Pflanzenbau News 27. Juli 2023
Japankäfer
Erste kleine Population nördlich der Alpen in Kloten gefunden
Am 12. Juli wurden in einer Falle in Kloten 4 adulte Japankäfer gefunden. Nach dem Aufstellen von weiteren Fallen und aufwändigen visuellen Kontrollen sind seither laufend weitere Japankäfer gefunden worden. Die Zone der Funde beschränkt sich bisher auf die Gemeinde Kloten.
Auf der Rechtsgrundlage des Bundes (Pflanzengesundheitsverordnung des Bundes vom 31. Oktober 2018) und der Allgemeinverfügung des Kantons vom 24. Juli 2023 wurde um den Befallsherd eine Befallszone (rot) mit einem Radius von 2 km eingerichtet, welche in der Gemeinde Kloten liegt. In dieser Zone soll der Japankäfer mit diversen Massnahmen getilgt (=ausgerottet) werden.
Sowohl in der Befallszone wie auch der Pufferzone gelten Verbote (resp. Einschränkungen) betreffend der Verschiebung von Erde und Pflanzenmaterial. Damit soll verhindert werden, dass Japankäfer unwissentlich weiterverbreitet werden. Landwirte, welche in einer solchen Zone liegen, sollen sich unbedingt auf der Website www.zh.ch/japankaefer-kloten über die geltenden Vorgaben informieren. Dort findet man auch nützliche weitere Informationen rund um den Japankäfer.
Für Fragen von Personen in der Befalls- oder Pufferzone steht von Mo-Fr von 8:30 bis 18:30 eine Hotline (+41 44 815 10 00) zur Verfügung, welche durch den Zivilschutz betrieben wird und grundlegende Fragen zu Käferfunden oder Massnahmen beantwortet.
Eine gute Übersicht zum Erkennen des Japankäfers finden Sie im Merkblatt Helfen Sie mit, die Schweiz vor dem Japankäfer zu schützen!.
Meldung Japankäfer; mehr Informationen in Obst-Info Nr. 15/2023
Kartoffelbau
In diesem Jahr sieht man an einigen Orten Kartoffelfelder deren Pflanzen sehr laubschwach sind und der Bestandesschluss nicht erreicht wurde. Die zum Teil späten Pflanztermine führten ausserdem dazu, dass die Grösse der Kartoffeln zum jetzigen Zeitpunkt unterdurchschnittlich ist. Umso wichtiger ist es, dass Kraut so lange wie möglich gesund zu erhalten.
Blattläuse überwachen
Ein grosser Befall mit Blattläusen führt insbesondere bei krautschwachen Beständen zu vorzeitigem Absterben des Krautes. Da die Grösse der jungen Knollen zum jetzigen Zeitpunkt unterdurchschnittlich ist, müssen die Bestände laufend kontrolliert werden. Wo die Bekämpfungsschwelle von 10 Blattläusen pro Fiederblatt (1 Blattlaus pro Einzelblatt) erreicht ist, kann Movento SC 0.75 l/ha oder Teppeki 160 g/ha ohne Sonderbewilligung eingesetzt werden.
Treten gleichzeitig Kartoffelkäfer in bekämpfungswürdigem Ausmass auf, können Produkte mit dem Wirkstoff Acetamiprid (Gazelle SG, Pistol, Oryx Pro) eingesetzt werden. Dazu ist vorgängig eine Sonderbewilligung bei der Fachstelle Pflanzenschutz einzuholen. Acetamiprid darf nur einmal pro Saison eingesetzt werden.
Vorgehen beim Überschreiten der Bekämpfungsschwelle(n)
Schädling | Mittel/Aufwandmenge | Bedingungen |
Blattläuse solo | Teppeki 160g/ha oder Movento SC 0.75l/ha | Ohne Sonderbewilligung |
Kartoffelkäfer und Blattläuse | Gazelle SG 200g/ha oder Pistol 200g/ha oder Oryx Pro 200g/ha | Einzelbetriebliche Sonderbewilligung
|
Alternariaschutz aufrechterhalten
Viele Kartoffelbestände sind nach wie vor gestresst und dadurch anfälliger auf den Schwächepilz Alternaria solani. Er bevorzugt im Gegensatz zur Krautfäule Temperaturen von über 24°C.
In normalen Jahren führt ein Befall mit dem Alternaria-Pilz nicht zu mengenmässig oder qualitativ einschneidenden Ausfällen. Sind normalerweise vor allem späte Sorten mit einer längeren Wachstumszeit betroffen, dann gilt in diesem Jahr auch den vielerorts krautschwachen Beständen ein besonderes Augenmerk. Bei diesen Beständen sollten Krautfäule-Mittel mit kombinierter Wirkung gegen Alternaria oder ein geeigneter Mischpartner eingesetzt werden (siehe Mittelheft, Seite 20-21).
