So finden Sie uns

Strickhof
Eschikon 21
CH-8315 Lindau
+41 58 105 98 00
info@strickhof.ch

Strickhof auf Social Media

Fortgeschrittene Sprenkelnekrosen, ausgelu00f6st wahrscheinlich durch Ramularia.>

Pflanzenbau News 26. April 2023

Themen dieser Woche sind: Raps, Gerste, Weizen, Mais und Zuckerrüben

Raps

Glanzkäfer
Der grösste Teil der Rapsfelder hat nun endlich zögerlich mit der Blüte begonnen. Das kühl-nasse Wetter und der teilweise massive Glanzkäferbefall haben dazu geführt, dass viele Felder nicht erfreulich blühen. Einzelne Felder sehen katastrophal aus und werden wahrscheinlich gemulcht. Denn solche Felder könnten zu Beständen werden, die später nicht abreifen und nicht gedroschen werden können, weil oben immer wieder neue Blüten gebildet werden. Die Ursachen sind in den meisten Fällen bei den Schädlingen zu suchen. Meist wurde der Stängelrüssler oder im Herbst auch der Erdfloh nicht behandelt. Zudem war der Glanzkäferdruck dieses Jahr massiv und erstreckte sich über einen sehr langen Zeitraum. Sie wurden nicht oder «nur» einmal bekämpft, was in Gebieten mit hoher Rapsdichte dieses Jahr nicht ausreichte. Das im extensiven Anbau zugelassene Kaolin (Tonmineral) hat wegen den häufigen Niederschlägen in diesem Jahr ungenügend gewirkt. Inwiefern Nährstoffe wie Phosphor oder Spurenelemente fehlten oder nicht aufgenommen werden konnten oder gar der Frost eine Rolle spielte, ist in Abklärung. 

Raps Schäden
Raps ohne Blüten macht keine Knospen



Rapskrebs (Sclerotinia)

Die bis zu zehn Jahre lebensfähigen Dauerorgane (Sklerotien) dieses Schaderregers wurden – wo vorhanden – durch Temperaturen zwischen 6 und 10 °C und feuchtem Boden zur Keimung und damit zur Bildung von Fruchtkörpern (Apothezien) angeregt, weshalb aktuell viel Sporenmaterial vorliegen dürfte. Diese sogenannten Ascosporen werden beim Kontakt mit Rapspollen zur Sporulation angeregt, mit dem Wind verbreitet und können die Rapspflanzen über geschwächtes Gewebe oder Wunden bei einem Temperaturoptimum von 20°C infizieren. Aufgrund der nasskalten Witterung und des gleichzeitig hohen Glanzkäferdrucks erfolgt der Blühbeginn langsam und tendenziell gestaffelt, was das Auftreten von Rapskrebs begünstigen könnte. 

 

Gerste

Krankheiten 
In dichten Beständen sind alle Krankheiten zu finden. Laufen Sie einer Fahrgasse entlang durchs Feld. Nesterweise entdeckt man Befall von Rhynchosporium-Blattflecken, Netzflecken und auch bereits Sprenkelnekrosen. Unten im Bestand könnte der echte Mehltau vorhanden sein. 

Mit steigenden Temperaturen geht die Entwicklung der Gerste mit grossen Schritten voran. In der nächsten Woche rechnen wir mit den ersten sichtbaren Grannenspitzen – Stadium DC 51 – also der letzte mögliche Termin für einen Fungizideinsatz in Wintergerste. Bei der Auswahl des Fungizids sind zuerst allfällige Restbestände der Produkte Amistar Xtra, Agora SC, Orius Top und Kantik aufzubrauchen (Aufbrauchfrist bis 30.06.2023). Um Resistenzen vorzubeugen und gemäss Bewilligungsauflagen darf dasselbe Fungizid in Gerste nur einmal eingesetzt werden, daher gilt: Mittel abwechseln. Die Abschlussbehandlung soll mit der vollen Dosierung gemacht werden, weil wir einen langanhaltenden Schutz gegen Netz- und Blattflecken sowie Sprenkelnekrosen brauchen. Neue Wirkstoffe, die hier sehr gut passen würden, stehen leider im Zulassungsstau.

Gerste Krankheiten
Fortgeschrittene Sprenkelnekrosen, ausgelöst wahrscheinlich durch Ramularia.

 

Standfestigkeit

Von der ersten Verkürzung der Gerste, wenn sie überhaupt gemacht werden konnte, ist wahrscheinlich nur eine schwache Wirkung zu erwarten, insbesondere wenn das Licht- und Temperaturabhängige Moddus zum Einsatz kam. Die witterungsbedingt aktuell noch sehr kurze und standfeste Gerste wird in den nächsten Wochen ein kräftiges Längenwachstum erfahren und die Standfestigkeit wird bei dichten Beständen problematisch. Für die letzte Verkürzung, welche vor allem den oberen Teil des Halmes verkürzt und das Ährenabknicken verhindert, steht neben dem Wirkstoff Ethephon auch das Produkt Terpal zur Verfügung, das zusätzlich neben Ethephon auch Mepiquatchlorid enthält und dadurch noch etwas stärker wirkt. Reduzierte Dosierungen von Moddus (bis DC 37), Medax (bis DC 39) und Prodax (bis 49) wären auch möglich. Vorsicht vor zu späten, hohen Dosierungen dieser Mittel, denn die Ähren könnten in den Blattscheiden stecken bleiben.

