Pflanzenbau News vom 27. April 2022
Pflanzenschutz im Feldbau
Gerste vor Sprenkelnekrosen schützen
Wintergerste im DC 39, jetzt Verkürzen und vor Sprenkelnekrosen schützen; Weizen ist gesund, ausser er litt unter dem Herbizid oder dem Verkürzer. Standfestigkeit prüfen. Auflagen zu Biotopen und Abschwemmung beachten. Berufkraut jetzt ausstechen.
Getreide
Wintergerste Verkürzen und vor PLS-Flecken schützen
Die Bestände schieben das Fahnenblatt oder es ist bereits entfaltet. Die Gerste befindet sich im Stadium DC 39. In intensiv geführten Beständen ist jetzt das optimale Stadium für die letzte Verkürzung, die das Abknicken der Ähren verhindert. Dafür steht der Wirkstoff Ethephon oder das neue Mittel Terpal zur Verfügung. In ersten Feldern sind bereits die Grannenspitzen sichtbar. Das ist dann schon das Stadium DC 51. Die meisten Fungizide in Wintergerste sind nur bis ins Stadium DC 51 bewilligt (Ausnahme: Pandorra, bis DC 61).
Der Wetterwechsel begünstigt ab diesem Mittwoch die Sprenkelnekrosen (PLS), welche die grüne Blattfläche frühzeitig zum Absterben bringen. Sprenkelnekrosen sind eine Kombination eines Pilzes (Ramularia collo cygni) und dem Wetterwechsel. Wenn nach einer kühlen Regenphase schönes und sehr strahlungsintensives Wetter herrscht (wie jetzt), werden im Blatt freie Radikale gebildet. Diese lösen die Zellmembranen auf und der Pilz, der latent vorhanden ist, kann sich rasant schnell ausbreiten. Die freien Radikale und ein Pilztoxin führen zu einem vorzeitigen Absterben der Blätter. Geeignete Fungizide (Mittelheft, Seite 12) können diesen Effekt stark bremsen, so dass die Blätter länger grün bleiben und Assimilate bilden können. Auf älteren Blättern findet man Blattflecken (Rhynchosporium) und je nach Sorte auch etwas Netzflecken. Doch das Hauptaugenmerk richtet sich jetzt auf die Sprenkelnekrosen.
Winterweizen
Der Weizen ist momentan je nach Saatzeitpunkt im 1-Knoten- bis 2 Knotenstadium. In vielen Fällen sind die Bestände sehr gesund. In gewissen Feldern sieht es aber nach einem schlimmen Septoriabefall aus. Die massiven Blattschäden kommen wahrscheinlich noch vom Verkürzer oder vom eingesetzten Herbizid. Diese Nekrosen begünstigen nun den Septoriapilz, weil dieser geschwächte Bestände bevorzugt. Der Regen der letzten Tage befördert vorhandene Sporen auf höhere Blattetagen. Die Septoriakontrolle findet im Stadium DC 37 statt. Es wird das 4. unterste Blatt kontrolliert.
Abschätzung der Standfestigkeit
Im Winterweizen kann man prüfen, ob der Verkürzer ausreichend gewirkt hat, indem man mit der Hand 5-10 cm über dem Boden durch den Weizen streift, ihn herunterdrückt und ihn dann abrupt loslässt und beobachtet wie sich die Halme danach verhalten. Im genügend standfesten Weizen schwingen die Halme rasch an ihre Ausgangsposition zurück und federn nicht mehr gross nach. Zu schwacher oder nicht standfester Weizen schwingt langsam zurück ohne zu federn oder bleibt sogar etwas in der gedrückten Position liegen. In diesem Fall besteht die Möglichkeit mit einem geeigneten Verkürzer eine Nachkürzung vorzunehmen.
Auflagen
Drift
Es gibt nicht nur die Driftauflage zu Oberflächengewässern, sondern auch die zu Nichtzielpflanzen in Naturschutzflächen oder Biotopen, die gemäss dem Natur- und Heimatschutzgesetz (NHG) ausgeschieden wurden. Als Beispiel nehmen wir das Herbizid Concert SX. Es hat eine 20m Driftauflage zu solchen Flächen. Man kann diesen Abstand mit driftmindernder Technik (um 2 Stufen) auf 3m reduzieren. Es geht sogar auf 0 Meter, dafür sind aber die speziellen 95% Driftreduktionsdüsen nötig. Siehe Mittelheft G34, Seite 64 und Tabelle auf Seite 114.
