Pflanzenbau News 25. April 2024
Raps
Lager-Raps
Das garstige Wetter mit Wind, Schnee und Hagel führte nur ganz vereinzelt zu gelagerten Teilflächen beim Raps. Solche Bestände haben meist bereits im Herbst mit dem Längenwachstum begonnen. Diese im Herbst gebildeten untersten Stängelteile sind in ihrem Durchmesser dünner als der erst im Frühjahr gebildete Teil. Diese dünneren Stängelteile gaben dem grossen Gewicht nach und verkrümmten sich, knickten aber nicht ab. Die Versorgung der Schoten ist somit noch gewährleistet.
Vermehrt Knospen-Welke
Der Glanzkäfer trat dieses Jahr stark auf. Es wäre aber verfehlt, die jetzt fehlenden Schoten bzw. die vielen braunen, verkümmerten Blüten-Knospen als Glanzkäfer-Schaden zu bezeichnen. Man erkennt Glanzkäferschäden an den angefressenen Knospen oder wenn diese bereits abgefallen sind an der Länge der noch am Trieb verbleibenden Schoten- oder Knospenstiele. Lange Stielchen (10-20 mm) weisen auf Glanzkäfer, kurze Stielchen (3-6 mm) auf einen physiologischen Schaden hin. Diese physiologische Knospenwelke kann verschiedene Ursachen haben. Wir gehen davon aus, dass Schwankungen in der Nährstoffversorgung (inkl. Spurenelemente wie Bor) die Ursache sein könnten. Das Wetter 14 Tage vor Ostern war extrem wüchsig und heiss. Es wäre vorstellbar, dass in dieser Phase Nährstoffe nicht in genügender Menge zu den Blüten hinauf transportiert werden konnten. Das Wurzelwerk spielt dabei auch eine Rolle. Wir beobachten wegen der nassen Witterung, die seit November 2023 herrschte, dass die Rapspflanzen ein kleineres Wurzelwerk ausbildeten als in trockenen Jahren.
Weizen
Krankheiten
Die Septoria tritici und die Septoria nodorum Blattkrankheiten sind auf den unteren Blättern vorhanden. Die Infektionsbedingungen der letzten Wochen waren auch für Septoria zu kalt. Mit steigenden Temperaturen erhöht sich die Gefahr für Infektionen wieder. Kontrollen bzw. die Befallsermittlung (20% Befall auf dem 4. obersten Blatt) beginnt im Stadium DC 37, schieben Fahnenblatt.
Getreidehähnchen
Die warmen Temperaturen um Ostern führten auch bei den Getreidehähnchen zu vielen Eiablagen. Bevorzugt werden Getreidearten mit zarten Blättern, wie sie bei im Herbst spät gesätem Weizen oder in im Frühjahr gesätem Weizen vorhanden sind. Die Kontrolle beginnt auch hier ab DC 39.
Die BKS ist Weizenstadium abhängig. Im DC 39-51 im Durchschnitt 2 Larven je Halm, im DC 51 – 61 2 Larven je Fahnenblatt. Die Eier werden im Vergleich zu früher nicht mehr gezählt.
Wir gehen schwer davon aus, dass viele der um Ostern abgelegten Eier das kalte, nasse Wetter nicht überlebten. Abgestorbene Eier sind braun gefärbt. Frisch abgelegte oder noch lebende Eier weisen eine orange Farbe auf.
Gerste
Verkürzung mit Ethephon
Die Wintergerste ist im Stadium DC 45. Produkte mit dem Wirkstoff Ethephon (Ethefon, Dartilon, Elotin und Terpal) dürfen bis DC 49 (Grannenspitzen sichtbar) eingesetzt werden. Wichtig für den Einsatz sind Temperaturen von sicher über 10 °C. Wir empfehlen den arg gestressten Getreideblättern jetzt mindestens noch ca. 3 Tage Zeit zu geben, damit sich die schützende Wachsschicht wieder aufbauen kann. Entscheidend ist auch die Dosierung von Ethephon. Wurde bereits eine Verkürzung nach dem DC 32 vorgenommen (mit Moddus etc.) soll das Ethephon-haltige Produkt mit der unteren Dosierung angewendet werden. In bereits gut gekürzten Beständen besteht sonst die Gefahr einer zu starken Verkürzung (Ähren bleiben stecken). Wurde in intensiver Wintergerste noch keine Verkürzung vorgenommen, kann bis DC 49 das Mittel Prodax mit 0.75 kg/ha in Mischung mit einem Fungizid eingesetzt werden.
PLS-Flecken
Die Fahnenblätter sind entfaltet. Auf das regnerisch kühle Wetter folgt gemäss Vorhersage wärmeres Wetter und vor allem viel Sonnenschein. Die Strahlungsintensität nimmt stark zu. Diese Wetterbedingungen fördern das Entstehen von PLS-Flecken. Die Bildung von Sprenkelnekrosen, wie die PLS-Flecken auch genannt werden, wird beim Einsatz eines wirksamen Fungizides reduziert, so dass die Blätter länger gesund bleiben und Assimilate produzieren können. Im Mittelheft auf Seite 14 ist die Wirkung der verschiedenen Produkte gegen Sprenkelnekrosen ausgewiesen. Auf diese Saison in Wintergerste neu zugelassen mit einer Teilwirkung gegen Netzflecken und Sprenkelnekrosen wurde das Produkt Serenade ASO von Bayer, bestehend aus dem Bodenbakterium Bacillus amyloliquefaciens. Serenade ASO kann mit anderen Fungiziden gemischt werden, Bsp. Proline 0.8l/ha + Serenade ASO 2l/ha.