Biodiversitätsförderung
Pflege von Saum auf Acker
In den vergangenen Tagen wurde das meiste Getreide abgeerntet und die Felder stehen bereit für die nächste Kultur. Genau der richtige Zeitpunkt, um an die Pflege des Saums auf Ackerfläche zu denken. Der Saum auf Ackerfläche ist eine Biodiversitätsförderfläche (BFF) im Ackerbau und zählt zu den zukünftig geforderten 3.5% BFF auf Ackerfläche. Er darf jährlich einmal zur Hälfte gemäht werden. Mulchen ist wenig sinnvoll, da die über Jahre aufgebaute Nützlingspopulation mit einem Durchgang zerstört wird. Auch haben Erfahrungen aus der Praxis gezeigt, dass der Saum seine Qualität besser behält, wenn das Schnittgut jeweils abgeführt wird. Dieses alte, stängelige Material kann aber nicht mehr verfüttert werden. Daher macht es Sinn, das Saummaterial auf einem abgeernteten Getreideacker zu verteilen und einzuarbeiten. Bei der Planung der 3.5% Acker-BFF ist der Saum ein wichtiges Element, da er als einzige Acker-BFF keine maximale Standdauer hat. Deshalb bietet sich der Saum als Kombilösung für die neuen Abschwemmungs-auflagen an, denn mit einem 6-Meter breiten Saum entlang einer entwässerten Strasse oder einem entwässerten Weg lässt sich 1 Abschwemm-Punkt einhalten. Aber Achtung: Dies ist nur möglich, wenn der Streifen in parallel Bearbeitungsrichtung liegt und nicht überfahren werden muss.
Futterbau und Gründüngung
Saatgut säen, nicht streuen
So früh wie selten konnte heuer die Getreideernte eingefahren werden. So bleibt nun genügend Zeit für die Saat eines Zwischenfutters oder einer Gründüngung. Dazu passend das wechselnde Wetter, mit angepassten Regenfällen und idealen Temperaturen. So herrschen ideale Voraussetzungen für eine erfolgreiche Saat und ein rasches Auflaufen. Das ist auch nötig, denn nur schnell auflaufende Zwischenbegrünungen und Kunstwiesenmischungen bringen von Anfang an den erwünschten Erfolg.
Schnell auflaufende Saaten bringen folgende Vorteile:
- schnelle Bodenabdeckung
- weniger Erosion
- kleinere Verdunstung
- frühere Grünschnitterträge
- bessere Unkrautunterdrückung
- bessere Nährstoffausnutzung
- vitalere Pflanzen
- Konkurrenzstärke gegenüber Schädlingen (Schnecken, Trips, Vögeln, etc.)
- keine Stressblütenbildung
Wie sich das Wetter nach der Saat entwickeln wird, wissen wir nie. Temperaturen von über 30°C sind nach wie vor möglich. Diese 30°C ist die Grenze der Erträglichkeit auflaufender Pflanzen, bei solchen Temperaturen bilden sich Bodenoberflächentemperaturen von bis über 60°C, je nach Bodenart und Exposition. Je exakter die Saat, je besser die Saatgutabdeckung und je besser der Bodenschluss, desto resistenter sind die auflaufenden Pflanzen gegenüber allen Störfaktoren, die beim Auflaufen natürlich vorhanden sein können. Feinsämige Arten sind deutlich anfälliger als grobkörnige Arten. Darum muss auch bei guten Saatbedingungen die gute landwirtschaftliche Praxis eingehalten werden und der Saat die nötige Aufmerksamkeit geschenkt werden.
Ziel der Bodenbearbeitung
Folgende Vorkehrungen gehören zu einer Saat:
- Verdichtungen, die im nassen Frühling entstanden sind, müssen behoben werden
- Ernterückstände müssen exakt und homogen in den Boden eingearbeitet werden. In Strohnester verkriechen sich Schnecken, zudem gibt es in Strohmatratzen kein Bodenschluss
- Das Saatbett muss ausgeebnet und gut rückverfestigt sein
- Hofdünger, Kalk oder andere Siedlungsdünger auf Stoppeln vor der Bodenbearbeitung ausbringen.
Saat
Das Wichtigste ist jedoch die Saat. Dabei gilt:
Saatgut wird gesät und nicht gestreut!
Nur eine exakte Saat bringt den gesicherten Erfolg. Entscheidend ist die Saattiefe, dabei gilt: Saatkorndurchmesser x 3 = Saattiefe
So muss als Beispiel Kleesamen 1 cm, Phacelia, Kreuzblütler, Gräser 2cm, Wicken, Getreide 3cm oder eine Ackerbohne 4cm tief gesät werden.
Um solche Saattiefen einzuhalten, braucht es eine Sämaschine mit Säscharen und exakter Tiefenführung. Grubber mit aufgebautem Sägerät sind keine Sämaschinen, dasselbe gilt für alle sogenannten «Sägeräte», die das Saatgut nur auf die Bodenoberfläche streuen auch dann nicht, wenn sie mit einem Striegel eingearbeitet werden. Beim zu tief abgelegten Saatgut gibt es drei Szenarien:
- Saatgut kommt in die Keimruhe und überdauert je nach Art einige Jahre, bis es wieder in eine ideale Saattiefe gebracht wird und dann keimt.
- Saatgut verfault und geht kaputt
- Saatgut läuft sehr verzögert auf und entwickelt sich sehr unterschiedlich und heterogen
Zu tief abgelegtes Saatgut gibt es durch Nachläufer von Grubber Scheibeneggen oder anderen Kultivatoren, die den Acker ausebnen und damit grobe Schollen auf das Saatkorn legen oder dieses zu tief vergraben.
Kosten
Eine exakte Saat verursacht höhere direkte Kosten. Schlechter auflaufende Begrünungen verursachen deutlich höhere indirekte Kosten, die oftmals erst in den Folgekulturen behoben werden müssen. Eine Zwischenbegrünung ist die Vorbereitung für die folgende Hauptkultur. Bereits mit der Zwischenkultur wird der Pflegeaufwand in der Folgekultur mitbestimmt.