Abschwemmung
Abschwemmauflagen zu Oberflächengewässern sind in Feldern mit mehr als 2% Gefälle zum Gewässer hin einzuhalten. Ab nächstem Jahr müssen diese Auflagen auch zu entwässerten Strassen und Wegen eingehalten werden (Entscheid des Bundesrates vom 13.4.2022, Parlamentarische Initiative). Als Beispiel nehmen wir Equip Power im Mais (siehe Bild) mit 2 Abschwemmpunkten (SPe 3(A) 2 Punkte). Im vorliegenden Fall können beispielsweise mit Mulchsaat (1 Punkt) und mit einem 6m breiten bewachsenen Pufferstreifen (1 Punkt) die geforderten 2 Punkte erreicht werden. Man kann auch das Mittel wechseln und eines ohne Abschwemmauflagen auswählen. Ab 2023 muss generell auf Feldern mit mehr als 2% Gefälle, zu einer entwässerten Strasse hin, das Risiko der Abschwemmung um 1 Punkt reduziert werden, auch wenn ein Pflanzenschutzmittel ohne Abschwemmauflagen eingesetzt wird. Details und weitere Massnahmen sind im Agrida-Merkblatt Drift und Abschwemmung oder im Mittelheft beschrieben.
Berufkraut
Jetzt unbedingt bekämpfen!
Das Berufkraut ist jetzt noch an den meisten Orten im Rosettenstadium. Der perfekte Zeitpunkt um das lästige Unkraut zu bekämpfen. Das Kraut, welches ursprünglich aus Nordamerika zu uns gekommen ist, kommt hauptsächlich auf Biodiversitätsförderflächen vor.
Da das Berufkraut mit Flugsamen verbreitet wird, sollten unbedingt auch Flächen kontrolliert werden, die im letzten Jahr noch keinen Befall gezeigt haben. Denn eine einzige Pflanze produziert bis zu 50'000 Samen. Fliegt also nur ein keimfähiger Samen ein und entsteht daraus eine Pflanze, können bereits im Folgejahr schon hunderte neue Pflanzen keimen.
Die invasive Pflanze kann vor allem an ihrer hellen Farbe erkannt werden. Im Vergleich zu den restlichen Pflanzen auf einer BFF Fläche ist das Berufkraut sehr hellgrün. Bei genauerem Hinschauen sieht man ausserdem, dass es mehr oder weniger behaart ist und die Blätter leicht gelappt sind. Im Moment ist das Berufkraut je nach Standort noch in der Rosettenform oder beginnt bereits mit dem Bilden eines Stängels.
Falls Sie auf Ihren Flächen Berufkraut feststellen, sollte dies möglichst bald bekämpft werden. Die einzig richtig effiziente Massnahme ist das Jäten des Unkrautes. Dabei muss unbedingt darauf geachtet werden, dass die Wurzel mitausgerissen wird. Wird die Pflanze nur oberflächlich abgerissen, treibt sie sehr stark aus und wird noch viel buschiger. Am einfachsten gelingt das Jäten nach einem kleinen Regen. Sie bekommen das Berufkraut am besten zum Boden raus, indem Sie mit einem Schraubenzieher oder einem Blackeneisen neben der Pflanze einstechen und diese mit der Wurzel an die Oberfläche hebeln. Solange das Berufkraut nicht blüht, kann es liegen gelassen werden. Achten Sie aber darauf, dass Sie einen Haufen machen und diesen ein paar Tage später kontrollieren, damit das gejätete Unkraut nicht wieder anwächst.
Sollten Sie bei der Bekämpfung des Berufkrautes fachliche Unterstützung brauchen, zögern Sie nicht, uns zu kontaktieren. Gerne suchen wir für Ihren Betrieb die optimale Bekämpfungsstrategie.
Fiona Eyer, Georg Feichtinger, Markus Hochstrasser; Fachstelle Pflanzenschutz
Zuckerrüben
Die warmen Tage und der nun anhaltende Niederschlag unterstützen die Zuckerrüben in ihrer Entwicklung. Dank der Bodenfeuchte wirken die Bodenherbizide gut. Für weitere Splits ist die Bodenfeuchte zwingend zu berücksichtigen. Mit zunehmenden Niederschlägen und den damit verbundenen höheren Bodenfeuchten wirken die Bodenherbizide Metamitron, Venzar, Tanaris, Dual oder Spectrum stärker. Diese zunehmende «Aggressivität» ist vor allem bei den Bodenzusätzen zu beobachten. Daher gilt es die Situation genaustens zu beurteilen und die Zusätze nicht einfach blind beizumischen. Zudem sollte aktuell ca. 3kg Metamitron ausgebracht worden sein. Ist dies nicht der Fall, muss dieses Defizit ausgeglichen werden, so dass nach Abschluss der Herbizidbehandlungen total 4-5kg Metamitron appliziert wurden. Dort wo Melden, Knöteriche oder Hundspetersilie Probleme machen, kann ein Zusatz von maximal 200 g/ha Venzar die Wirkung verstärken. Dagegen steigt die Wirksamkeit der blattaktiven Mittel Debut oder Lontrel erst bei Sonnenschein und Temperaturen ab 15°C an. Debut zeigt Wirkung gegen Hundspetersilie, Ausfallraps, Kamille und Klebern.
