Pflanzenbau News 24. August 2023
Raps
Unkrautbekämpfung
Auch die Rapssaat ist in diesem Jahr ein Dilemma. Eigentlich sollte man wegen den Erdflöhen bereits ab Mitte August säen, aber jetzt ist es heiss und trocken. Wird jetzt gesät, werden wahrscheinlich viele Pflanzen unterschiedlich schnell keimen. Ein Auflaufen in mehreren Keimwellen wird die Folge sein. Wird das Bodenherbizid nach der Saat auf den heissen Boden gespritzt, besteht die Gefahr, dass es schlecht wirkt, weil sich die Wirkstoffe wegen fehlender Feuchtigkeit nicht in den obersten 1.5 cm des Bodens verteilen und weil auch Verdunstungsverluste entstehen. Als Kompromiss könnte man die Behandlung erst am Samstag vor den Niederschlägen durchführen.
Seit dem Jahr 2023 gilt neu im ÖLN, dass Wirkstoffe mit erhöhtem Risikopotenzial für Oberflächengewässer oder Grundwasser grundsätzlich nicht mehr angewendet werden dürfen. Im Fall von Raps betrifft dies Produkte mit den Wirkstoffen Dimethachlor und Metazachlor:
Wirkstoff | Betroffene Anwendung | Produkte (ohne Parallelimporte) | Bemerkungen | Alternativen |
Dimethachlor | Unkraut-Bekämpfung im Raps | Brasan Trio, Colzor Trio, Galipan 3 | Einsatz verboten. Keine Aufbrauchfrist. Keine Sonderbewilligungen möglich. | Produkte für Vorauflauf: Brasan Duo, Colzaphen, Rodino Ready, Tanaris + Cargon S |
Metazachlor | Unkraut-Bekämpfung im Raps | Bengala, Bredola, Butisan S, Devrinol Plus, Gala, Nimbus Gold, Rapsan 500 SC, Trax | Sonderbewilligung möglich auf Moorböden. | Produkte für Vorauflauf und Nachauflauf im Raps: Devrinol Top, Solanis, Tanaris |
Ferner ist bei der Anwendung der Produkte Rodino Ready, Colzaphen, Brasan Duo, Tanaris, Solanis oder Effigo zu beachten, dass diese in Grundwasserschutzzonen (S2 und Sh) verboten ist. Tanaris und Solanis sind zudem auch in Karstgebieten verboten.
Ausfallgetreide läuft im Raps, sofern der Acker nicht gepflügt wurde, meist sehr zahlreich auf. Die Raps-Vorauflaufherbizide haben eine ungenügende Wirkung gegen Ausfallgetreide. Es braucht meist eine separate Spritzung. Im Herbst, im Nachauflauf stehen spezifische Gräserherbizide (Mittelheft Seite 104) zur Verfügung, die eine ausgezeichnete Wirkung auf Ausfallgetreide haben.
Ausfallraps
Die Rapsstoppeln sowie der Ausfallraps aus der vorangehenden Rapsernte sollten noch diese Woche untergearbeitet werden. Dies reduziert das Phoma-Infektionsrisiko für die Raps-Neuansaat und beugt zudem Fruchtfolgekrankheiten wie Kohlhernie und Verticillium vor. Raps-Neuansaaten werden zudem bei benachbartem Altraps stärker vom Erdfloh befallen.
Zuckerrüben
Cercospora Blattflecken
Die letzten Tage waren heiss und die Luftfeuchtigkeit tief. Der Cercospora-Pilz macht bei diesen Bedingungen keine neuen Infektionen. Die Temperaturen hätten einen Befall ermöglicht, denn das Temperaturspektrum der Krankheit liegt bei 12 bis 40 Grad. Für eine Infektion ist aber eine hohe Luftfeuchtigkeit von 90-95% während 5-8 Stunden erforderlich, das hat gefehlt. Mit dem Wetterwechsel aufs Wochenende hin wird sich dies ändern.
Falls die Bekämpfungsschwelle erneut überschritten ist, kann eine Fungizidbehandlung in Betracht gezogen werden. Bei hochrobusten CR+ Sorten wie Interessa, Esacdia, Novalina oder Smart BTS 1740 kann auf eine Fungizidbehandlung verzichtet werden. Auch bei früher Ernte, also wer im September bis Mitte Oktober erntet, muss keine Behandlung mehr vornehmen. Damit die Behandlung sich lohnt, müssen mehr als 6 Wochen zwischen Behandlung und Ernte der Zuckerrüben liegen.
Hinweis: Gemäss den Pflanzenbau Richtlinien der IP-Suisse, die per 1. Juli 2023 geändert wurden, ist neu in IP-Suisse Zuckerrüben Kupfer als Blattdünger nur mit maximal 100 g/ha Reinkupfer pro Jahr erlaubt.
Kartoffeln
Kartoffelkäfer
Der Kartoffelkäfer muss wieder kontrolliert werden. Die zweite Generation ist unterwegs.
Werden andere Mittel als Audienz, Elivis, Novodor oder NeemAzal eingesetzt, also Coragen oder der Wirkstoff Acetamiprid (Gazelle SG, Pistol, Oryx Pro) benötigen diese eine Sonderbewilligung.
Acetamiprid darf nur 1x gegen Kartoffelkäfer eingesetzt werden. Coragen kann 2x gespritzt werden, das aber auf der selben Fläche nur alle 2 Jahre. Da Coragen nur in Kartoffeln bewilligt ist und im ÖLN nur alle 4 Jahre Kartoffeln angebaut werden dürfen, wird diese Auflage durch eine geregelte Fruchtfolge erfüllt.
Krautfäule
Die Kraut- und Knollenfäule wird mit dem Wetterwechsel auch wieder aktuell. Die Fungizidbehandlungen im Kartoffelbau sollten im 10-Tage-Rhythmus wieder aufgenommen werden.
PDF: Mittelheft 2023 Seite 23 (Kartoffel-Schädlinge)