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Abgeerntete Felder laden ein zur Bearbeitung. >

Pflanzenbau News vom 20. Juli 2022

Themen dieser Woche sind: Kartoffeln: Krautfäule und Alternaria ¦ Zuckerrüben: Cercospora Blattflecken ¦ Stoppelbearbeitung: nach Getreide; nach Raps ¦ Maiswurzelbohrer ¦ Biolandbau: Wie weiter nach der Ernte? ¦ Futterbau & Futterkonservierung: Mähen oder abwarten?

Kartoffeln

Krautfäule und Alternaria

Die heissen Temperaturen setzten der Krautfäule zu. Das heisst aber nicht, dass es keine Infektionen mehr geben kann. Je nach Sorte und auch ob bewässert werden konnte ist entscheidend. Ist genügend Feuchtigkeit vorhanden, sind vereinzelte Infektionen möglich. Fungizidintervall beibehalten. Drei bis vier Tage vor dem Schlegeln oder Abbrennen der Stauden sollte ein Fungizid mit guter Sporenwirkung bzw. gutem Knollenschutz eingesetzt werden. Bei der Fungizidwahl ist auch auf eine gute Alternaria-Wirkung des Mittels oder der Mischkomponente zu achten.

 

Zuckerrüben

Cercospora Blattflecken

Die Rüben leiden unter der Hitze. Weil momentan aber eine sehr tiefe Luftfeuchtigkeit herrscht, ist die Gefahr einer Cercosporainfektion klein. Die nun liegenden Blätter würden den Wirkstoff eher schlecht aufnehmen und transportieren. Ein Intervall von 4 Wochen ist in dieser Situation angezeigt. Wichtig bei der Bekämpfung der Cercospora Blattflecken, auch mit den sehr gut wirksamen Fungiziden Proline oder Spyrale/Ethosan, ist die Mischung mit Kupfer. Von den verbleibenden Fungiziden ist Proline dasjenige, welches nicht auf der Liste 9.1 (besonderes Risikopotential) steht. 

Wenn die meisten Blätter bereits vergilbt sind, wird die Rübe sobald Niederschläge einsetzen, mit Blattneubildung beginnen. Bevor dann ein Fungizid eingesetzt wird, muss wieder genügend Blattmasse vorhanden sein. Bei Cercospora anfälligen Sorten ist unter Umständen mehr als eine Fungizidbehandlung nötig. Dabei ist darauf zu achten, dass der Triazol-Wirkstoff abgewechselt wird.

 

Stoppelbearbeitung

Nach Getreide ist es sinnvoll, sofort nach der Ernte eine oberflächliche Bodenbearbeitung durchzuführen (ca. 5-8 cm tief) bspw. mit einer Scheibenegge. Dadurch wird ein Teil des Ausfallgetreides zum Keimen gebracht und auch Drahtwurmeier werden reduziert. 

Nach Raps soll der Boden nicht sofort nach der Ernte bearbeitet werden, sonst werden Rapssamen vergraben, die in Folgekulturen noch nach mehreren Jahren keimen. Der Lichtkeimer Raps keimt an der Bodenoberfläche und braucht in diesem Jahr dazu zuerst einmal einen richtigen Regen. Der Ausfallraps darf beispielsweise vor Mais oder Zuckerrüben nicht als Gründüngung (Selbstbegrünung) stehen gelassen werden.

 

Mais

Maiswurzelbohrer

Auch in diesem Jahr muss der Maiswurzelbohrer (Diabrotica) wieder schweizweit überwacht werden. Aus diesem Grund wurden im Kanton Zürich Anfang Juli 15 Fallen auf Maisflächen an vordefinierten Standorten aufgehängt. 

Sollten Käfer gefangen werden, werden Sie an dieser Stelle zeitnah über die Funde informiert. Sollte ein Käfer in einer Falle gefunden werden, muss um den Standort herum ein sogenanntes abgegrenztes Gebiet errichtet werden. In diesem abgegrenzten Gebiet, darf auf den diesjährigen (2022) Maisparzellen, im Jahr 2023 nicht erneut Mais angebaut werden. Der Maiswurzelbohrer kann sehr effektiv über die Fruchtfolge kontrolliert werden, den die Larven im Boden können sich nur von Maiswurzeln ernähren. An anderen Wurzeln beispielsweise von Weizen oder Kartoffeln kann sich die Larve nicht ernähren. Mit dem Verzicht von Mais auf Mais wird also der Maiswurzelbohrer sehr effektiv in seiner weiteren Ausbreitung verhindert.

Maiswurzelbohrer Falle Diabrotica
Falle zur Überwachung des Diabrotica-Käfers bestehend aus Klebfolie und Pheromon. Die Duftstoffe locken die erwachsenen Tiere an.

 

Markus Hochstrasser, Georg Feichtinger, Fiona Eyer, FS Pflanzenschutz

 

Biolandbau

Wie weiter nach der Ernte?

Abgeerntete Felder, sonnige, trockene und heisse Tage. Und nun plötzlich Regen und bearbeitbare Böden. Welche Optionen bieten sich zur Bodenbearbeitung? Eine Kurzübersicht einiger Möglichkeiten.

Die Getreideernte ist nun mehrheitlich durch. Nach dem Regen von gestern Abend/Nacht bieten sich mehrere Möglichkeiten, wie man mit der Bodenbearbeitung weiterfahren kann.

