Pflanzenbau News 3. Mai 2023
Frühkartoffeln
Krankheiten
Die feuchten Witterungsverhältnisse sind im Moment ideal für die Entwicklung der Krautfäule. Beim Abdecken von Folienkartoffeln wurden mehrere Primärherde und bereits Streubefall auf der hochanfälligen Sorte Colomba entdeckt. Dies am Donnerstag, 27. April in Ramsen SH sowie am Mittwoch, 03. Mai in Marthalen. Die Sorte Colomba ist auf der Sortenliste als hochanfällig eingestuft. Melden Sie verdächtige Stauden oder Befall der Fachstelle Pflanzenschutz sowie an Agroscope unter Tel. 058 468 72 39, oder auf «www.phytopre.ch». Ihre Meldung ist wichtig. Sie ist die Grundlage für das Prognoseprogramm PhytoPRE. Beim Abdecken oder bei Zwischenabdeckungen von Folienkartoffeln sind diese mit einem teilsystemischen Mittel vorbeugend zu behandeln. Bei der Überfahrt kann ein Feld gut überwacht und Befall entdeckt werden, weil man von «oben» einen guten Überblick hat.
Gerste
Standfestigkeit
Kontrollieren Sie die Bestandesdichte Ihrer Gerste. Die erwünschte Anzahl ährentragender Halme pro Quadratmeter liegt für 6-zeilige Gerste und Hybridgerste bei 500 - 600 und für 2-zeilige Gerste bei 650 - 750. Zu dichte Bestände, wie sie in diesem Jahr vielerorts anzutreffen sind, sind krankheits- und lageranfälliger. Bei den frühesten Gerstenbeständen sind bereits die Grannen sichtbar (DC 51). Bei massiv verkürzten Beständen sollte vorsichtshalber auf die letzte Verkürzung verzichtet werden, weil sonst die Gefahr besteht, dass die Ähren in den Blattscheiden steckenbleiben. In normal verkürzten Beständen kann bei diesem sehr strahlungsreichen Wetter die Aufwandmenge leicht reduziert werden und bei schwach verkürzten Beständen empfehlen wir die normale Aufwandmenge. Die letzte Verkürzung wird mit Ethephon bzw. Terpal durchgeführt, sie verhindert das frühzeitige Abknicken der Ähren.
Krankheiten
Mit den aktuellen Temperaturen über 20°C geht die Entwicklung der Gerste mit riesigen Schritten voran und der letzte Fungizideinsatz in der Wintergerste ist zeitnah einzuplanen. Hierzu nochmals der Hinweis, bei einer erfolgten Erstbehandlung zur Vorbeugung von Resistenzen mindestens ein Wirkstoff abzuwechseln und für einen langanhaltenden Schutz gegen Netz- und Blattflecken ein geeignetes Mittel mit der vollen Dosierung einsetzen. Eine Übersicht bietet hierzu das Mittelheft auf der Seite 14.
Ausgelöst durch die intensive Sonneneinstrahlung, vor allem ab Donnerstag, vermuten wir ein gehäuftes Auftreten von Sprenkelnekrosen und physiologisch verursachten Blattflecken. In der Praxis hört man von Empfehlungen, dass eine Blattdüngung mit elementarem Schwefel diesen Symptomen entgegenwirken könnte.
Weizen
Standfestigkeit
Die erwünschte Anzahl ährentragender Halme pro Quadratmeter liegt bei 450 – 600. Je nach Saatdichte und abhängig vom Saatzeitpunkt präsentieren sich einige Weizenbestände besonders dicht. Sollte die Verkürzung bislang nicht den erwünschten Effekt zeigen, so stünden für eine Nachverkürzung noch die Produkte Medax (bis DC 39) und Prodax sowie Ethephon (beide bis DC 49) zur Verfügung.
Krankheiten
In diesen Tagen dürften frühe Weizenbestände das Fahnenblatt schieben (DC 37). Ab diesem Zeitpunkt ist die Kontrolle auf Septoria-Blattflecken durchzuführen. Hierzu ist das 4. oberste voll entwickelte Blatt auszuzählen (dieses ist weit unten im Bestand). Die BKS ist überschritten, wenn 20% der Blätter Befall aufweisen. Zur Ermittlung der Schadschwelle von Mehltau kontrolliert man jeweils die drei obersten vollentwickelten Blätter pro Halm, wobei bei 25 bis 50% befallenen Blätter die BKS erreicht ist. Ist bereits ein erster Fungizideinsatz erfolgt, so kann man mit einer Wirkungsdauer von drei Wochen rechnen. Danach sollte gegen Septoria der Schutz erneuert werden, damit anfällige Sorten nicht in eine ungeschützte Phase kommen.
Wintereiweisserbsen
Krankheiten
Die Brennfleckenkrankheit ist eine weitverbreitete Erbsenkrankheit, welche selten wirtschaftlich bedeutende Schäden verursacht. Uns sind heuer jedoch Parzellen bekannt, welche bereits einen deutlichen Befall aufweisen, Sommereiweisserbsen sind hierauf weniger anfällig. Staunässe ist aber auch oft im Spiel. Zur Bekämpfung steht nur der Wirkstoff Azoxystrobin (Amistar, Globazar, Legado) oder Tebuconazol (Horizont, Fezan, Baltazar) zur Verfügung. Bei starken Befällen kommt eine kurative Behandlung jedoch oft zu spät.
