Pflanzenbau News vom 20. April 2022
Winterweizen
Wachstumsregulatoren in spätem Weizen
Der späte Weizen ist nun auch mehrheitlich im Ein- bis Zweiknotenstadium. Das ist je nach Sorte und Intensität der optimale Zeitpunkt zum Verkürzen oder zum Nachkürzen.
Septoria
Septoria wird im Stadium Fahnenblattschieben beurteilt. Der späte Weizen ist noch nicht so weit. Beim frühen Weizen zeigt sich aber ein anderes Bild. In diesen Beständen war sogar das drittoberste Blatt bei der letzten Infektion um den 8. April schon geschoben, weshalb eine Infektion bereits stattgefunden hat. Deshalb sollte in den frühen Beständen der Septoriabefall zeitig auf dem viertobersten Blatt erhoben werden. Weisen mehr als 20 von 100 viertobersten Blättern Septoriabefall auf, dann ist kurz vor oder bis eine Woche nach dem nächsten Niederschlag ein Fungizid einzusetzen.
Weitere Krankheiten sind noch immer wenige vorhanden. Der Mehltau wird bei den jetzigen Tag-Nacht-Temperaturschwankungen noch etwas zunehmen, die meisten Sorten wachsen diesem aber davon. Es ist kein Gelbrostwetter und wir haben auch bis jetzt keinen gefunden.
Wintergerste
Ährenknicken verhindern
Vielerorts schiebt die Gerste das Fahnenblatt oder hat es bereits geschoben. Dies ist der optimale Zeitpunkt einen Wachstumsregulator einzusetzen, um das Ährenknicken zu verhindern. Dazu werden ethephonhaltige Mittel eingesetzt. Sie wirken optimal ab 15°C. Da die Temperaturen aufs Wochenende hin wieder kühler werden, hätte Terpal, welches seit diesem Jahr auf dem Markt ist, einen Vorteil. Durch die Mischung von Ethephon und Mepiquatchlorid ist das Mittel temperatur- und lichtunabhängiger. Der Einsatz von Terpal sowie von Ethephon-haltigen Mitteln ist bis zum Sichtbar werden der Grannenspitzen (DC 49) möglich.
Sprenkelnekrosen
Sprenkelnekrosen entstehen vor allem dann, wenn auf eine Regenperiode eine Schönwetterphase folgt. Es entstehen im Blatt freie Radikale, die die Zellen von innen schädigen, was zum Absterben von Blattzellen führt. Dies ist nach der nächsten Schlechtwetterphase der Fall.
Maissaat
Krähenschaden verhindern
KWS hat ein neues Beizmittel mit dem Namen INITIO BirdPROTECT. Obwohl das Bird – Vogel mit im Namen steht, ist die Vergrämung nur ein Bestandteil der Beizung. Diese besteht nämlich neben einem der Vogelschutzkomponente aus einem Standardfungizid, einer Zink-Mangan Mischung, Huminsäuren und dem Mikroorganismus B. megaterium. Diese Beizung ist optional und muss zusätzlich dazu bestellt werden. Der Schutz vor Krähen wurde zumindest teilweise in Versuchen gezeigt. Generell wichtig ist, die Saat nicht gleich nach der letzten Bodenbearbeitung durchzuführen. Denn nach der Bearbeitung fliegen die Krähen ein, um die Würmer, Käfer und Schnaken aus dem Boden zu picken. Die Krähen werden weniger auf die Saat aufmerksam, wenn zwischen letzter Bearbeitung und Saat mindestens zwei Tage liegen.
Bei der Saattiefe ist es wichtig, in die feuchte Schicht zu gelangen. Aus diesem Grund empfiehlt es sich eher tief zu säen, damit der Keimling genügend Feuchtigkeit erhält. Entgegen der weit verbreiteten Meinung hilft eine tiefe Saat übrigens nicht, Krähenschäden zu vermeiden. Nach der Saat sollte das Feld gewalzt werden, wenn es nicht zu Verschlämmung neigt. Nach dem Walzen können die Krähen die Samen und jungen Pflanzen weniger gut aus dem Boden reissen. Wird dazu noch diagonal gefahren, werden falsche Spuren gelegt und die Krähen finden die Saatreihen nicht mehr.
Rabenkrähen dürfen gemäss geltendem Recht unter der Voraussetzung geschossen werden, dass sie im Schwarm vorkommen (Abwehrrecht).
Den grössten Abwehrerfolg erzielen aber ohnehin Schreckschussanlagen oder optische Störelemente. Bitte hängen Sie auf keinen Fall tote Raben auf. Dies sorgt nicht nur für Unruhe in der Bevölkerung, sondern zeigt auch keinerlei Wirkung. Alternativ können Sie die Federn von Raben, die Sie vom Jäger bekommen, im Kreis in den Boden stecken, das sieht nach einer natürlichen Rupfung aus und vergrämt sehr gut.