Regulation von Unkräutern/Ausfallgetreide

  • Welche Unkräuter möchte ich bekämpfen? Bei einjährigen Unkräutern kann sehr gut flach gearbeitet werden – dank den trockenen Erntebedingungen gibt es keine Mähdrescherspuren der Oberboden ist genügend feucht, dass einfache gezogene Geräte, wie zum Beispiel eine Federzinkenegge eingesetzt werden können.
  • Optional können die Stoppeln auch mit einer Scheibenegge bearbeitet werden, um das Ausfallgetreide und Unkräuter so zum Keimen anzuregen. 
  • Mehrjährige Unkräuter – zum Beispiel Quecke: Hier können mit einem ganzflächig unterschneidenden Grubber mit Flügelschaaren die Queckenwurzeln an die Oberfläche befördert werden, wo sie dank dem heissen Wetter (MeteoSchweiz meldet für das kommende Wochenende wieder Temperaturen über 30°C – nächsten Regen erst am Dienstag) verdorren. 

 

Tipp: Das FiBL hat zur Stoppelbearbeitung einen Film mit einigen Möglichkeiten erstellt: 
Film «Neue Wege in der Stoppelbearbeitung»

 

Nachernte Getreide
Abgeerntete Felder laden ein zur Bearbeitung.

 

Ansaat einer Gründüngung/Zwischenkultur

Eine rasche Wiederbedeckung des Bodens wäre ideal für den Humusaufbau und die Bodengesundheit. Hier hat man zwei Möglichkeiten.

  • Eine risikoreiche: Den Boden mit einem geeigneten Gerät bearbeiten und früh säen, damit sich eine starke Gründüngung etablieren kann (falls einem die Wetterbedingungen hold sind).
  • Eine weniger risikoreiche: Auf kühlere + feuchtere Wetterbedingungen zuwarten, damit die gesäte Kultur nicht verdorrt (Stichwort: Äugsteln  August).

Tipp: Warum nicht einen Versuch wagen?

Bereits jetzt schon einen Teil der Flächen ansäen, auf welchen man eine Gründüngung säen möchte (idealerweise, die mit einer guten Wasserversorgung).

 

Raps

Vorbereitung zur Rapssaat treffen. Sortenwahl, Sammelstelle, Parzellenwahl abklären. Der Erdflohdruck scheint heuer gross zu sein  Erhöhung der Saatdichte erwägen. 

Möchte man den Pflug einsetzen, hat sich folgendes Anbauverfahren bewährt: Pflug Anfangs August (bei geeigneten Bedingungen, anschliessend Durchfahrt mit der Kreiselegge (nicht zu fein) – Den Raps danach mit der Sähkombination um den 20. August säen. Somit hat man einmal eine Unkrautkur durchgeführt und die Unkrautpopulation entsprechend reduziert.

 

Und zu guter Letzt – die Ruhe nach der Ernte geniessen. Die Getreideerträge waren heuer gut. Erste Rückmeldungen von Sammelstellen deuten ausserdem auf gute Qualitäten hin. Die Biofachstelle wünscht Ihnen einen frohen ersten August. Die nächste Ausgabe der Bio-Pflanzenbaunews erscheint wieder nach dem Nationalfeiertag.

Viktor Dubsky, Fachstelle Biolandbau

 

Futterbau und Futterkonservierung

Mähen oder abwarten?

Die aktuell heissen, trockenen und sehr sonnigen Tagen bieten sich bestens an, um ohne grossen Aufwand einen weiteren Schnitt im Futterbau durchzuführen. Das Beratungstelefon am Strickhof läuft deswegen heiss, sind doch viel Landwirte verunsichert, ob das Mähen wirklich Sinn macht bei solchen Extremwetterlagen. Das Futterbauteam bei Agroscope hat zu dieser Thematik umfassende Versuche unternommen, die daraus resultierende Erkenntnis führt zu einem eindeutigen Schluss: Mähen bei so trockenen, enorm sonnigen und heissen Bedingungen hat eine sehr deutliche Ertragsdepression zur Folge! Frisch gemähte Wiesen leiden noch viel heftiger als ungemähte Bestände. Die frisch gemähte Grasnarbe brennt viel stärker aus, der Wiederaustrieb und Regeneration des leidenden Bestandes verlangsamt sich deutlich. Die Gefahr, dass vor allem die Raigräser verdorren oder verbrennen und somit nicht mehr austreiben, steigt massiv. Weniger leiden werden die Kräuter und die Kleearten, namentlich der Weissklee, darum werden bei einem jetzigen Schnitt diese Anteile im Bestand deutlich zunehmen.

Was tun?

Der beste Rat ist, die Heisswetterlage abzusitzen und unmittelbar vor dem Wetterwechsel zu schneiden. In erster Linie geht es darum, den Bestand zu schützen und ihn möglichst fit zu halten für die kommenden Schnitte.

Gibt es auch Chancen?

Gemeine Rispe oder Straussgrasarten, also flachwurzelnde Filzgräser, leiden noch viel mehr unter diesen Bedingungen als gute Futterpflanzen. Diese können nun sehr effizient aus den Beständen herausgestriegelt werden. Doch auch diese Pflegearbeiten sollten möglichst unmittelbar vor dem Wetterwechsel durchgeführt werden, um die guten Futterpflanzen nicht zusätzlich zu stressen.

Hanspeter Hug, Fachbereich Futterbau und Futterkonservierung

 

PDF: Pflanzenbau News vom 20. Juli 2022