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Klatschmohn, Klebern und Vogelmiere (v.l.) haben ein unterschiedliches Schadpotential. Fotos: Strickhof>

Pflanzenbau News 27. März 2024

Themen dieser Woche sind: Rapsglanzkäfer; Detektionsbasierte Applikation von Herbiziden; Mechanische Unkrautbekämpfung im Getreide; Blacken in Wiesen + Weiden; Zuckerrüben-Aussaat; blühender Raps im Biolandbau

Raps

Rapsglanzkäfer

In diesem Jahr erleben wir ein ausserordentlich starkes Auftreten des Rapsglanzkäfers. Da sich alle Wirkstoffe nur bedingt an oder in den Knospen befinden, ist die Kontaktwirkung auf die Käfer bei der Applikation besonders wichtig. Diese sichern wir durch die Behandlung während der Aktivität der Käfer, gegenwärtig am Nachmittag, bei Temperaturen über 10°C. Durch eine gute Benetzung der Pflanzen, das bedeutet mit mindestens 300l Wasser je ha unter Zugabe eines Netzmittels. Das Ansäuern der Brühe ist bei diesen Insektiziden auch empfohlen. Ein weiterer Punkt ist die Wahl einer geeigneten Düse. Nicht getroffene oder neu zugeflogene Käfer nehmen den Wirkstoff über ihre Frasstätigkeit auf. Letztere tritt allerdings erst verzögert ein und unterdessen fliegen neue Glanzkäfer in die Bestände. So kann es vorkommen, dass trotz des applizierten Insektizids immer wieder Käfer auf den Pflanzen zu finden sind. Der Wirkstoff Acetamiprid wird systemisch in der Pflanze verteilt, Spinosad dringt sehr gut in die Wachsschicht der Pflanzenteile ein und ist dadurch sehr gut vor Niederschlägen geschützt. 

Raps Schädlinge
In diesem Jahr herrscht ein hoher Befalls-druck der Rapsglanzkäfer. Foto: Strickhof

 

Uns erreichen Meldungen von unbefriedigender Wirkung nach der Behandlung mit Acetamiprid. Wir gehen diesem Problem nach. Fakt ist, dass wir dieses Jahr mehrere starke Zuflüge in die Felder verzeichnen. Das Hinterfragen der Applikationstechnik und der Düsenwahl ist sicher auch ein wichtiger Punkt. Kein guter Entscheid ist, nach einer Behandlung mit Acetamiprid (Bsp. Gazelle SG, Pistol, Oryx Pro) eine Folgebehandlung mit Acetamiprid (Gazelle 120 FL, flüssige Formulierung) durchzuführen. In Deutschland spricht man offen darüber, dass Neonicotinoide wie das Acetamiprid bereits erste Resistenzen aufweist. Durch den mehrmaligen Einsatz desselben Wirkstoffes gegen denselben Schaderreger werden Resistenzen gefördert. Das unterstützen wir nicht. Jede Behandlung nur bei erreichter BKS. Diese liegt vor der Blüte des Rapses jetzt bei 10 Käfern pro Pflanze. 

Ein sogenannter «Knock-Down-Effekt», also eine sehr rasch einsetzende Lähmung der Glanzkäfer, wird nur noch mit dem Pyrethroid Etofenprox (Blocker) erzielt, welches eine Kontakt- und Atemgiftwirkung aufweist. Aufgrund des erhöhten Risikopotenzials dieses Wirkstoffs für Oberflächengewässer ist die Anwendung einer Sonderbewilligungspflicht unterstellt. Blocker weist zudem eine SPe 3 Driftauflage von 100m zu Oberflächengewässern auf. Produkten ohne Sonderbewilligungspflicht sind grundsätzlich der Vorrang zu geben. Eine Sonderbewilligung für Blocker kann in begründeten Fällen ausgestellt werden, beispielsweise wenn ein vorgängiger Einsatz eines Mittels mit geringerem Risiko, also eines Mittels ohne Sonderbewilligungs-Pflicht, wenig erfolgreich war. Antragsformular Bekämpfung des Rapsglanzkäfers im ÖLN mit Blocker (Frühling 2024) 
Nachtrag: Seit 26.3.2024 ist das Produkt Blocker schweizweit ausverkauft. Im Raps hat kein anderes Pyrethroid als Etofenprox (Blocker) eine Zulassung gegen Glanzkäfer. Wenn kein Blocker zur Verfügung steht, muss auf Acetamiprid, Spinosad oder Kaolin ausgewichen werden.

