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Pflanzenbau News vom 15. Juni 2022

Themen dieser Woche sind: Sommer-Temperaturen bei Pflanzenschutz-Applikationen ¦ Kartoffeln: Alternaria; Krautfäule; Audienz zeigt reduzierte Wirkung auf Kartoffelkäfer ¦ Vorerntekontrollen: Raps ¦ Zuckerrüben: fast keine Blattläuse + Aktuelle Situation

Allgemein

Der Sommer ist da

Das Wetter scheint nun endgültig wärmer zu werden. Seite Mitte Woche herrschen Temperaturen über 30°C. Aber Achtung! Pflanzenschutzbehandlungen machen bei diesen Temperaturen keinen Sinn. Die thermischen Verluste sind zu gross, die Phytotoxgefahr nimmt massiv zu oder die Mittel werden innerhalb kürzester Zeit von der starken Strahlung abgebaut. Falls trotzdem eine Behandlung durchgeführt werden muss, führen Sie diese am Morgen oder noch besser abends durch. Gerade bei Audienz ist jetzt die Behandlung am Abend empfohlen.
 

Kartoffeln 

Alternaria
Sind die Kartoffelpflanzen Stress ausgesetzt, hat Alternaria die besten Chancen die Pflanzen erfolgreich zu infizieren. Alternaria befällt am Anfang vom Boden her ältere Blätter, die sowieso bereits nicht mehr optimal versorgt sind. Danach befällt sie die oberen Blattetagen, besonders bei Nährstoffmangel und Stress. Da es in dieser Woche heiss ist und vorerst kein Ende in Sicht ist, stehen die Bedingungen für eine Infektion bei noch vorhandener Feuchtigkeit im Bestand oder beim nächsten Regen/Bewässerung gut. Denn die Pflanze ist gestresst und die Krankheit kann auch in Tautropfen weitere Infektionen verursachen. 

Die Dürrflecken oder Alternaria solani ist an den Höhenkurven im Fleck zu erkennen. Alternaria alternata bildet viele kleine, schwarze Sprühflecken. In den für Sprühflecken hoch anfälligen Markies haben wir schon auf dem mittleren Blattapparat Sprühflecken entdeckt. 

Die Bekämpfungsintensität sollte höher sein, je mehr der folgenden Bedingungen erfüllt sind: Anfällige Sorte, später geplanter Erntetermin, Stress wegen schlechter Wasserverfügbarkeit, keine Blattdüngung in der Trockenphase sowie ein starker Befall mit Blattläusen. Die Bewässerung in der Trockenphase senkt zwar den Stress, dafür hat der Pilz über längere Zeit optimale Infektionsbedingungen. 

Bei tiefem Risiko für Alternaria und einem Krautfäuleschutz mit Metiram-haltigen Produkten empfiehlt sich der Zusatz eines Mangan-Blattdüngers. Bei der jetzigen Krautfäulesituation werden aber die wenigsten nur mit Metiram fahren. Bis zu einem mittleren Risiko und noch kaum Befall reicht der Zusatz eines Alternaria-Spezialfungizides im Zweiwochenabstand. Der Infektionszyklus von Alternaria ist weniger schnell als derjenige von Krautfäule. Sprechen viele Bedingungen für ein hohes Alternariarisiko und/oder sind schon erste Flecken bis zum mittleren Blattapparat sichtbar, ist auch bei der Alternariabekämpfung ein kürzeres Intervall zu wählen. Beachten Sie die beschränkte Anwendungshäufigkeit der Produkte zur Resistenzprävention. Wichtig ist auch, dass entsprechende Bestände bei einer allfälligen nächsten Stressphase über eine Blattdüngung optimal versorgt werden. 

Kartoffeln Alternaria solani (Dürrfleckenkrankheit)
Alternaria solani (Dürrfleckenkrankheit)
Kartoffeln Alternaria alternata
Alternaria alternata

 

Krautfäule
Es werden weitere Sekundärbefälle gemeldet. Es sollte deshalb einen lückenloser Fungizidschutz sichergestellt werden. Auch nach Regen kann Tau im Bestand für weitere Infektionen sorgen. 

