Pflanzenbau News 20. Juni 2024
Allgemein
Der Sommer ist da
Begleitet von viel Sonnenschein wurde in den vergangenen Tagen vielerorts erstmals diesen Sommer die 30 °C -Marke geknackt und auch in der Folgewoche soll es nochmals «tüppig» werden. Aber Achtung! Pflanzenschutzbehandlungen in den Hitzestunden machen keinen Sinn. Die thermischen Verluste sind zu gross, die Phytotoxgefahr nimmt massiv zu (Bsp. Mais-Herbizid) oder die Mittel werden innerhalb kürzester Zeit von der starken Strahlung abgebaut (Bsp. Insektizide gegen Kartoffelkäfer). Falls trotzdem eine Behandlung durchgeführt werden muss, führen Sie diese unter Berücksichtigung der Windstärke am Morgen oder noch besser abends durch.
Kartoffeln
Schädlinge
Die Bekämpfungsschwelle (BKS) der Kartoffelkäfer ist erreicht bei 30% der Pflanzen mit Larven oder 1 Befallsherd je Are. Bis Freitag, 28. Juni 2024 gilt im Kanton Zürich, wie schon letzte Woche berichtet, die regionale Sonderbewilligung für einen einmaligen Einsatz des Produktes Coragen. Wichtig: Im ÖLN muss zuerst ein Mittel angewendet werden, welches keine Sonderbewilligung erfordert (Bsp. Audienz/Elvis, Novodor oder der Wirkstoff Azadirachtin).
Wir haben noch keine Kenntnis von Parzellen, auf denen die BKS von Blattläusen überschritten wurden. Diese liegt bei 10 Blattläusen pro Fiederblatt oder 1 Blattlaus pro Einzelblatt. Ohne Sonderbewilligung können Teppeki und Movento SC gegen Blattläuse eingesetzt werden. Der Einsatz des Wirkstoffs Acetamiprid (Gazelle SG, Oryx Pro, Pistol) mit Wirkung gegen Blattläuse und Kartoffelkäfer ist sonderbewilligungspflichtig und im Bedarfsfall einzelbetrieblich zu beantragen.
Krankheiten
Das kurze sommerliche Intermezzo reicht leider nicht aus, die Krautfäule vollständig abzutöten. Aber es ermöglicht hoffentlich den Fungizidschutz vor den vorhergesagten Niederschlägen zu erneuern. Je nach Situation sollte bei der Produktewahl auch die Alternaria-Wirkung mitberücksichtigt werden, denn Temperaturen > 20°C und sporadische Gewitter fördern Alternaria-Infektionen.
Sind die Kartoffelpflanzen Stress ausgesetzt, hat Alternaria solani, auch Dürrfleckenkrankheit genannt, gute Chancen, die Pflanzen erfolgreich zu infizieren. Dieser Schwächepilz ist an den Höhenkurven im Fleck zu erkennen und zu unterscheiden von den durch Alternaria alternata verursachten zahlreichen kleinen Sprühflecken. Dürrflecken können rund 7-8 Wochen nach dem Auflaufen an den untersten Blättern erstmals sichtbar werden. Besonders bei Nährstoffmangel und Stress, etwa bei staunassen Bedingungen, werden bei der morgendlichen Taunässe oder beim nächsten Regen die oberen Blattetagen befallen.
Die Bekämpfungsintensität sollte höher sein, je mehr der folgenden Bedingungen erfüllt sind: Anfällige Sorte, später geplanter Erntetermin, pflanzenphysiologischer Stress, fehlende Blattdüngung sowie ein starker Befall mit Blattläusen. Bis zu einem mittleren Risiko und noch kaum Befall reicht der Zusatz eines Alternaria-Spezialfungizides im Zweiwochenabstand, denn der Infektionszyklus von Alternaria ist weniger schnell als derjenige der Krautfäule. Sprechen viele Bedingungen für ein hohes Alternariarisiko und/oder sind schon erste Flecken bis zum mittleren Blattapparat sichtbar, ist auch bei der Alternariabekämpfung ein kürzeres Intervall zu wählen. Beachten Sie die beschränkte Anwendungshäufigkeit der Produkte zur Resistenzprävention.
Zuckerrüben
Die Rüben wachsen unterschiedlich
Die Niederschläge der vergangenen Wochen haben zu einer grossen Schere geführt. An den guten Orten schliessen die Zuckerrüben die Reihen. An denjenigen Orten, wo die Bodenstrukturen die Kalkversorgung und Verdichtungen zum Problem werden, sind die Zuckerrüben praktisch stehengeblieben und die Rüben stellen die Blätter auf. Ein Hackdurchgang könnte helfen die Luft wieder zurück in den Boden zu bringen. Eine Blattdüngung oder Nachkalkung bringt nur kurzfristige oder gar keine positiven Effekte. Da die Zuckerrüben sehr tief wurzeln, gelangen solche Massnahmen selten dort hin, wo sie benötigt werden. Sie sind oftmals nur teuer und verbessern die Situation nicht. Es ist viel wichtiger, die positiven Voraussetzungen über die Kulturführung zu machen. Eine Aufkalkung mit Ricokalk vor den Zuckerrüben ist mehr als empfehlenswert. Gerade in nassen Jahren wie in diesem ist Kalk enorm wichtig, da die Wasserführung durch diesen verbessert wird. Der Abbau von Ernterückständen oder Herbizide wirken zusätzlich sauer, daher ist eine Erhaltungskalkung genau das richtige. 5-10t/ha Ricokalk reicht in der Regel, wenn regelmässig über die Fruchtfolge gedüngt wird.