Jede Behandlung erfordert ein Erreichen der Schadschwelle. Diese liegt ab BBCH 57 (geschlossene Einzelblüten der Nebentriebknospen werden sichtbar) bei 10 Käfern pro Pflanze. Ab Blühbeginn des Raps gelangt der Glanzkäfer an den Pollen, ohne Schäden zu verursachen – ab dann wird der Schädling zum nützlichen Bestäuber. Während sich die Blüte im letzten Jahr über Wochen hinzog, sehen die Rapsbestände heuer deutlich vitaler aus und wir hoffen auf ein baldiges intensives Aufblühen.

Raps Schädlinge Blüte
Sobald die Blüten geöffnet sind, bekommt der Glanzkäfer den gesuchten Pollen quasi auf dem Serviertablett und muss nicht mehr die Knospen aufbeissen. Schäden sind durch die Käfer dann nicht mehr zu erwarten, im Gegenteil, sie wirken sogar als Bestäuber. Foto: Strickhof

 

Detektionsbasierte Applikation von Herbiziden

Vorankündigung: Pilotversuche auf BFF und Ackerfläche

Seit einiger Zeit werden Geräte zur detektionsbasierten Applikation (DA) von Pflanzenschutzmitteln auf landwirtschaftlich genutzten Flächen eingesetzt. Im Kanton Zürich haben wir Erfahrungen mit den Produkten «Ecorobotix-ARA», «Rumex» oder dem «RumboJet 880». Die geltenden Regelungen im ÖLN sind in der Informationsnotiz detektionsbasierte Applikation von Pflanzenschutzmitteln 2024 beschrieben. Gegenüber 2023 gibt es keine Änderungen. Auf Nicht-BFF-Flächen darf DA unter den in der oben genannten Infonotiz beschriebenen Voraussetzungen ohne Bewilligung eingesetzt werden. Dies gilt auch für Flächen, die für den Beitrag für den Verzicht auf Herbizide im Ackerbau angemeldet sind.

Auf BFF ist die Anwendung von DA im Prinzip untersagt. Aufgrund der agronomischen Vorteile gegenüber der händischen Einzelstock- und Nesterbehandlung wurden im vergangenen Jahr mehrere extensive Wiesen versuchsweise und in Begleitung der Forschungsanstalt Agroscope mit diesem automatisierten Verfahren behandelt. Für 2024 ist ein Folgeprojekt in Planung, da 2023 für eine robuste statistische Auswertung zu wenig Flächendaten erhoben werden konnten. Zusätzlich zur Bekämpfung von Blacken auf Extensivwiesen sollen neu auch Erfahrungen mit dem Einsatz von DA auf Acker-BFF und mit anderen Problempflanzenarten wie der Ackerkratzdistel gesammelt werden. Für jede Anwendung von DA auf BFF bzw. Acker-BFF ist eine kantonale Bewilligung erforderlich. Melden Sie sich bei Interesse bei Simon Binder (simon.binder@strickhof.ch)

Detektionsbasierte Applikation von Herbiziden 2024
Übersicht über die aktuelle Zulassungssituation von DA auf der landwirtschaftlichen Nutzfläche.

 

Getreide

Mechanische Unkrautbekämpfung

Wer in diesjährigem Wintergetreide den Beitrag für «Verzicht auf Herbizide» mittels mechanischer Unkrautbekämpfung umsetzten möchte, den stellen die aktuellen feuchten Bodenverhältnisse vor Herausforderungen. In vielen Getreidebeständen konnte bislang weder im Herbst noch in diesem Frühjahr ein Durchgang mit dem Hackstriegel durchgeführt werden. Begünstigt durch den milden Winter sind diverse Unkräuter entsprechend hoch und nur noch schwierig bekämpfbar, allen voran die omnipräsente Acker-Taubnessel, welche in diesen Tagen purpurrot zu blühen beginnt. Eine besonders gute Feldkontrolle empfiehlt sich auf Parzellen mit Klebern und Ackerfuchsschwanz.

Eine Abmeldung von diesem Programm ist mit einer Meldung ans Amt für Landschaft und Natur (ALN) grundsätzlich jederzeit möglich. Allerdings entfällt dann aufgrund der Gesamtbetrieblichkeit dieser Massnahme der Beitrag auf sämtlichen Parzellen der gleichen Getreideart.

Ein weiterer Fallstrick droht in Getreide in weiter Reihe: Für die mechanische Unkrautbekämpfung ist eine einmalige Bearbeitung noch bis spätestens 15. April erlaubt. Bei einer Abmeldung des Beitrags für «Verzicht auf Herbizide» ist bei Getreide in weiter Reihe hingegen eine einmalige flächige Herbizidanwendung zum Wunschzeitpunkt möglich.