Drahtwürmer
Die Eiablage der Schnellkäfer findet in abreifendem Getreide und vor allem mehrjährigen Wiesen statt. Schaden verursachen grössere Larven ab dem 2. Jahr. Der Drahtwurm ist während 4 Jahren als gefrässige Larve im Boden. Eine Bekämpfung ist nur noch auf dem Getreidestoppelfeld durch eine flache Stoppelbearbeitung bei heisser Witterung oder der Einarbeitung von Kalkstickstoff als Repellent möglich.
Bei einer flächigen Anwendung ist mit einem Wirkungsgrad zwischen 30 - 40 % zu rechnen, bei einer Unterfussdüngung mitgut 50%. Normal wird bei der Unterfussdüngung der Dünger rund 3cm schräg unter dem Maiskorn abgelegt und mit Erde bedeckt. Falls Kalkstickstoff zur Drahtwurmbekämpfung eingesetzt wird, muss darauf geachtet werden, dass es mindestens 5cm sind, damit kein Phytotox am Keimling entsteht. Für die Unterfussdüngung werden mind. 150kg/ha Kalkstickstoff empfohlen. Bei den Kartoffeln wird in der flächigen Anwendung ein hoher Wirkungsgrad von 50% nur bei 300-400kg/ha erreicht. Wenn höhere Mengen eingesetzt werden, muss mindestens eine Woche mit der Maissaat gewartet werden, weil sonst auch Phytotox entstehen kann. Ein Kompromiss sind 200kg/ha mit voraussichtlich 30-40% Wirkungsgrad. Eine andere Methode gibt es leider nicht. Ebenfalls hilfreich ist die Förderung einer möglichst schnellen Jugendentwicklung.
Fiona Eyer, Georg Feichtinger, Markus Hochstrasser; Fachstelle Pflanzenschutz
Zuckerrüben
Aktuelle Situation
Die schönen Ostertage haben den Zuckerrüben geholfen. Die Entwicklung ist erfreulich und Dank dem passenden Wetter sollte sie so weitergehen. Die Voraussetzungen sind somit hervorragend.
Die Herbizide wirken sehr gut, so dass das Unkraut vielerorts sehr gut erfasst wurde. Für die weiteren Splits sind Anpassungen und eine genaue Beurteilung der neu auflaufenden Unkräuter essenziell. Dank der Bodenfeuchte wirkten die Bodenherbizide zufriedenstellend, für weitere Splits kann deshalb auf den nächsten Niederschlag gewartet werden und auf das Beimischen von mehreren Bodenzusätzen verzichtet werden. Gezielte Ergänzungen sind zu empfehlen, die Zuckerrüben sollten aber nicht mit einem zu «harten» Split gestresst werden. Das Beimischen von Debut kann bei Temperaturen von über 15 Grad Celsius die Blattwirkung verstärken. Wer aber auf Debut zurückgreift, muss zwingend die Metamitronmenge reduzieren. In einem Split mit Debut sollte nicht mehr als 0.8-1.0 l/ha Metamitron ausgebracht werden. Eine höhere Menge ist unwirksam.
Ebenfalls erfreulich ist die Erdflohsituation. Der Druck ist sehr gering und es wurden bis anhin nur sehr wenige Schäden verzeichnet. Zudem erreichen die Zuckerrüben in den nächsten Tagen in den meisten Parzellen das 2-, teilweise sogar schon das 4-Blattstasdium, was die Schäden des Erdflohs vernachlässigen lässt. Falls Unsicherheiten in Bezug auf eine Behandlung bestehen, sollte unbedingt auf zwei Dinge geachtet werden. 1. ist der Boden in Wurzeltiefe genügend feucht? Falls ja, hat der Keimling in der Regel genügend Kraft, um den Erdflöhen davon zu wachsen. Fällt am Wochenende der prognostizierte Regen, sollte dieser Punkt kein Problem darstellen. 2. Wie sehen die jüngsten, noch kleinen Blätter aus? Auf Conviso Schlägen steht in den nächsten 10 Tagen der erste Split an. Dabei empfehlen wir eine 2-malige Applikation mit je 0.5l/ha Conviso One und 1.0l/ha Mero (Herbizidöl). Den zweiten Split kann man nach etwa 14 Tagen wiederholen. Die Appliaktion von 1.0 l/ha in einem Split ist ebenfalls möglich.
