Pflanzenbau News 5. Juli 2023
Mais
Spritzfenster?
Der Regen war ein Segen für alle Kulturen. Der Mais entwickelt sich deswegen nun auch zügig. Wer ein Spritzfenster angelegt hat, es ist freiwillig, kann nun die breite Wirkung der eingesetzten Herbizide sehr gut beurteilen. Winden, wie auf dem Bild, treten nur nesterweise auf. Sie können mit der Rückenspritze mit Dicamba (Banvel 4S, Lunar etc. ) bekämpft werden. Bei der Behandlung mit dem Balken darf Dicamba nur bis ins 6-Blattstadium eingesetzt werden. In einzelnen, lückig aufgelaufenen Feldern sieht man nun, dass die fehlenden Pflanzen doch noch gekeimt haben. Es waren meist nicht Wildschweine oder Krähen, sondern die fehlende Feuchtigkeit die verhindert hat, dass die Pflanzen keimen konnten.
Kartoffeln
Krautfäule & Alternaria
Das feuchtere Wetter fördert beide Krankheiten, da aber übers Wochenende Temperaturen über 30°C angesagt sind, sinkt dadurch das Risiko der Krautfäule gleich wieder. Wir empfehlen die Spritzintervalle auf 7 bis 10 Tagen zu belassen.
Die Alternaria hingegen ist auf dem Vormarsch. Der Befall tritt zuerst an unteren Blättern auf, da diese am nächsten bei den Konidien, die sich im Boden befinden, liegen. Diese Konidien vermehren sich stark, wenn auf eine Trockenphase Regen fällt. Nach dem Regen müssen Fungizide mit guter Wirkung gegen Alternaria eingesetzt werden. Bei Fungiziden mit fehlender Alternaria-Wirkung ist ein Mischpartner mit nur Alternaria-Wirkung zuzumischen. Im Mittelheft Seite 20/21 sind diese Mittel ersichtlich.
Kartoffelkäfer + Blattläuse
Der Wechsel auf Coragen oder Gazelle SG, Oryx Pro, Pistol war erfolgreich. Die Käfer-Situation im Feld hat sich entspannt. Der Befall mit Blattläusen nimmt leicht zu. Er muss weiterhin intensiv kontrolliert werden. Movento SC oder Teppeki können bei erreichter BKS ohne Sonderbewilligung eingesetzt werden. Aber vielleicht ist dies in vielen Fällen nicht nötig. Es hat Marienkäfer-Larven und Eigelege (grünliches Ei auf einem Stielchen) von Florfliegen in den Kartoffelfeldern.
Zuckerrüben
Cercospora
Im Rahmen des Cercospora-Monitorings wurden im Kanton Zürich bis dato noch keine Cercospora-Blattflecken gefunden. Kontrollieren Sie in der Nähe des letztjährigen Rübenhaufens ihre Zuckerrüben auf Befall mit rot umrandeten Flecken, die ca 2-3 mm Durchmesser aufweisen und im Innern des Flecks braun gefärbt sind mit schwarzen Pünktchen drin. Eine Fungizidbehandlung ist noch nicht notwendig.
Giftige Kreuzkräuter
Raukenblättriges Kreuzkraut
Einzelpflanzen findet man meist an Verkehrswegen wie Strassen, Wegrändern und an Böschungen. Das Wasser-Kreuzkraut ist in feuchten Wiesen oder in der Nähe von Feuchtgebieten wie Rieden zu finden. Das Raukenblättrige Kreuzkraut (Greiskraut) ist jetzt in Vollblüte. Um ein weiteres Verschleppen zu verhindern, müssen diese Pflanzen sofort ausgerissen und im Kehricht bzw. in einer Kompostieranlagen, nicht Feldrandkompostierung, entsorgt werden. Die Kreuzkräuter enthalten ein Alkaloid, welches bei Tieren, die die Pflanze fressen, irreversible (nicht wieder rückgängig machbare) Leberschäden verursacht. In grünem Zustand ist die Pflanze bitter, weshalb erwachsene Tiere (bspw. Pferde) die Pflanze verschmähen. In getrocknetem Zustand, beispielsweise beim Mähen von nicht gefressenem in Weiden, verliert die Pflanze ihre Bitterkeit, nicht aber ihre Giftigkeit.
Stoppelumbruch im Rahmen der neuen Produktionssystembeiträge (PSB)
PSB «Verzicht auf Herbizide»
Diese Massnahme ist ab der Ernte der Vorkultur bis zur Ernte der Hauptkultur umzusetzen und gilt neu gesamtbetrieblich für alle Flächen der angemeldeten Kultur. Mit Ausnahme von Einzelstockbehandlungen sind Stoppelbehandlungen nicht mehr zulässig, wenn dieser Beitrag auf der betreffenden Parzelle im nächsten Anbaujahr geltend gemacht werden will.
