Pflanzenbau News vom 11. Mai 2022
Pflanzenschutz im Feldbau
Getreide
Weizen
Im intensiven Anbau mit robuster Sorte, ohne Fungizideinsatz, muss jetzt die Septoria kontrolliert werden. Kontrollieren Sie das 4. oberste Blatt. Weisen 20% der Blätter Septoriaflecken auf, ist die BKS überschritten. Vor 3-4 Wochen behandelter Weizen ist noch geschützt und kann um den 20. Mai herum ein 2. mal kontrolliert werden. Regen nach Ablauf des Fungizidschutzes kann wieder zu Infektionen führen. Diese Krankheit wird mit dem Regen von den unteren auf die oberen Blattetagen katapultiert. Die teilweise Starkregenereignisse vom letzten Wochenende haben mit hoher Wahrscheinlichkeit dazu beigetragen, dass sich die Krankheit weiterverbreiten konnte. In sehr dichten Beständen besteht ausserdem die Gefahr, dass der echte Mehltau sich nach oben ausbreitet. Kontrollieren Sie vor dem Ährenschieben auch den Mehltau.
Kartoffeln
Bereits 3 Krautfäulebefälle entdeckt
In Flaach (Sorte Colomba), in Volken/Dorf (Sorte Osira) und in Marthalen (Sorten Annabelle und Osira) wurden am Dienstag erste Krautfäule Primärherde mit teils grosser Streuung im Feld, beim Entfernen des Vlieses, entdeckt. Im Radius von 10 km um die genannten Dörfer gilt es jetzt sehr wachsam zu sein. Da in den nächsten Tagen keine starken Winde angesagt sind, ist eine massive Ausbreitung dieser Primärherde unwahrscheinlich. Das warme Wetter hingegen kann die Krautfäule begünstigen, da bei Temperaturen von 18-24°C ungeschützte Stauden innert 2 Stunden infiziert werden können. Symptome sind dann nach ca. 3 Tagen sichtbar. Ab Donnerstag sind die Höchsttemperaturen bei 24-25° angesagt, wenn dann noch ab und zu Gewitter einsetzen, liefern diese die notwendige Feuchtigkeit, um neue Sporen zu bilden. Alle abgedeckten Frühkartoffeln sollten, falls noch nicht geschehen, sofort mit einem teilsystemischen und kurativen Fungizid behandelt werden. Auch anfällige Sorten, die bereits im Reihenschluss oder weiter sind, müssen jetzt mit einem Fungizid (teilsystemisch oder systemisch) geschützt werden. Wegen der Begrenzung der Anwendungshäufigkeit von bspw. Ranman Top oder Leimay auf maximal 3 Behandlungen pro Parzelle und Jahr, muss deren Einsatz jetzt sehr gut überlegt werden. Bei Sorten mit geringer bzw. mit mittlerer Anfälligkeit und in Feldern, die erst auflaufen, kann mit einer Behandlung noch zugewartet werden.
In dem kommenden Tagen sind alle aufgelaufenen Kartoffeln in einem Radius von 10km um erwähnte Befälle intensiv zu kontrollieren.
Abschwemmauflagen und BFF
Die durch die Parlamentarische Initiative verschärften Abschwemmauflagen können durch Massnahmen im Feld oder am Feldrand erfüllt werden. Wenn Sie sich für die Massnahme am Feldrand entscheiden, bspw. einen 10 Meter breiten Pufferstreifen (gibt 2 Punkte) und dieser in Bearbeitungsrichtung liegt, kann man da ein BFF-Ackerelement anlegen. Bunt- und Rotationsbrache, Nützlingsstreifen und Saum auf Ackerfläche zählen gleichzeitig an die 3.5% BFF auf Ackerfläche, die ab 2024 erfüllt werden müssen. Extensive Wiesen sind nicht anrechenbar. Damit eine solche BFF angelegt werden kann, muss die Fläche im Jahr zuvor als Acker oder Kunstwiese bewirtschaftet worden sein. Eine Ausnahme ist die Rotationsbrache, die nur auf offener Ackerfläche gesät werden darf. Deshalb beginnt die Planung für Pufferstreifen und Acker-BFF bereits in diesem Jahr.
Pirimicarb 50 WG
Kein Pirimicarb 50 WG mit den Chargennummern 20161211 und 20190125 einsetzen!
2019 kam es zu mehreren Bienenvergiftungen wegen mit Fipronil verunreinigtem «Pirimicarb 50 WG». Betroffene Chargen wurden im Handel sofort zurückgezogen. Gemäss Jahresbericht des Bienengesundheitsdienstes gab es im 2021 erneut 3 Bienenvergiftungen, die auf die Verwendung des verunreinigten Produktes «Pirimicarb 50 WG» zurückzuführen waren.
Kontrollieren Sie ihr Pirimicarb 50 WG! Entsprechende Chargen dürfen nicht eingesetzt werden!!