Zuckerrüben-News vom 22.4.2022
Luzi Schneider, Schweizerische Fachstelle für Zuckerrübenbau
Futterbau und Futterkonservierung
Rückblick auf den AGFF- Strickhof- Weidetag
Am 5 April 2022 hat auf dem Betrieb von Maja und Martin Hübscher in Liebensberg, Bertschikon der AGFF-Strickhof Weidetag stattgefunden. Viele Weideinteressierte Fachleute aus nah und Fern liessen sich die Gelegenheit nicht nehmen sich an den Fachreferaten weiterzubilden. Virtuelle Zaunsysteme und Fernerkundung, Weiden in der Fruchtfolge, Weidesystem zwischen Theorie und Praxis, Weidebestände nutzen und pflegen, Wirtschaftlich weiden, Weide und Kuhgesundheit waren die Themen, die für jeden Praktiker lehrreiches Fachwissen beinhalteten. Für diejenigen, die an der Tagung nicht Teilnehmen konnten, gibt es die Gelegenheit, den Inhalt der einzelnen Posten in einem Kurzvideo anzuschauen (QR-Code)
Für Fragen und weitere Informationen steht Ihnen am Strickhof Hanspeter Hug, Fachbereich Futterbau und Futterkonservierung gerne zur Verfügung.
Link: Rückblick auf den AGFF- Strickhof- Weidetag
Hanspeter Hug, Fachbereich Futterbau und Futterkonservierung
Biolandbau
Dank dem sonnigen Wetter und der Bise trockneten die Böden gut ab. Der nächste Regen ist jedoch bereits wieder in Sicht; erste Regenschauer könnten uns bereits am Sonntag erreichen.
Folgende Feldarbeiten stehen im Bioackerbau an:
- Sommergetreide/Wintergetreide: In spätgesätem Sommergetreide sind die Unkräuter im Keimblatt, auch hier kann darum nun gestriegelt werden.
Wintergetreide kann zwecks Erhöhung der Standfestigkeit (besonders im Dinkel sowie bei hohen Güllegaben + gut N-nachliefernden Böden) mit einer Glattwalze gewalzt werden. - Soja: Erste Felder wurden bereits gesät, das Zeitfenster ist günstig. Soja ist als Kultur heuer besonders gesucht – für Spätentschlossene ist noch Saatgut von guten Biosorten verfügbar. Vor der Saat das Saatgut unbedingt mit dem Impfstoff vermischen.
- Kartoffeln: Vor dem Regen Ende März gesetzte Kartoffeln können ein erstes Mal gestriegelt werden. Beim Striegeln darauf achten die fleischigen Keime der Kartoffeln nicht zu verletzen (siehe Beispielfotos in der PDF-Datei).
Biodiversität & Düngung
Blühstreifen – Nicht nur die Nützlinge freuts
Kaum sind die Zuckerrüben gesät, kommt bereits die Ansaat der nächsten Ackerkultur näher – Mais. Damit steht auch der Saatzeitpunkt des Blühstreifens vor der Tür, der idealerweise Mitte bis Ende April angelegt wird.
Gerade entlang von Feldwegen ist der blühende Streifen ein gerngesehener Augenschmaus für Spaziergänger. Der Nützlingsstreifen, versehen mit einer passenden Tafel, hilft damit einmalmehr der Bevölkerung aufzuzeigen, welchen Einsatz die Landwirtschaft für unsere Natur betreibt.
Mittig im Feld angelegte Streifen sind dafür ökologisch wertvoll und fördern die Vernetzung von verschiedenen Lebensräumen im Ackerbaugebiet zusätzlich. Nebst der Honig- und Wildbienen profitieren auch Raubwanzen, Schlupfwespen, Schwebfliegen, Marienkäfer und Spinnen vom reichen Blütenangebot im Acker. Dies führt laut den Forschenden von Agroscope zu tieferem Blattlausbefall in angrenzenden Kartoffeln- und Zuckerrübenbeständen. Die Getreidekulturen profitieren gemäss Untersuchungen der HAFL von einer reduzierten Getreidehähnchen-Population.
Der Standort ist für ein gutes Gelingen aber entscheidend – sonnig, weder vernässt noch mit Problemunkräuter belastet. Mais ist ein beliebter Nachbar der Blühstreifen, da die Bodenbearbeitung im gleichen Arbeitsgang geschieht und für Insekten ein willkommenes Angebot in der sonst blütenlosen Kultur geboten wird. Im Herbst wird der Streifen gemulcht und eingearbeitet, damit in der Folgekultur keine Probleme auftreten. Kleinere Flächen können von Hand eingesät werden, müssen aber dringend gewalzt werden, damit die Saat gelingt. Es sind fünf verschiedene Saatgutmischungen für Nützlinge zugelassen und bei den Saatgutlieferanten erhältlich.
Autor: Simon Küng, Fachbereich Biodiversität & Düngung