Korrekturbehandlungen gegen Klebern

Insbesondere in herbstbehandelten Getreidebeständen wie der Gerste können Klebern auch im Frühling noch keimen. Bis ins Stadium 39 (Fahnenblatt voll entwickelt) wären Korrekturbehandlungen möglich, Hoestar sogar bis DC 49 (Grannenspitzen). Eine Liste von Spezialmitteln gegen Klebern ist im Mittelheft auf der Seite 52 zu finden. Zur Abschlussbehandlung mit Fungiziden und Wachtumsregulatoren empfehlen wir einen Abstand von 3-4 Tagen. Ethephon haltige Halmverkürzer nie mit Herbiziden mischen!

 Die Rote Taubnessel, ein weiteres häufig anzutreffendes Acker-Unkraut, besitzt hingegen nur ein geringes Schadenspotenzial und die gezielte chemische Bekämpfung rechtfertigt sich zu diesem Zeitpunkt nicht mehr. 

Getreidehähnchen

Die ersten Käfer der Getreidehähnchen sind aktiv. Sie haben nur sehr vereinzelt ihre orange gefärbten Eier abgelegt. Entdecken Sie ovale braune Eier, sind diese abgestorben. Bei steigenden Temperaturen beginnt die Eiablage dann erst richtig. Für die Bestimmung der BKS für eine allfällige Bekämpfung werden nur noch Larven auf dem Fahnenblatt beachtet, bzw. ausgezählt. Hierfür ist es bei Weizen diese Woche noch zu früh. 

 

Weizen

Krankheiten

Ab Erscheinen des Fahnenblatts (DC 37) drängt sich die Kontrolle auf Septoria-Blattflecken auf. Zur Ermittlung der Schadschwelle ist das 4. oberste, voll entwickelte Blatt auszuzählen (dieses ist weit unten im Bestand). Das Fahnenblatt ist das oberste Blatt. Die BKS ist überschritten, wenn auf 20 % der Blätter Befall aufweisen. Den Rost findet man momentan noch nicht. Abhängig von der Sortenwahl und der Bestandesdichte beobachten wir jedoch einen starken Befall mit Mehltau. Hier kontrolliert man jeweils die drei obersten, vollentwickelten Blätter pro Halm, wobei bei 25 bis 50% befallenen Blätter die BKS erreicht ist. 

Standfestigkeit

In der Zeit zwischen dem Stadium DC 32 und DC 37 erfolgt das intensive Längenwachstum der Ährenanlage, was auch als die „Grosse Periode“ der Ähre bezeichnet wird. In dieser Zeitspanne soll das Getreide empfindlicher auf Pflanzenschutzmittel, insbesondere Verkürzer, reagieren, weshalb diverse Literaturquellen die Halmverkürzung entweder vor oder direkt nach dieser kritischen Entwicklungsphase empfehlen. Dieses Jahr müssen sowieso dauernd Kompromisse gemacht werden, so viele mögliche Termine gab es leider nicht. 

 

Mais

Maiswurzelbohrer

Erste Maisfelder wurden gesät. Die gemessene Bodentemperatur in 10cm Tiefe bewegt sich in Lindau zwischen 8 und 13°C, was für die Saat von Mais oder Soja ausreicht. Wir sind selbst überrascht, dass die Böden sich trotz der kühlen Witterung so gut erwärmten. Die braunen Böden erwärmen sich rasch, weil sie die Sonnenstrahlen aufnehmen (absorbieren). Wir weisen an dieser Stelle darauf hin, dass im ganzen Kanton Zürich ein Mais auf Mais Anbauverbot gilt!

Link zur Karte der Fallenfänge von Agroscope in der Schweiz

 

Simon Binder, Markus Hochstrasser Strickhof Fachstelle Pflanzenschutz

 

Zuckerrüben

Das Warten auf den Frühling

Wie in allen Kulturen warten die Zuckerrüben auf den Frühling und wärmere Temperaturen. Die Zuckerrüben wachsen noch immer nur zögerlich. Vielerorts erreichen die Zuckerrüben nur langsam das 2-Blatt. Zudem sind viele Bestände unregelmässig und leiden unter schwachem Aufgang oder wurden durch diverse Schädlinge, meist Schnecken, dezimiert. Eine frühe Saat zahlt sich auch 2023 nicht aus. Es zeigt sich ein weiteres Mal, dass es essenziell ist, dass die Zuckerrüben davonwachsen können. 

Den Erdfloh sucht man vergebens, es sind schweizweit keine Schäden zu verzeichnen und man darf davon ausgehen, dass es 2023 keine Behandlung mehr benötigt. Mit dem Erreichen des 2-Blattstadium haben die Zuckerrüben das Schlimmste überstanden. 

In klassischen Sorten ist der 2. Split respektive teilweise bereits der 3. Split in der kommenden Woche geplant. Da die Zuckerrüben noch klein sind, muss ein 4. Split allenfalls in Betracht gezogen werden. Bei Saaten um Ostern dürfte der 1. Split in den kommenden Tagen fällig sein. 

Der viele Regen hat auch Positives – die Bodenherbizide wirken hervorragend und dürften für saubere Bestände sorgen. Dennoch gilt es aktuell vorsichtig zu sein und nicht zu viele Bodenmittel beizumischen. Weitere Stressfaktoren müssen verhindert werden. Bei den Conviso Smart Zuckerrüben kann nach wie vor zugewartet werden. Das Unkraut ist zwar gekeimt, die Melden befinden sich aber noch nicht im 2-Blatt. Als Faustregel gilt bei den Conviso Smart Rüben eine Behandlung von 4-5 Wochen nach der Saat. Die kühlen Temperaturen verbunden mit den schlechten Wachstums-bedingungen lässt wohl eher eine Behandlung nach 5-6 Wochen nach der Saat zu. 

Luzi Schneider, Schweizerische Fachstelle für Zuckerrübenbau

 

PDF: Pflanzenbau News 26. April 2023 (mit vielen Fotos)