Audienz zeigt reduzierte Wirkung auf Kartoffelkäfer
Immer wieder erreichen uns Meldungen, dass Audienz bzw. Elvis nicht wie erwartet wirken. Die Larven müssen getroffen werden oder genügend Mittel durch Frass aufnehmen. Ist die Sonneneinstrahlung aber sehr hoch, kann es sein, dass das Mittel durch die UV-Strahlung zu rasch abgebaut wird. Es empfiehlt sich deshalb abends zu behandeln. Mit der Zugabe von Heliosol zu Audienz oder Lufix zu Elvis beispielsweise kann der Abbau durch die UV-Strahlung verzögert werden. In diesem Fall dürfen aber keine zusätzlichen Flüssigdünger verwendet werden. Audienz/Elvis dürfen maximal zweimal eingesetzt werden. Für Coragen das Käfer, Larven und Eigelege bekämpft, braucht es eine Sonderbewilligung. 

Kartoffelkäfer Stadien
Kartoffelkäfer-Stadien (v.l.): Eigelege; Larve; adulter Kartoffelkäfer

 

Vorerntekontrollen

Raps

In vielen Beständen kann zur Zeit ein hoher Kleberndruck festgestellt werden. Sollte dies auch bei Ihnen auf dem Feld der Fall sein, ist der Zeitpunkt gekommen, Ihre Pflanzenschutzstrategie zu überdenken. Der Grund für die vielen Klebern ist die mässige Wirkung vieler Rapsherbizide auf dieses Unkraut. Das Mittel Nimbus Gold hat eine Aufbrauchfrist: 30. April 2023. 

 

Zuckerrüben

fast keine Blattläuse

In den Zuckerrüben findet man besonders nach der empfohlenen Insektizid-Behandlung vor 3 Wochen in vielen Feldern gar keine Blattläuse mehr. Das Wetter ist im Moment lausfreundlich. Aber die weit entwickelten Zuckerrüben sind besonders für geflügelte Grüne Pfirsichblattläuse im fortgeschrittenen Stadium nicht mehr attraktiv und sie suchen andere Kulturen auf. Die Gefahr einer Verbreitung der virösen Vergilbung ist damit ausgeschlossen. 

 

Aktuelle Situation

Die Zuckerrüben stehen vielerorts in voller Pracht da. Der Reihenschluss ist überall erreicht. Die ersten Produzenten haben zum Reihenschluss bereits Bor appliziert. An Standorten, an welchen ein Bormangel auftreten könnte, sollten eine Blattapplikation z.B. mit Bortrac gemacht werden (0.5-1.0l/ha Reinbor). Bormangel tritt erst dann auf, wenn die Zuckerrüben nicht mehr an Wasser kommen. Anschliessend kann das Bor in der Pflanze nicht umgelagert werden, was dann zu einem Mangel führen kann. Besonders trockene Standorte oder Parzellen wo aufgekalkt wurde sind betroffen. Sollte eine längere Trockenperiode kommen, wird die Gefahr eines Mangels grösser. 

Beim Rundgang über die Felder sieht man bereits die ersten Zuckerrüben Schosser (Anbau 2021) die aus der Gerste oder dem Weizen ragen. Handelt es sich dabei um Conviso Smart Rüben aus dem Vorjahr, müssen diese zwingend noch vor der Getreideernte gezogen, geknickt und aus dem Feld getragen werden. 

Für nach der Getreideernte empfiehlt es sich, eine Aufkalkung vorzunehmen. Vor allem auf Parzellen auf welchen nächstes Jahr Zuckerrüben geplant sind. Dazu eignet sich hervorragend Ricokalk. Die Düngerpreise sind stark gestiegen, so bietet es sich an, den preiswerten Kalk aus der Zuckerrübenverarbeitung einzusetzen, welcher preislich einiges kostengünstiger ist als Konkurrenzprodukte. Ebenfalls sieht man erste Schosser auch in den diesjährigen Zuckerrüben. Diese können aktuell auch noch etwas stehen gelassen werden, und dann vor dem ersten Fungizideinsatz entfernt werden. Der Blattfleckendruck könnte dieses Jahr auf Grund des warmen Frühlings und des frühen Reihenschlusses etwas stärker ausfallen als in den letzten Jahren. Es wurden bis jetzt noch keine Flecken gefunden und es ist auch nicht damit zu rechnen in den nächsten Tagen.

Zuckerrüben Schosser
Schosserrüben im Getreide müssen noch vor der Getreideernte aus dem Feld entsorgt werden.

 

Autoren:
Markus Hochstrasser, Georg Feichtinger, Fiona Eyer, Fachstelle Pflanzenschutz
Luzi Schneider, Schweizerische Fachstelle für Zuckerrübenbau

 

PDF: Pflanzenbau News vom 15. Juni 2022