Pflanzenbau News 31. Oktober 2024
Raps
Rapserdfloh-Larven
Frostschäden ausgelöst durch den Rapserdfloh bedingen zwei Faktoren: Erstens braucht es in den Blattstielen der Rapspflanzen gefrässige Larven, welche durch ihre Bohrlöcher Eintrittspforten für Wasser verursachen. Zweitens braucht es einen kalten Winter, sodass die Stängel infolge Frosts aufgesprengt werden. Während das amerikanische Wettermodell «CFS» für den europäischen Kontinent noch mit grosser Unsicherheit einen milden Winter prophezeit, lässt es sich schon jetzt erahnen, dass wir zum Wintereinbruch überwiegend kleine Junglarven mit geringerem Schadpotenzial in den Blattstielen vorfinden werden. Dies, weil die Eiablage und die Entwicklung der Larven durch die nass-kalten Monate September und Oktober stark gebremst wurden. Uns sind bislang keine Parzellen bekannt, in denen sich der Ausstieg aus dem PSB «Verzicht auf Pflanzenschutzmittel» lohnen würde.
Seit dem letzten Jahr sind PSM-Einsätze bis und mit 14. November zulässig. Für eine allfällige Bekämpfung der Rapserdfloh-Larven lohnt es sich heuer, diesen terminlichen Spielraum auszunützen. Dies, weil Pyrethroide zwar die adulten Erdflöhe und die Larven, nicht aber die Eier erfassen. Mit der Behandlung zu einem möglichst späten Zeitpunkt wird gewährleistet, dass möglichst viele Eier bereits zu Larven geschlüpft sind.
Wurden bereits die adulten Rapserdflöhe im Keimblattstadium bekämpft, muss bei der nachfolgenden Larvenbehandlung zwecks Resistenzvorbeugung unbedingt der Wirkstoff (nicht nur das Produkt!) abgewechselt werden. In jedem Fall zu beachten sind die Driftauflagen der Pyrethroide von bis zu 100 Metern hin zu Oberflächengewässern. Um jeglichen Eintrag in die Gewässer zu vermeiden, muss die Behandlung möglichst bei Windstille und mit tief gehaltenem Spritzbalken stattfinden. Ausserdem sind offene Schächte in der Parzelle abzudecken.
Der Einsatz von Pyrethroiden im ÖLN-Ackerbau ist nur noch mittels einzelbetrieblicher Sonderbewilligung zulässig (➜ sonderbewilligung.strickhof.ch). Der Sonderbewilligungsantrag ist zwingend mit der Bekämpfungsschwelle zu begründen. Diese ist erreicht, wenn 7 von 10 Rapspflanzen einen Larvenbefall aufweisen. Die Bohrlöcher und die Frassgänge sind auf der Oberseite der Blattstiele gut zu finden.
Sie können auch anhand der Berlèse-Methode die Larven in den Blattstielen austreiben. Dazu werden an fünf Orten im Feld jeweils fünf Pflanzen ausgerissen. Anschliessend werden die Wurzeln und der obere Teil der Blätter mit einer Heckenschere abgeschnitten, so dass etwa 20 cm grosse Stücke übrigbleiben. Auf dem Betrieb kann beispielsweise ein leerer Lecksalz-Kessel mit Maschendraht bespannt werden. In den Kessel kommt Wasser mit etwas Seife. Anschliessend werden die Rapsstiele über dem Gitter ausgelegt. Diese Apparatur soll für rund 7 Tage in einen temperierten Raum gestellt werden, wo der zunehmend starke Kohlgeruch nicht stört. Hierfür eignet sich beispielsweise der Heizungskeller. In dieser Zeit trocknet der Raps aus, die Larven verlassen die Blattstiele und fallen ins Wasser, wo sie dann ohne Problem ausgezählt werden können. Die Bekämpfungsschwelle ist erreicht, wenn je nach Vitalität der Rapspflanzen durchschnittlich 2–5 Larven/Pflanze vorhanden sind, also mindestens 50 Larven.
Pyrethroide reagieren empfindlich auf zu hohe pH-Werte, wie sie bei kalkreichem Leitungswasser sowie bei einem Einsatz von Bor-Blattdüngern vorliegen können. Mittels pH-Stabilisatoren, Zitronensäure oder aufgelöstem Ammoniumsulfat kann die Brühe bei Bedarf angesäuert werden (vgl. PSM im Feldbau, S. 115). Damit der Wirkstoff die in den Blattstilen versteckten Larven erreicht, ist insbesondere in weit entwickelten Beständen ein erhöhtes Brühvolumen von mind. 350 lt/ha empfohlen. Durch die Zugabe eines Netzmittels (PSM im Feldbau, S. 88) wird die Oberflächenspannung zerstört, sodass die Sprühtropfen in die Frassgänge hineinfliessen können.
Ungräser im Raps
Zur Bekämpfung von Ausfallgetreide, diversen Ungräsern und insbesondere zur Bekämpfung von resistentem Ackerfuchsschwanz eignet sich gegen Saisonende die Anwendung von Kerb Flo resp. Nizo S oder Granat (Wirkstoff Propyzamid). Die Wirkung ist auf kühle Witterung bei Bodentemperaturen unter 10 °C angewiesen, da sich der Wirkstoff sonst zu rasch abbaut. Bei uns am Strickhof betragen die aktuellen Bodentemperaturen diese Woche noch 13 °C, weshalb wir auch für diese Behandlung ein Zuwarten empfehlen.
Getreide
Schnecken im Getreide
Diese Woche wurde sehr viel Winterweizen gesät. Bei feuchten Verhältnissen während der Keimung, insbesondere in den Nebelgebieten und bei anhaltenden milden Temperaturen, steigt die Gefahr von Schneckenfrass. Parzellen mit schweren, humusreichen Böden, die eher grobschollig bearbeitet oder auf denen mit Mulchsaaten gearbeitet wurde, sind besonders gefährdet. Zur Überwachung der Schneckenaktivität sind Schneckenfallen anzulegen, denn gerade im Getreide höhlen die Schnecken gequollene Getreidekörnchen aus, bevor wir den oberirdischen Schaden durch Blattfrass entdecken.