Sommersaaten (Sonnenblumen & Mais)
Schnecken- und Vogelfrass
Mit der zurückkehrenden Wärme nimmt die Schneckenaktivität wieder zu. Diese ist mit Köderstellen zu überwachen.
Den aufgelaufenen Sonnenblumen und dem früh gesäten Mais machen nun auch die Krähen und Tauben zu schaffen. Bei den Sonnenblumen beispielsweise verwechseln die Vögel die auflaufenden Keimlinge mit Insektenlarven und picken danach. Zurück bleiben kurze Stäbchen im Feld mit fehlenden Keimblättern.
Die gängigen Vergrämungsmassnahmen, zum Beispiel das Aufstellen einer Vogelscheuche oder ein Aufhängen von Flugdrachen oder Heliumballons, haben gegen Krähen nur eine beschränkte Wirkungsdauer. Wichtig ist, die unterschiedlichen Massnahmen alle 3-4 Tage abzuwechseln, um einer Angewöhnung der Krähen vorzubeugen.
Kartoffeln
Krautfäule
Der Kälteeinbruch hat die Entwicklung des Krautfäule-Erregers gebremst und die Frühkartoffeln dürften vorerst noch unter Folie verbleiben. Sobald bei zunehmenden Temperaturen die Folienfelder abgedeckt werden, wird eine erste Fungizid-Behandlung mit einem teilsystemischen Fungizid empfohlen. Da die kurative Wirkung auch von Cymoxanil bekanntlich sehr begrenzt ist, empfiehlt es sich auch, die Krautfäule präventiv zu behandeln. Insbesondere bei den anfälligen Sorten (z.B. Colomba und Annabelle) kann sich angesichts der angespannten Krautfäule-Situation auch für konventionelle Frühkartoffel-Produzenten eine Kontaktfungizid-Behandlung mit anschliessendem wiedereindecken unter Vlies lohnen, um böse Überraschungen beim üblichen Abdecken im Mai zu minimieren.
Biodiversitätsförderflächen
Wurzelunkräuter
Viele Wurzelunkräuter sind bereits sichtbar und solange die nassen Böden nicht befahrbar sind, reicht die Zeit vielleicht für einen Durchgang zu Fuss gegen Blacken mit dem Stecheisen. Wird eine chemische Einzelpflanzenbehandlung angestrebt, ist sie bei Blacken ab Anfang nächster Woche möglich. Beim Einsatz von Wuchsstoffen oder Wuchsstoff-ähnlichen Wirkstoffen sind aktives Wachstum und Temperaturen von über 8°C Voraussetzung. Wuchsstoffe verlieren ihre Wirksamkeit bei Temperaturen unter 8°C. Disteln haben noch zu wenig Blattmasse gebildet und Wurzelstücke aus tieferen Schichten haben die Oberfläche noch nicht erreicht. Wenn die ersten sichtbaren Disteln 40 cm hoch sind, dann sind solche aus tieferen Schichten auch aufgelaufen und nehmen Wirkstoff auf.
Zuckerrüben
Die Kälte bremst das Wachstum und die Schädlinge
Die nasse und kalte Witterung verlangsamt momentan das Zuckerrübenwachstum auf dem Feld. Zudem stellt sich bei Temperaturen um den Nullpunkt die Frage, ob Frostschäden daraus resultieren können. Die Rübe kann während dem Keimblattstadium Minustemperaturen von bis zu -5° Celsius problemlos überstehen. Die Empfindlichkeit gegenüber Frost ist besonders dann hoch, wenn der Keimling den Boden zwar durchstossen hat, die Keimblätter jedoch noch nicht auseinandergefaltet sind. Mögliche Frostschäden sind erst zwei bis drei Tage nach dem Frostereignis feststellbar. Es ist jedoch davon auszugehen, dass die vergangenen kalten Tage zu keinen Schäden an den Rüben führen werden.
Das momentane Wetter schränkt die Rübenerdflohaktivität auf dem Feld stark ein. Leider ist es der Rübe während diesen Umwelteinflüssen nicht möglich den Schädlingen davonzuwachsen. Es bleibt abzuwarten, ob der Erdfloh zu einem späteren Zeitpunkt bei trockeneren und wärmeren Bedingungen nochmals zu einem Thema wird. Der Schneckendruck scheint ebenfalls von der Kälte gehemmt zu werden. Die ausgiebige Bodenfeuchte kann den Schneckenbefall zu einem späteren Zeitpunkt jedoch fördern, weshalb der Schädling weiterhin im Auge behalten werden sollte.
Die ausgiebige Nässe verzögert momentan die Unkraut-bekämpfung. Sobald trockenere Bedingungen herrschen, werden Herbizidapplikationen wieder ein Thema. Die momentane Bodenfeuchtigkeit fördert die Wirkung von Bodenherbiziden. Bei früh gesäten Rüben können die Unkräuter bereits in einem fortgeschrittenen Stadium sein. Kontakmittelzusätze wie Debut und Lontrel sollten erst bei Temperaturen von mindestens 15° Celsius beigemischt werden. Conviso Rüben werden im 2-4-Blattstadium der Melde mit dem entsprechenden Herbizid behandelt. Die Fachstelle empfiehlt eine zweimalige Applikation mit je 0.5l/ha Conviso One und 1l/ha Mero.