PSB «Angemessene Bedeckung des Bodens» und Raps
Für diesen Beitrag muss auf dem gesamten Betrieb innerhalb von maximal sieben Wochen nach der Ernte der Vorkultur eine Bodenbedeckung angelegt werden. Bei abgeernteten Rapsfeldern gilt Ausfallraps (Selbstbegrünung) nicht als Bodenbedeckung. Den Ausfallraps unbedingt zuerst ohne Bearbeitung keimen lassen, es braucht dazu nur genügend Feuchtigkeit oder einen Regen. Nach 1 bis 2 Wochen werden Körner, die noch im Dreschwalm liegen und nicht gekeimt haben mit einer oberflächlichen Stoppelbearbeitung zum Keimen gebracht. Das geerntete Feld auf keinen Fall direkt mit einem Grubber oder Pflug bearbeiten, da nicht gekeimte Rapssamen, wenn sie in tiefere Schichten fallen (ab ca. 5 cm), in eine Keimruhe fallen und später zu Durchwuchsproblemen führen können.
Bei Raps als Folgekultur (aber auch Zwischenfutter und weitere Kulturen) müssen bei der Anwendung des Wirkstoffes Dicamba (Bsp. Banvel 4S, Lunar) 5 Wochen Wartefrist oder bei Kyleo und Ansaat eines Zwischenfutters oder Luzerne, 14 Tage Wartefristen bis zur Neuansaat eingehalten werden. Die beiden Wuchsstoffe haben eine Nachwirkung (Keimhemmung) auf die frisch angesäten Pflänzchen. Wartefristen bei Kyleo und anderen Folge-Kulturen als die erwähnten sind im Mittelheft Seite 103 zu finden.
Boden & Düngung
Kalkdüngung
Nach der Getreideernte und vor der Stoppelbearbeitung bietet sich eine gute Gelegenheit, um eine Kalkdüngung vorzunehmen. Zu dieser Zeit sind die Böden meist tragfähig und das Ausbringen von Kalk hat dann den Vorteil, dass mit der nachfolgenden Stoppelbearbeitung eine gleichmäßige Einarbeitung erfolgt. Unterpflügen ist nicht ratsam, sonst fehlt der Kalk in der obersten Schicht. Eine genügende Versorgung des Bodens mit Kalk ist wichtig für eine stabile Bodenstruktur, da Calcium-Ionen unerlässlich für die Bildung von Ton-Humus-Komplexen und somit für die angestrebte Krümelstruktur sind. Dadurch wird der Wasser- und Lufthaushalt verbessert und die biologische Aktivität gefördert. Ausserdem wird der Boden-pH-Wert stabilisiert. Zwar ist der Verlust von Kalk durch Bodenversauerung und Auswaschung unvermeidbar, doch nicht jeder Boden braucht zusätzlichen Kalk. Ob genügend freier Kalk (Kalziumcarbonat) vorhanden ist, kann mit der Zugabe von wenigen Tropfen Salzsäure (10%) herausgefunden werden. Wenn der Boden dabei aufschäumt und leicht «knistert», ist genügend Kalk verfügbar. Auch ein Blick auf die Bodenanalysen lohnt sich. Kombiniert man den pH-Wert mit der Bodenart, kann folgendermassen entschieden werden, ob es eine Kalkgabe braucht:
- Schwere Böden (mehr als 30 % Tonanteil) brauchen keinen zusätzlichen Kalk, wenn der pH-Wert über 6.7 liegt
- Leichte bis mittelschwere Böden (weniger als 30% Tonanteil) benötigen keinen zusätzlichen Kalk, wenn der pH über 6.2 liegt
Eine Kalkung sollte mindestens einmal in der Fruchtfolge durchgeführt werden, sofern ein Kalkbedarf vorhanden ist. Optimal ist ein Intervall von 3 bis 5 Jahren. Eine regelmässige Kalkdüngung mit kleinerer Menge ist einer grösseren Menge in längeren Zeitabständen vorzuziehen. Um die exakte Einsatzmenge zu berechnen, kann man auf den Landor Kalkrechner zugreifen.
Verdichtung in den Fahrgassen beheben
Die nassen Monate haben im Feld oft im wahrsten Sinn des Wortes Spuren hinterlassen. So gab es Schäden im Feld durch verdichtete Fahrgassen. Eine Spatenprobe oder der Einsatz einer Bodensonde kann Aufschluss darüber geben, ob der Boden tatsächlich verdichtet ist. Ist dem so, bietet dieser Sommer wegen der anhaltenden Trockenheit die Möglichkeit, die verdichteten Stellen mit einer Unterbodenlockerung aufzubrechen. Dies kann gleich bei der Stoppelbearbeitung gemacht werden. Es ist jedoch darauf zu achten, dass der Boden bei einer Tiefenlockerung bis in tiefere Schichten sehr gut abgetrocknet ist und die Folgearbeiten das Bodengefüge nicht erneut zerstören. Eine schonende Rückverfestigung beugt einer neuerlichen Verdichtung vor. Idealerweise ist der Boden zum Zeitpunkt der Tiefenlockerung bereits mit einer Gründüngung bewachsen. Durch die Pflanzenwurzeln stabilisiert sich das aufgebrochene Bodengefüge rascher.
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