Für all diejenige mit Conviso Smart Rüben ist der erste Split diese Woche wohl angesagt. Der zweite Split kann nach 14 Tagen wiederholt werden.
Das wüchsige und immer wieder feuchte Wetter haben in Kombination mit einem tiefen Erdflohdruck praktisch keine Schäden verursacht. Nach den erneuten Niederschlägen in den letzten Tagen und dem Erreichen des 2-4 Blattes der Zuckerrüben kann wohl gesagt werden, dass im 2022 mit keinen Schäden mehr zu rechnen ist. Nun kann man sich auf die Blattläuse vorbereiten. Aktuell wurden noch keine Blattläuse in den Saugfallen gefangen. Die Auszählung der grünen Blattlaus beginnt im Osten kommende Woche. Sollte ein Befall in Ihrer Region auftreten, werden Sie per SMS und App entsprechend jeweils Mitte Woche informiert. Solange Sie kein SMS erhalten, müssen Sie gegen die grüne Blattlaus nichts unternehmen. Für die Bekämpfung der schwarzen Blattlaus ist nach dem Erreichen der Bekämpfungsschwelle 80-100g/ha Pirimicarb ausreichend.
Luzi Schneider, Schweizerische Fachstelle für Zuckerrübenbau
Biolandbau
Optimale Entwicklung fördern, nächste Schritte planen
Bio-Getreide
Nach den ersten Striegeldurchgängen und der erfolgten Düngung folgt nun im Bio-Getreideanbau eine ruhigere Zeit. Durch die steigenden Temperaturen zeigen Weizen, Dinkel, Roggen und Gerste einen deutlichen Wachstumsschub. Es lohnt sich jetzt nochmals die Getreidefelder auf Klebern zu kontrollieren, damit diese vor dem Ährenschieben noch herausgestriegelt werden können.
Bio-Kartoffeln
Manchenorts sind die Kartoffeln bereits gesetzt, bei Lagerkartoffeln steht die Pflanzung zum Teil erst noch bevor. Beim Setzen ist besonders darauf zu achten, dass der Boden bei der Saatbettbereitung genügend abgetrocknet ist; Klutenbildung, Verdichtungen und Schmierschichten sollen vermieden werden. Kombinierte Arbeitsgänge reduzieren die Anzahl Überfahrten auf dem Kartoffelfeld. Idealerweise werden die Dämme nach der Pflanzung im gleichen Durchgang gestriegelt und mit Dammscheiben angehäufelt. Es empfiehlt sich, das Unkraut besonders nach den Niederschlägen gut im Auge zu behalten und die Unkrautbekämpfung ungefähr im 10-Tagesrthythmus zu wiederholen.
In Anbauverfahren, die sich an der regenerativen Strategie orientieren, wird vor der Kartoffelkultur eine Gründüngung angesät (z.B. Wintergrün), die zwei Wochen vor dem Setzen gemulcht und oberflächlich eingefräst wird (Arbeitstiefe ca. 5cm). Anschliessend kann der Boden mit dem Grubber gelockert werden. Kurz vor dem Setzen wird der Boden mit der Kreiselegge vorbereitet. Je nach Betriebsstrategie werden zum Setzen mit dem Fräsen Fermente, EM und/oder ein schnell verfügbarer Handelsdünger (z.B. Bio-Enne mit Schwefel) ausgebracht.
Bio-Ackerbohnen als Hackkultur
Wo Ackerbohnen in weiten Reihen angesät wurden, wird demnächst das Hacken aktuell; dieses ist ab dem 3-Blattstadium möglich. Davor wird der Unkrautdruck durch eine Unkrautkur vor der Saat und durch Blindstriegeln möglichst reduziert. Die Unkrautbekämpfung in Ackerbohnen hat einen doppelten Effekt: Einerseits wird die Unkrautkonkurrenz zurückgedrängt, andererseits trocknen wenig verunkrautete Bestände schneller ab, was den Krankheitsdruck reduziert. Auf Bio-Ackerbohnen ist dabei besonders die Schokolade- oder Braunfleckenkrankheit (Botrytis fabae) ein Thema. Wo die Anbaufläche von Ackerbohnen zunimmt, gilt es die Krankheitssituation im Auge zu behalten. Durch verschiedene indirekte Massnahmen wie Anbaupausen, Standort- und Sortenwahl (Resistenz, Standfestigkeit), eine nicht zu hohe Saatdichte und schliesslich die Unkrautbekämpfung kann der Befall mit Schokolade-Blattflecken auf möglichst tiefem Niveau gehalten werden.
