Pflanzenbau News 27. Juni 2024
Drift & Abschwemmung
Aktualisierter Massnahmenkatalog
Das BLV verfügt bei der Zulassung von PSM allfällige Driftabstände und Abschwemmungspunkte, welche in Gewässernähe zu berücksichtigen sind. Zusätzlich erfordert der ÖLN seit vergangenem Jahr generell bei jeder PSM-Anwendung die Driftreduktion um eine Stufe sowie einen Abschwemmungspunkt angrenzend zu tieferliegenden Gewässern und entwässerten Strassen. In diesen Tagen wurden die Kantone über einige Änderungen und Ergänzungen im Katalog an möglichen Risikoreduktionsmassnahmen mit sofortiger Wirkung informiert. Im Ackerbau sind dies folgende:
- Der pfluglose Anbau einer Kultur wurde bislang pauschal mit einem Abschwemmungspunkt honoriert. Neu gibt es für Mulch- und Streifensaaten zwei und bei einer Direktsaat gar drei Punkte. Insbesondere die Anwendungen gewisser PSM mit vier verfügten Abschwemmungspunkten, beispielsweise bei der Anwendung des Wirkstoffs Aclonifen (z.B. das Herbizid Bandur) mit 3 lt/ha Aufwandmenge in Sonnenblumen, erhalten dadurch auf Parzellen in Gewässernähe wieder eine Perspektive.
- Eine Untersaat, welche zum Zeitpunkt der Behandlung den Boden bedeckt, ergibt neu ebenfalls einen Abschwemmungspunkt. Bei sehr frühen PSM-Anwendungen ist diese Massnahme daher ungeeignet. Eine weitere neue Massnahme: Die Kultur wird auf einem 10 m breiten Streifen bestehend aus mind. 1.5 t/ha Stroh oder Mulch überdeckt. Quer zur Fliessrichtung angelegt ergibt dies neu ebenfalls einen Abschwemmungspunkt.
- Detektionsbasierte Applikationsgeräte können Einzelpflanzen gezielt behandeln. Durch die reduzierten Aufwandmengen reduziert sich auch das Abschwemmungsrisiko in Folge eines Regenereignisses. Erfolgt die Behandlung auf weniger als 25 % der Fläche, ergibt dies zwei Abschwemmungspunkte, bei einer Behandlung auf weniger als 10 % der Fläche gar drei.
- Bei einigen Geräten zur Einzelpflanzenbehandlung wird der hochpräzise Sprühstrahl vollständig vor Wind abgeschirmt. Diese Tatsache wird neu mit drei Stufen zur Reduktion des Driftabstands in den Weisungen abgebildet. Dies ist die einzige neue Massnahme zur Driftreduktion.
Im Hinblick auf die Anbauplanung für das kommende Jahr lohnt sich die frühzeitige Planung zur Umsetzung der Massnahmen. So generiert beispielsweise die Anlage eines Grünstreifens bei Wiesenumbruch keinerlei Mehraufwände. Der unterdessen recht umfassende Massnahmenkatalog gibt den Bewirtschaftern zusätzliche Flexibilität in der Umsetzung. Im Gegenzug wächst ihre Verantwortung, jene Massnahmen zu ergreifen, welche die diffusen Einträge von PSM in die Gewässer am besten reduzieren.
Getreide
Kontrollgang
Trotz der abgeschlossenen Pflegemassnahmen im Getreide lohnt sich ein sporadischer Kontrollgang. Während in dieser Woche bereits zahlreiche Gersten gedroschen wurden, sind die Fahnenblätter von späten Weizenbeständen noch immer grün. Dort lassen sich neben der Wirkung der durchgeführten Anbau- und Pflanzenschutzmassnahmen wie Unkrautbekämpfung und Verkürzung auch gerade noch die Wirkung des Fungizides abschliessend beurteilen.