Tabelle Kornertragsverlust Unkräuter
Konkurrenzindizes: Kornertragsverluste in kg/ha je Unkrautpflanze/m2 durch Unkräuter in Getreide (Pallutt & Flatter 1998)

 

Getreide Unkräuter
Klatschmohn, Klebern und Vogelmiere (v.l.) haben ein unterschiedliches Schadpotential. Fotos: Strickhof

 

Wiesen und Weiden

Blacken

Eine Flächenbehandlung von Blacken ist wegen dem negativen Einfluss auf den Futterertrag erst ab Ende August bis Ende September empfohlen. Die Wirkung ist im Herbst auch sicherer, weil die Blacken den Wirkstoff dann besser in der Wurzel einlagern. Wenn man nicht warten kann, weil viel zu viele Blacken vorhanden sind, ist jetzt zu beachten, dass der Wirkstoff Asulam, der für Flächenbehandlungen zugelassen ist, nur eingesetzt werden darf, wenn keine blühenden Pflanzen vorhanden sind. Wenn der Löwenzahn oder Kleearten blühen, darf er nicht mehr eingesetzt werden. Dies ist zum Schutz der Bienen, weil das Abbauprodukt von Asulam, ein Sulfonamid, antibiotisch wirksam ist. 

Blackenbekämpfung in Wiesen
Seit vergangenem Wochenende blüht der Löwenzahn und erste Bestäuber sind unterwegs. Zum Schutz der Bienen darf der Wirkstoff Asulam hier nicht mehr eingesetzt werden. Foto: Strickhof

 

Zuckerrüben

Weiterhin Geduld gefragt

Das Wetter bleibt seiner Linie der letzten Wochen treu. Der Boden bleibt an den meisten Standorten nass und gesättigt. Hinzu kommen nun auch etwas kältere Tage, welche jedoch am Wochenende durch wärmere Verhältnisse abgelöst werden. Ob die wärmeren Temperaturen jedoch ausreichen, um den Boden ausreichend für die Saat abzutrocknen, ist jedoch fraglich. Zumal das Wetter bereits am Sonntag wieder umschlagen und der nächste Regen fallen kann. Zurzeit befinden wir uns noch immer relativ am Anfang der Saatperiode. Fern wurden die nachweislich besten Rüben zwar um Ostern gesät. Damals fand der Festtag jedoch 10 Tage später statt als in diesem Jahr. Die Zuckerrübe kann auch bei späteren Saatterminen aufgrund ihres kompensatorischen Wachstums ansprechende Erträge liefern, sofern für passende Saatbedingungen gesorgt wird.

Link zu den ausführlichen Zuckerrüben-News KW 13/2024

Nasse Bodenverhältnisse
Der Boden bleibt aufgrund des wechselhaften Wetters weiterhin mit Wasser gesättigt (Bildquelle: Matthias Lüscher, SFZ)

 

Biolandbau

Die ersten Rapspflanzen blühen bereits, auch in höheren Lagen

Trotz der anhaltenden Nässe in der Region hat der warme Frühling dazu geführt, dass die Rapsfelder bereits weit fortgeschritten sind. Aufgrund der aktuell noch verhaltenen Temperaturen blühen erst einzelne Pflanzen. Es kann allerdings davon ausgegangen werden, dass in den nächsten Tagen bei wärmeren Temperaturen weitere Blüten aufgehen. Am Stiegenhof ist lediglich eine HOLL-Rapssorte bereits im DC 60 mit ersten offenen Blüten. Die anderen Rapssorten befinden sich noch im DC 57 – 59, da doch bereits erste Blütenblätter sichtbar sind. Bei einer Auszählung des Rapsglanzkäfers wurde bei keiner Sorte die Schadschwelle von 10 Käfern pro Pflanze erreicht. Es gilt anzumerken, dass bei der Auszählung eine Temperatur von 12°C gemessen wurde, wodurch die Rapsglanzkäfer nicht sehr aktiv waren. Ob der Rapsglanzkäfer noch grossen Schaden anrichtet, hängt von der Witterung der nächsten Wochen ab. So können tiefe Temperaturen zu einem langsameren aufgehen der Blüten führen. Da der Rapsglanzkäfer seinen Schaden bei geschlossenen Blüten anrichtet, erhöht sich das Risiko auf Schäden bei einer längerdauernden Blüte.

blühender Raps
Die ersten Pflanzen einer HOLL-Rapssorte blühen bereits auf 650 Meter über Meer. Foto: Strickhof

 

PDF: Pflanzenbau News 27. März 2024