Pflanzenbau News 29. Februar 2024
Raps
Grosser Rapsstängelrüssler
Beim Einflug des Grossen Rapsstängelrüsslers gibt es heuer grosse regionale Unterschiede. Aus dem Berner Aaretal erreichen uns verifizierte Meldungen von unglaublichen 400 Käfern pro Gelbschale. In unserem Fallennetz im Kanton Zürich konnten wir im Maximum 80 Käfer in einer Gelbschale in Ellikon am Rhein ausmachen. In den allermeisten Gelb-Fallen zählen wir einen sehr überschaubaren Zuflug von 10 Käfern pro Falle. In Lindau herrscht überhaupt kein Flugwetter.
Seit diesem Montag finden wir in frühen Lagen die ersten Einstiche. Da der Rapshaupttrieb aufgrund des milden Winters schon jetzt vielerorts zwischen 5 - 20 cm hoch ist, gilt für alle Regionen die Bekämpfungsschwelle von 40 bis 60% Pflanzen mit Einstichen. Bei Lufttemperaturen unter 10 °C stellt der Stängelrüssler seine Aktivität stark ein, während der Raps schon ab 5 °C wächst. Sobald der Haupttrieb höher als 20 bis 25 cm ist, nimmt das Schadenpotential der Larven im Stängel ab. Der Schaden entsteht durch den Frass der Larven im Stängel und auch dadurch, dass das Weibchen einen Stoff ins Stängelinnere spritzt, der das Gewebe, welches den Stängel ausfüllt und für Stabilität sorgt, auflöst. Ist der Haupttrieb höher als 20 cm, nimmt das Schadenpotential der Larven im Stängel ab. Die Schäden durch den Larvenfrass im Stängel beschränken sich dann nur noch auf den obersten Teil des Mitteltriebes. Die Seitentriebentwicklung wird nicht beeinträchtigt. Die Käfer legen ihre Eier in zarte Stängelteile ab, die befinden sich unter der Triebspitze. Bei 20cm hohen Stängeln oder höher ist der Stängelgrund verholzt und wird gemieden. In frühen Lagen wird der Raps in der kommenden Woche die 20cm Höhe überschreiten. Der Raps könnte also heuer in den allermeisten Fällen dem Stängelrüssler «davonwachsen».
Wenn Einstiche (Eiablagen) vorhanden sind, kann der Käfer mit einem Pyrethroid bekämpft werden.
Der Einsatz von Pyrethroiden ist sonderbewilligungspflichtig. Das Online-Formular dazu finden Sie hier:
PDF-Formular: ÖLN-Sonderbewilligung Raps-Stängelrüssler 2024 (Zürich)
Achten Sie bitte beim Einsatz eines Pyrethroides darauf, dass es in einer windstillen Phase ausgeführt wird.
Bor-Bedarf übers Blatt decken
Raps hat einen sehr hohen Bor-Bedarf. Bor wird auch ausgewaschen, darum sollte die Bor-Versorgung des Rapses übers Blatt erfolgen. In der Regel wird eine Behandlung im Herbst und zwei im Frühjahr durchgeführt. Dafür stehen diverse Bor-Produkte wie beispielsweise Borstar 2l/ha, Solubor ca. 2kg/ha, epso Bortop 5kg/ha zur Verfügung.
Zur Stabilisierung der Brühe und zur Senkung des pH-Wertes sollte bei Borstar oder bei Solubor die Brühe stabilisiert werden (Bsp. mit pH Korrekt, X-Change oder Checkpoint). Bei kombinierten Behandlungen mit Pyrethroid sichert dies die Stabilität des Wirkstoffes in der Brühe ab. Ansonsten besteht die Gefahr, dass sich der Wirkstoff schlechter löst oder dass er sich mit den Katjonen bindet und dadurch seine Wirkung verliert. Epso Bortop senkt den pH-Wert durch seine Zusammensetzung mit Schwefeltrioxid, dort ist ein Ansäuern nicht notwendig, nur das prompte Ausbringen nach dem dosieren.
Alte und junge Erdflohlarven in derselben Pflanze
Wer seinen Raps gründlich unter die Lupe nimmt, findet unter Umständen kleine, weissliche Larven im Hauptrieb. Dies können noch keine Stängelrüssler sein.
Bei genauer Betrachtung entdeckt man, dass diese Larven am Kopf und am Hinterteil schwarz gefärbt sind. Das sind Erdfloh-Larven. Die grössten Erdflohlarven findet man in den untersten Blattstielen. Grosse Larven stammen von Eiablagen im September. Die kleinen Larven stammen wahrscheinlich von Eiablagen im Dezember oder im Januar. Erdflohlarven verlassen im März-April die Blattstiele oder Stängel, wandern oder fallen zu Boden und verpuppen sich im Boden. Vereinzelt haben wir auch Erdfloh-Käfer in den Fallen gefangen. Das sind noch Adulte vom letzten Jahr.
Herbizide gegen Klebern und Kamillen
Die Bestände beginnen sich nun rasch zu strecken und das Blattwerk überdeckt den Boden. Wenn noch einjährige Unkräuter wie Kamillen oder Klebern aus dem Herbst bekämpft werden müssen, steht Lentagran oder Effigo zur Verfügung. Effigo kann bis zum Stadium DC 50 (Hauptblütenknospen von den obersten Blättern noch dicht umschlossen) eingesetzt werden.
Disteln könnten mit Effigo oder Alopex/Rapper bekämpft werden. Das macht aber jetzt keinen Sinn, weil die Disteln noch gar nicht wieder aufgelaufen sind.
Für die Bekämpfung des Ausfallgetreides sollte das Wetter wüchsig sein, momentan ist es hierfür auch noch zu kalt.