Markus Hochstrasser, Georg Feichtinger, Fiona Eyer, Simon Küng; Fachstelle Pflanzenschutz
Zuckerrüben
Im Pfirsichblattlaus-Monitoring im Kanton Zürich wurde nur eine grüne Blattlaus gefunden, wobei es sich dabei wahrscheinlich nicht um eine grüne Pfirsichblattlaus gehandelt hat, sondern um eine andere, die keine Vergilbungsviren einschleppt.
So oder so, die Monitoring Schwelle wurde nicht erreicht. Es wird deshalb auch diese Woche zu keinem Aufruf zur Behandlung der grünen Blattläuse in Rüben kommen.
Bei der schwarzen Rübenblattlaus stellen wir eine leichte Zunahme fest, die BKS mit 80% befallene Rüben werden nicht erreicht. Mit der Bekämpfung der schwarzen Rübenlaus kann zugewartet werden. Zudem sind erste Nützlinge in den Feldern.
Weiter ist es wichtig, bald an die letzten Feldarbeiten zu denken. Sowohl die Herbizid- als auch Düngungsarbeiten sollten abgeschlossen werden. Für beide Arbeiten sollten die Zuckerrüben nicht grösser als im 6-8 Blattstadium sein.
Luzi Schneider, Schweizerische Fachstelle für Zuckerrübenbau
Biolandbau
Sommerliches Wetter, warme Böden, es wird geheut und gesät
Folgende Feldarbeiten stehen im Bioackerbau an:
- Sommergetreide/Wintergetreide: Getreidebestände auf Pilzkrankheiten kontrollieren und notwendige Schlüsse auf die Bewirtschaftung im nächsten Jahr resp. Sortenwahl treffen.
Im Dinkel wurde vermehrt über Gelbrost auf der Sorte Ostro berichtet. Alternativen könnten hier die Dinkelsorten von Peter Kunz bieten (siehe QR-Code). Vor dem Anbau unbedingt Abnahme durch Getreideannahmestelle klären. - Die Rüben wachsen, das Unkraut auch. Vor allem zwischen den Reihen muss man nun mit der Hacke von Hand durch. Bei unregelmässig auflaufenden Feldern (siehe Bild) unbedingt die jüngeren Rübenpflänzchen auch im Auge behalten.
- Soja/Sonnenblumen: Unkrautbekämpfung ist angesagt, das Wetter ist ideal. Hacken und häufeln. Jene die mit der Sojasaat zugewartet haben können jetzt säen. Die Böden sind entsprechend warm und das Wetter ideal.
- Mais: Die Maissaat ist in vollem Gange, als eine der möglichen Präventionsmassnahmen vor Krähenfrass sollte der Mais genügend tief (6-7cm) gesät werden. Beim Blindstriegeln vom Mais unbedingt darauf achten (mehrmals absteigen und nachschauen - graben) wie tief der Maiskeimling ist und Striegeleinstellung (tiefe der Zinken) entsprechend anpassen.
- Kartoffeln: Die Vliese sind entfernt, Unkrautbekämpfung auf den Dämmen (Striegeln+Hacken) ist angesagt. Erste Pflanzenschutzbehandlungen in den Frühkartoffeln (500g Kupfer/ha + Steinmehl) können als Schutz vor der Krautfäule durchgeführt werden. Wo Kartoffeldurchwuchs in der Nähe, sollte der Kartoffelkäfer im Auge behalten werden – die Felder auf Eigeleg und Larven regelmässig kontrollieren.
Viktor Dubsky, Fachstelle Biolandbau
Boden & Düngung
Boden befahren, Stickstoffgaben bei Weizen und Sonnenblumen
Trotz des sommerlichen Wetters ist bei der Bodenbearbeitung Vorsicht geboten. Aufgrund der hohen Niederschlagsmenge vergangener Woche sind die unteren Bodenschichten insbesondere in schwereren Böden noch teigig-feucht. Die Böden sollten erst befahren werden, wenn die Erde in der Bearbeitungstiefe beim Kneten im Handballen zerbröselt. Dies erfordert manchmal mehr Geduld als einem lieb ist.
Die meisten Weizenbestände befinden sich nun im Fahnenblattstadium (DC37/39). Dies ist der optimale Zeitpunkt für die dritte und letzte Stickstoffgabe. Diese sollte in diesem Stadium erfolgen, da spätere Gaben einen deutlich schlechteren Wirkungsgrad haben. Empfohlen sind für die letzte Gabe je nach Bestandesdichte 30 – 40 kg N/ha, beispielsweise als Ammonsalpeter.
Viele Sonnenblumenbestände sind kurz vor dem 6-Blatt-Stadium. Dies ist ein günstiger Zeitpunkt für die zweite N-Gabe mit ca. 40 kg N/ha. Bei hoher N-Nachlieferung des Bodens kann die Gabe tiefer sein oder ganz weggelassen werden. Da Sonnenblumen einen hohen Magnesiumbedarf haben, empfiehlt sich der Einsatz von Mg-Ammonsalpeter. Auf basischen Böden mit pH über 7 sollte bei genügender Mg-Versorgung Bor-Ammonsalpeter verwendet werden. Auf organische Dünger sollte wegen der unkontrollierbaren N-Mineralisation ab jetzt verzichtet werden.
Serge Braun, Fachbereich Boden & Düngung