Am einfachsten ist die Beurteilung der Unkrautwirkung. Die Blütenkronen der Disteln und die Samenständer der Blacken überragen jetzt die Getreidebestände. Oft tritt die Verunkrautung an den Parzellenrändern auf. Solange noch nicht versamt, sollten diese Pflanzen mit der Rebschere möglichst tief unten abgeschnitten oder zumindest mit einer Sichel geköpft werden. Je nach Standort sind auch Ackerfuchsschwanz, Windhalm, Quecken aber auch Klebern oder Ackerwinde jetzt leicht zu erkennen. Die Erkenntnisse aus diesem Anbaujahr sollten in die Anbauplanung des nächsten Jahres einfliessen und eine Bekämpfung auf der Stoppel ist gegebenenfalls einzuplanen.
Raps
Weissstängeligkeit
Vor dem Rapsdrusch lohnt sich ein Blick vom Feldrand in den stehenden Raps hinein. Finden sich auf Kniehöhe weissliche Stängel, kann dies ein Hinweis für Rapswelke oder Weissstängeligkeit sein. Letztere wird auch Rapskrebs genannt und man findet im Innern der Stängel die schwarzen Sklerotien, welche von der Form her Mäusekot sehr ähneln.
Auslöser der Krankheit ist der Sclerotinia-Pilz, der im Boden bis zu zehn Jahre überdauert. Allerdings hat die Bedeutung der Krankheit im vergangenen Jahrzehnt aus klimatischen Gründen abgenommen. Besonders beim Rapsanbau mit Verzicht auf Fungizide gibt es mit dem Produkt Lalstop Contans WG, einem Antagonistenpilz, die Möglichkeit, die Sklerotien im Boden zu bekämpfen. Sieht es nach der Ernte nach einem starken Befall aus, kann Lalstop Contans WG als Nachernteapplikation auf die befallenen Stoppeln angewendet und mit dem Ausfallraps flach eingearbeitet werden, damit der Pilz beim nächsten Rapsanbau auf der Parzelle weniger Probleme verursacht. Ebenfalls möglich ist die Anwendung im Vorsaateinarbeitungsverfahren oder bei der Herbizidanwendung nach der Saat. Allgemein empfiehlt sich die Einhaltung einer weiten Fruchtfolge von sclerotiniaanfälligen Kulturen zu denen auch Leguminosen, Kartoffeln und Sonnenblumen gehören.
Zuckermais / Kichererbsen
Baumwollkapseleule
Im Rahmen des von Agroscope koordinierten Überwachungsnetzes wurde in der vergangenen Woche auf Kantonsgebiet der in diesem Jahr erste Falter der Baumwollkapseleule (Helicoverpa armigera) gefangen. Folglich ist zeitnah mit Eigelegen und später mit den ersten Raupenfunden zu rechnen. Dieser neuartige Schädling ist neben dem Gemüsebau auch in der Produktion von Zuckermais- und Kichererbsen sowie weiteren Leguminosen von Bedeutung. Die Bekämpfung ist in dieser Saison per Notfallzulassung bewilligt in Mais und Kichererbsen mit dem biologischen Insektenvirus Helicovex sowie in Bohnen und Erbsen mit Coragen.
Kartoffeln
Weiterhin enge Betreuung nötig
«Nicht nachlassen» lautet das Motto beim Pflanzenschutz in den Kartoffeln.
Ein ausführlicher, aktueller Bericht zu folgenden Themen ist auf der Strickhof-Website aufgeschaltet: Schwarzbeinigkeit; Alternaria; Kartoffelkäfer; Blattläuse; Schnecken; robuste Sorten; neue Sorten im Test; Kartoffeln-Flurbegehung vom 3.7.2024
Link zum Artikel (KW 26/2024) von Sonja Basler, Strickhof
Zuckerrüben
Aktuelle Infos
Das sonnige Wetter hilft den Zuckerrüben um das Wachstum in grossen Schritten voranzutreiben. Strukturelle Probleme werden leider immer sichtbarer. In solchen Parzellen wachsen die Rüben nur zögerlich, sind nach wie vor gelblich und aufrecht. Der fehlende Sauerstoff im Boden kann mit Hilfe eines Hackdurchgangs allenfalls leicht korrigiert werden. Nach den Starkniederschlägen findet man nach wie vor bakterielle Blattflecken. Cercospora Blattflecken wurden bis anhin noch keine gefunden. Die News zu den Blattflecken werden ab sofort wöchentlich auf der App publiziert.