Sommersaaten (Sonnenblumen und weitere)
Schnecken
Bei witterungsbedingt langsam auflaufenden Sommersaaten ist weiterhin der Schneckenbefall zu beobachten. Bei nachweislichen Schleim- und Frassspuren sind für eine rasche Bekämpfung Körner zu wählen, bei denen 40-60 Körner pro Quadratmeter gestreut werden. Dies, weil die Körner nur eine begrenzte Lockwirkung entfalten und die Wirkung eher darauf beruht, dass die Schnecke zufällig über das Korn kriecht.
Vogelfrass
Neben den Krähen machen uns in manchen Regionen auch Tauben zu schaffen. Bei den Sonnenblumen beispielsweise verwechseln die Vögel die auflaufenden Keimlinge mit Insektenlarven und picken danach. Zurück bleiben kurze Stäbchen im Feld mit fehlenden Keimblättern.
Die gängigen Vergrämungsmassnahmen, zum Beispiel das Aufstellen einer Vogelscheuche oder ein Aufhängen von Flugdrachen oder Heliumballons, haben jedoch nur eine beschränkte Wirkung und die Massnahme sollte alle 3-4 Tage abgewechselt werden, um einer Angewöhnung vorzubeugen. Die Vergrämung ist besonders bei Nachsaaten sehr wichtig.
Biodiversitätsförderflächen
Wurzelunkräuter
Viele Wurzelunkräuter sind bereits sichtbar und solange die nassen Böden nicht befahrbar sind, reicht die Zeit vielleicht für einen Durchgang zu Fuss gegen Blacken mit dem Stecheisen. Wird eine chemische Einzelpflanzenbehandlung angestrebt, ist sie bei Blacken ab jetzt möglich, weil bereits ausreichend Blattmasse vorhanden ist. Bei Disteln ist damit noch ein wenig zuzuwarten, bis sich mehr Blattmasse (Mindesthöhe 20-40 cm) gebildet hat, damit genügend Wirkstoff aufgenommen und in die Wurzeln der Disteln gelangt. Wenn die ersten sichtbaren Disteln 4o cm hoch sind, dann sind solche aus tieferen Schichten auch aufgelaufen und nehmen Wirkstoffe auf.
Gewässerschutz
In den nächsten Wochen werden viele Wiesen für die Maissaat umgebrochen. Dies ist der optimale Zeitpunkt, um ohne Zusatzaufwand einen bereits begrünten Pufferstreifen zu Oberflächengewässer und entwässerten Strassen stehen zu lassen. Auf unserer Strickhof-Website zur Abschwemmung (www.strickhof.ch) finden Sie weitere Informationen hierzu.
Zuckerrüben
Aktueller Stand
Die Zuckerrüben haben nach wie vor einen schweren Stand. Das lange Ausharren im Keim- und 2-Blattstadium ist nicht förderlich. Schlechte Bodenbedingungen wie ein Deckel, Schädlinge oder möglicherweise der Frost führen zu schlechten, lückigen und unregelmässigen Beständen. Eine Nachsaat kann bis Mitte Monat ohne Bedenken durchgeführt werden. Allein der Einzelkulturbeitrag sollte Motivation genug sein. Zudem fehlen vielerorts mit dem Mais auf Mais-Verbot die Optionen.
Blattläuse wurden im Westen bereits gefunden – im Osten laufen die ersten Auszählungen für das Monitoring und wir werden Sie diesbezüglich auf dem Laufenden halten.
Die ersten Herbizidapplikationen wirkten sehr gut, so dass an den meisten Orten saubere Parzellen vorzufinden sind. Alljenige mit Conviso Smart Zuckerrüben können die Behandlung mit dem Erreichen des 2-Blatts der Melde durchführen. Dabei empfehlen wir nach wie vor die 2-malige Applikation mit je 0.5l/ha Conviso One und 1.0l/ha Mero.
Rübenerdfloh
Die Bekämpfungsschwelle für den Rübenerdfloh beträgt im 2-4 Blatt-Stadium 80% befallene Pflanzen. Nur vereinzelte Schabstellen zählen dabei noch nicht als Befall, sondern es braucht mehrere frische Schabstellen pro Blatt auf der Mehrheit der Rüben. Aktuell rechtfertigen die Bedingungen eine Sonderbewilligung für den Einsatz von Pyrethroiden meist nicht, denn ein Zuwarten ist gerechtfertigt, wenn:
- die Rüben durch den Befall oder die Witterung nicht in ihrem Wachstum gestoppt werden
- Niederschläge angekündigt sind, da Rübenerdflöhe nur bei trockenen und warmen Bedingungen besonders aktiv sind
- viele Schabstellen bereits verkorkt sind, denn diese stellen keine Phytotox-Gefahr mehr dar beim Einsatz von Herbiziden
Bei Conviso-Sorten ist ein stärkerer Erdflohbefall tolerierbar, da diese auf den Herbizideinsatz auch bei zahlreichen Schabstellen unempfindlich sind. Wo immer möglich empfehlen wir ein Zuwarten bis die meisten Flöhe im Rübenfeld angekommen sind, damit sicher keine zweite Behandlung gemacht werden muss.