Pflanzenbau News vom 21. September 2022
Gerste
Ackerfuchsschwanz auf Problemstandorten früh bekämpfen
Das im Herbst und Frühjahr keimende Ungras Ackerfuchsschwanz bevorzugt schwere Böden und wird durch pfluglosen Anbau begünstigt. Auf Problemstandorten mit schweren Böden können schon mal Felder mit einem Besatz von 100 Pflanzen pro Quadratmeter, im Extremfall bis 1000 /m2 entstehen (in solchen Fällen resultiert nach Pallutt und Flatter ein Ertragsverlust von 6 Tonnen je ha). Die mechanische Unkrautbekämpfung stösst da schon mal an ihre Grenzen. Wo der Striegel nicht mehr ausreichend wirkt, da muss auf Getreide in weiten Reihen ausgewichen werden, weil man da hacken kann. Bei hohem Ertragsniveau, im intensiven Anbau, ist der Wirkstoff Flufenacet ein wichtiger Baustein für eine erfolgreiche Ackerfuchsschwanz-Bekämpfung. Beratungsfälle der letzten Beratungssaison haben gezeigt, dass bei hohem Besatz, grobem Saatbett und zu wenig Feuchtigkeit, andere Wirkstoffe nicht ausreichend wirkten. Entscheidend für eine gute Wirkung der Herbizide sind verschiedene Faktoren. Auf Problemstandorten muss der Herbizideinsatz im Vorauflauf erfolgen, da die Bodenherbizide, die man im Herbst meist einsetzt, auf gekeimten oder Fuchsschwanz im 3 Blattstadium schlechter wirken. Zudem soll der Boden abgesetzt sein und möglichst keine Kluten aufweisen. Walzen ist in jedem Fall wichtig, dass vorhandene Kluten zerkleinert werden. Bodenherbizide gelangen bis 1.5 bis 2 cm tief in den Boden hinein und erfassen dort keimende Ungrassamen. Wenn 3-4 cm grosse Klümpchen verwittern geben sie Fuchsschwanzsamen preis, der keimen kann, weil sie von den Herbiziden nicht erreicht werden. Ein feuchter Boden oder ein feiner Regen nach der Behandlung bringen die Wirkstoffe in die gewünschte Tiefe. Ein Starkregen bringt zu viel Wasser, es verdünnt den Wirkstoff zu stark, eine unbefriedigende Wirkung ist die Folge. Flufenacet haltige Mittel (Bsp. Herold SC, Araldo, Miranda, Malibu etc.) zeigen in Versuchen im Vorauflauf eine sehr starke Wirkung. Dieser Einsatz ist dieses Jahr noch bis zum 10. Oktober möglich. Wo Ackerfuchsschwanz kein Thema ist, sind natürlich auch andere Wirkstoffe ausreichend. Der Wirkstoff Flufenacet wird abgebaut, dabei entsteht der Metabolit Trifluoracetat (TFA). TFA ist sehr persistent (nicht abbaubar) aber sehr mobil, deshalb wird er in Gewässern und dem Grundwasser nachgewiesen. Allerdings kommen die problematischen TFA-Mengen nicht aus der Landwirtschaft, sondern aus Klima und Kühlanlagen, Treibmitteln und weiteren Chemikalien. Flufenacet ist wegen der Persistenz seines Abbauproduktes bei uns auch auf der Substitutionskandidatenliste 9.1 auf dem Anhang des Aktionsplanes Pflanzenschutzmittel. Es ist daher angebracht, Flufenacet vermehrt nur dort einzusetzen, wo tatsächlich Ackerfuchsschwanzprobleme auftreten.
Zuckerrüben
Erdmandelgrasflächen melden
Seit dem 1. Januar 2021 gilt im Kanton Zürich eine Meldepflicht für das Erdmandelgras. Diese beinhaltet neben der Meldung an den Kanton auch eine gegenseitige Informationspflicht. Das bedeutet, dass befallene Felder zwingend dem Lohnunternehmer gemeldet werden müssen. Nur so kann die Ernte entsprechend geplant werden, damit keine Maschinen ungereinigt von verseuchten auf saubere Felder verschoben werden. Eine weitere Verbreitung des Erdmandelgrases kann nur verhindert werden, wenn alle Lohnunternehmer und Landwirte an einem Strang ziehen!
Das Erdmandelgras kann oberirdisch gut am dreieckigen Stängel, der fehlenden Behaarung, der hellgrünen Farbe sowie den typischen Blüten erkannt werden. Sollten Sie sich nicht sicher sein, ob es sich bei einer Pflanze um Erdmandelgras handelt, zögern Sie nicht, den Strickhof zu kontaktieren.
Link: Erdmandelgras - Meldepflicht im Kanton Zürich
Raps
Verkürzung, Erdflöhe und Rapsblattwespenlarven
Besonders wo schon um den 20. August gesät worden ist, konnte der Raps den Erdflöhen oftmals davonwachsen. Dort befindet er sich schon fast im 6-Blattstadium. Raps der Ende September mehr als 6 Blätter aufweist, hat die Voraussetzungen, dass er bereits im Herbst vor der Vegetationsruhe mit der Streckung beginnt. In diesem Fall besteht die Gefahr, dass der Vegetationspunkt weit über dem Boden oder sogar über der schützenden Schneedecke herausragt und geschädigt werden könnte. Verkürzt werden kann der Raps ab dem 4-Blattstadium. Diese Behandlung verbessert zusätzlich die Winterfestigkeit und fördert das Wurzelwachstum. Die Rapspflanzen sind im 4 Blatt eher empfindlich auf stark verkürzende Mittel oder Mehrfach-Mischungen. Wir empfehlen aus diesem Grund reduzierte Dosierungen in diesem Stadium. In diesem Jahr kann aber gut auf das 6-Blattstadium gezielt werden, da die Bestände mehrheitlich gleichmässig aufgelaufen sind und sich alle Pflanzen im Bestand im gleichen Stadium befinden. Spätestens bis zum 8-Blattstadium sollte die Verkürzung durchgeführt werden. Die Erdflöhe haben uns stark beschäftigt, denn das kühle Wetter lockt sie aus dem Sommerquartier (Waldränder, Maisfelder, Wiesen etc.) in die Rapsfelder. Wir sind bei der Bekämpfung noch immer in der Phase, wo Keim- oder Jungpflanzen geschützt werden müssen, dass keine Pflanzenverluste oder schwache Pflanzenentwicklungen entstehen. Auf das Vorhandensein von Larven in den Blattstielen, die später den Haupttrieb schädigen können, hat die frühe Bekämpfung keinen bedeutenden Effekt. Ab Mitte Oktober müssen dann mit der Berlese–Methode die Larven in den Blattstielen ermittelt werden. Befinden sich mehr als 2-5 Larven je Pflanze im Raps, ist eine weitere Insektizidbehandlung zur Verhinderung von Schäden angezeigt.
Erste leichte Rübsenblattwespen Frassschäden durch die samtschwarzen Raupen wurden verzeichnet. In vielen Fällen reicht die Nachwirkung des «Erdflohmittels» aus.
Markus Hochstrasser, Georg Feichtinger, Fiona Eyer; Fachstelle Pflanzenschutz