigkeit zur Verfügung. Einzelne dieser Mittel haben bereits Drift- und Abschwemmauflagen. Diese sind zu beachten. Mittel und Auflagen siehe Mittelheft, Seite 24.
Markus Hochstrasser, Georg Feichtinger, Fiona Eyer
Biolandbau
Besonderheiten bei der Aussaat von Biogetreide
Wer neu in das Produktionssystem Biolandbau einsteigt, ist sich bewusst, dass er künftig auf den Einsatz von chemisch-synthetischen Pflanzenschutzmittel wie Herbizide verzichtet. Wenn das Unkraut im Biogetreide nur mit vorbeugenden Massnahmen und direkt mit Striegel, Hacke oder von Hand bekämpft wird, gilt es mit möglichst grosser Wirkung an allen Stellschrauben des Anbausystems zu drehen.
Fruchtfolge und alternative Anbausysteme
Mit der Fruchtfolgegestaltung und dem Wechsel zwischen Kunstwiese, Sommer- und Wintersaaten wird ein wichtiger Grundstein betreffend Pflanzengesundheit und Unkrautdruck gelegt. Ein hoher Anteil an Herbstsaaten kann zu einer starken Vermehrung der typischen Ungräser Acker-Fuchsschwanz und Windhalm führen. Neben einer mehrstufigen Stoppelbearbeitung greifen Bio-betriebe auch auf den Anbau in weiten Reihen zurück, in denen gehackt werden kann. Im Frühling besteht nach dem letzten Hackdurchgang die zusätzliche Möglichkeit einer Untersaat. Gemäss Untersuchungen des FiBL führt das Anbausystem «weite Reihe» zu leichten Mindererträgen, sofern eine Reihenweite von mehr als 24cm gewählt wird. Die Reihenweite richtet sich grundsätzlich nach den Schar-Abständen der verfügbaren Hackgeräte, die Saatdichte innerhalb einer Reihe kann nicht beliebig erhöht werden, weil sonst der Bestand nur noch ungenügend abtrocknet, so dass der Krankheitsdruck deutlich ansteigt.
Biosorten, Sortentypen und Saatdichte
Üblicherweise wird jedoch auch im Biogetreide mit einer Reihenweite von 12cm gesät. Dabei wird in der Regel die konventionelle Saatdichte um 10 Prozent erhöht, um Pflanzenverluste zu kompen-sieren, die bei der mechanischen Unkraut-Bekämpfung auftreten. Die Bio-Pflanzenzüchtung hat
Sorten hervorgebracht, die für den Biolandbau besonders geeignet sind. Die Getreidesorten der Bio-Sortenliste wurden unter Biobedingungen selektiert und geprüft. So haben Weizensorten des Getreidezüchters Peter Kunz unter normalen Anbaubedingungen eine Halmlänge von 100cm und mehr und sind dadurch sehr konkurrenzstark gegenüber Unkraut. Gleichzeitig sind Biosorten tole-rant gegenüber Krankheiten, verfügen über ein gutes Nährstoff-Aneignungsvermögen bei rein organischer Düngung und haben auch ohne den Einsatz von Halmverkürzern eine gute Standfestig-keit.
Grundsätzlich lohnt es sich, die sortenspezifische Empfehlung des Züchters zu beachten. Im Bio-Anbau kommen zum Teil andere Sortentypen zum Einsatz als auf konventionellen Betrieben. Dies gilt zum Beispiel beim Roggen. Im Bio-Roggenanbau werden Populationssorten verwendet, im ÖLN werden vermehrt Hybridsorten gesät. Dementsprechend liegt die empfohlene Saatdichte beim Bio-Roggen bei 300-350 Körnern pro Quadratmeter, bei der Hybridsorte Serafino liegt die Empfeh-lung für die mittlere Saatmenge mit 200 Körnern deutlich tiefer. Auffällig ist auch die grosse Band-breite bei der zwei- und sechszeiligen Gerste (z.B. Winter-Braugerste). Je nach Sorte werden Saat-dichten von 300-475 Körnern empfohlen. Schliesslich bestimmt auch der Saatzeitpunkt die optimale Saatdichte. Weizen und Dinkel sind dabei am tolerantesten gegenüber einer späten Aussaat und können je nach Standort bis Anfangs Dezember gesät werden. Für Winterroggen, Winterhafer und Wintergerste liegt der späteste Saatzeitpunkt zwischen Mitte und Ende Oktober. Je nach Getreide-art muss die Saatdichte für Spätsaaten um 50-100 Körner erhöht werden.
Sortenliste Biogetreide 2023: www.bioaktuell.ch und www.fibl.org > Infothek > Downloads und Shop
Katrin Carrel, Fachstelle Biolandbau