Weitere Informationen zum Thema Bioackerbohnen und Krankheitsdruck finden Sie im Bereich Fachwissen der Fachstelle Biolandbau auf unserer Strickhof Homepage: https://www.strickhof.ch/publikationen/krankheitsdruck-in-bioackerbohnen-reduzieren/
Futterbau - den ersten Schnitt planen
Auch der erste Schnitt auf Natur- und Kunstwiesen wird bald aktuell, das Rispenschieben der Leitgräser steht in Tallagen kurz bevor. Eine gute Planung ist besonders für silofreie Betriebe sehr wichtig: Futterflächen am Südhang werden zuerst gemäht, Schattenlagen zuletzt. Neu angesäte Wiesen sollten ebenfalls früh geschnitten werden, um dem Versamen von Ackerfuchsschwanz und weiteren Unkräutern vorzubeugen.
Katrin Carrel, Fachstelle Biolandbau
Futterbau und Futterkonservierung
Eile und Weile
Der erste Jahresschnitt ist im Futterbau der wichtigste Schnitt. Er ist am ertragsstärksten und bringt am meisten MJ NEL-Ertrag und MJ NEL-Gehalt. Zudem ist der erste Schnitt auch der wichtigste bezüglich Bestandeslenkung, dies ist vor allem bei den Naturwiesen und den längerdauernden Kunstwiesen elementar.
Wo ist Eile angesagt
Neusaaten, die letztes Jahr nach der Getreideernte angesät wurden, konnten grösstenteils im Herbst nicht mehr genutzt werden, viele von ihnen wurden lediglich gemulcht. Bei Neusaaten, die vor allem nach Wintergerste gesät wurden, gibt es zum Teil sehr viel Gerste-Durchwuchs. Diese Durchwuchsgerste bestockte im Herbst so stark, dass der mitauflaufenden Kunstwiesen-Neusaat kaum Platz, genügend Licht und Nährstoffe bleibt. Damit die Neusaat zu einem gelungenen und ertragsstarken Bestand heranwachsen kann, muss nun so schnell wie möglich ein Säuberungsschnitt durchgeführt werden. Damit bekommt die Neusaat der Kunstwiese das nötig Licht und Platz, sie kann bestocken und sich entwickeln. Wenn zu spät geschnitten wird, weil man alle Grünlandflächen gemeinsam silieren möchte, läuft man Gefahr, dass die Gerste die Kunstwiesenmischung überwächst und verdrängt. Eine Woche früher oder später Schneiden kann entscheidend sein für die Entwicklung der Kunstwiese.
Wo ist Weile angesagt
Überwinterndes Zwischenfutter, welches gut mit Nährstoffen versorgt und nachgeschossen einwintern konnte, hat sich diesen Frühling so gut entwickelt, dass bereits lagernde Bestände anzutreffen sind. Die frühe Lagerung kommt daher, dass das blattreiche Zwischenfutter sehr dicht steht, die Bestockung des Raigrases wurde durch die vielen Frostnächte in diesem Frühling noch verstärkt. Nun ist die Versuchung gross, diese Bestände bereits zu schneiden, weil man bei späterem Schnitt tiefere Gehalte durch vergilbtes Futter an der Halmbasis befürchtet. Momentan befindet sich das Zwischenfutter im Stadium 2, also im 1 Knoten Stadium. In diesem Wachstumsstadium liegt der Ertrag etwa bei 20-25dt TS/ha, also auf einem Drittel des möglichen Ertrages. Ital. Raigras ist ein spätreifes Gras, das im Frühling nur sehr langsam an Qualität abbaut. Darum macht es Sinn mit dem Schnitt abzuwarten, vor allem auch dann, wenn das Futterlager (zu)leer ist. Erfahrungen aus dem Vergangenen Jahr zeigen, dass trotz sehr spät geschnittenem Futter gute Milcherträge erzielt werden konnten. Abwarten bringt mehr Ertrag und Gehalt pro Fläche.
Hanspeter Hug, Fachbereich Futterbau und Futterkonservierung