Pflanzenbau News 19. April 2023
Raps
Rapsglanzkäfer
Die Rapsblüte kommt bei diesen Temperaturen nur zögerlich in Gang. Es blüht ungefähr erst jede dritte Rapsparzelle. Wurde mindestens einmal ein wirksames Mittel eingesetzt, hat dies die Käferpopulation stark reduziert. Das gab dem Raps einen Wachstumsschub. Allenfalls musste die Behandlung bei erneutem Einflug wiederholt werden. Bei Feldern die nicht behandelt wurden, könnte es dieses Jahr dazu führen, dass die Käfer nicht nachlassen mit Schädigen und die Pflanzen noch lange immer wieder neue Blüten bilden. Das könnte dann Probleme bei der Ernte geben.
Gerste
Krankheiten
Bei den Netz- und Blattflecken präsentiert sich die Krankheitssituation je nach Standort sehr unterschiedlich. Heuer lohnt sich für einen ökonomischen Pflanzenschutzeinsatz ein sauberes Auszählen des Befalls besonders. Kontrolliert werden jeweils die drei obersten, vollentwickelten Blätter. Die BKS ist erreicht, wenn 15 - 25% befallene Blätter (Netz- und Blattflecken zusammenzählen) erreicht werden. Im intensiven Anbau ist zu bedenken, dass in rund zwei Wochen die Grannen zum Vorschein kommen. Das bedeutet für die erste Behandlung, die wahrscheinlich in dieser Woche gemacht werden kann, sofern die BKS erreicht wird, dass man allenfalls die Aufwandmenge reduziert. Es ist nicht nötig innert 14 Tagen zwei Mittel mit voller Dosierung einzusetzen. Die Behandlung aufs Fahnenblatt wird, wegen der erwünschten längeren Wirkungsdauer, mit der normalen Aufwandmenge durchgeführt.
Standfestigkeit
Schaut und spürt man wie dicht bzw. wie standfest sich die Gerste präsentiert, stellt man fest, dass die Bestände kurz sind und beim mit der Hand durch den Bestand streichen ein rechter Widerstand besteht. Die Getreidepflanzen werden aber ihre normale Länge erreichen, das heisst sie holen den Rückstand wieder auf. In intensiver Wintergerste gehen wir Kompromisse ein und verkürzen mit Produkten die weniger von der Lichtintensität abhängig sind, beispielsweise mit Medax oder Prodax.
Weizen
Krankheiten
Im Rahmen des Projekts PFLOPF verfolgen wir ab DC 31 die Septoria-Infektionsbedingungen. Diese sind gegeben bei mindestens 3 mm Niederschlag, einer anhaltenden Blattnässedauer sowie einem Temperaturoptimum bei 19 °C. Diese Bedingungen wurden im April an mehreren Tagen erreicht (2., 13., 16., 17., 18. April) und von unseren Wetterstationen aufgezeichnet. Auch für den Donnerstag in dieser Woche sind günstige Infektionsbedingungen prognostiziert. Sobald das Fahnenblatt erscheint (DC 37), ist der Septoriabefall im Feld gut zu kontrollieren, sodass die Behandlung nicht verpasst wird.
Beim Mehltau wird die Schadschwelle bereits ab DC 31 angewendet. Ein Fungizideinsatz könnte sich bereits jetzt rechtfertigen, wenn 25% bis 50% mit Mehltau befallene Blätter gefunden werden. Dies könnte heuer insbesondere bei anfälligen Sorten (Titlis, Axen, Arina, Hanswin, Levis, Dilago) der Fall sein. Hier lohnt sich das genaue Auszählen des Befalls im eigenen Bestand. Hierzu sind 40 Halme über Felddiagonale einzusammeln und die 3 obersten, vollentwickelten Blätter pro Halm zu kontrollieren (Schadschwelle 30 bis 60 befallene Blätter). Beim Einsatz von breit wirkenden Fungiziden würde auch die Septoria miterfasst.
Standfestigkeit
Wo der Einsatz von CCC beim Bestocken nicht erfolgt ist, steht bis ins Stadium DC 37 Moddus, bis ins Stadium DC 39 Medax und bis ins Stadium DC 49 Prodax zur Verfügung. Wo eine Zwei-Fungizid-Strategie gefahren wird, ist eine Splittung der Wachstumsregulatoren empfohlen. Dies, weil die Wirkung stark von der vorherrschenden Temperatur und Lichtintensität abhängt. Beide Umweltfaktoren sind gemäss der aktuellen Wetterprognose nicht im gewollten Bereich. Die untere der angegebenen Dosierung sollte ausreichen. Wurde CCC vorgelegt, kann unter Umständen auf die geplante weitere Verkürzung verzichtet werden oder es wird beim Einsatz im DC 32 die untere der bewilligten Menge eingesetzt.
Getreidehähnchen
Die Getreidehähnchen verlassen gegen Ende April ihre Winterquartiere (Wiesen, Waldrändern und Hecken) und machen einen Reifungsfrass an Wildgräsern, bevor sie für die Paarung und Eiablage in die Getreidefelder fliegen. Erfahrungsgemäss werden zarte Pflanzen bevorzugt besiedelt. Darum sind Sommergetreide oder spät gesäter Winterweizen stärker befallen. Die Kontrollperiode beginnt erst, wenn das Fahnenblatt schiebt.
Sommer-Eiweisserbsen
Erbsenblattrandkäfer
Bei Eiweisserbsen die im 2 bis 4 Blattstadium sind, steht die Kontrolle des Blattrandkäfers an. Den Käfer finden wir nicht, aber wir sehen die gezackten Blattränder. Der Käfer verursacht diesen halbmondartigen Frass. Unbeschädigte Blätter sind nicht gezackt. Die BKS ist erreicht, wenn 5 bis 10 Frassstellen pro Blättchen gefunden werden. In diesem Fall stehen nur die beiden sonderbewilligungspflichtigen Pyrethroide Karate Zeon oder Decis Protech zur Verfügung. Siehe Mittelheft, Seite 10. Alternativ kann auch eine Stickstoff-Gabe von ca. 20-30 kg N/ha die Jugendentwicklung fördern, da zu Beginn des Wachstums die Knöllchenbakterien noch begrenzt aktiv sind.
Wiesen und Weiden
Blacken
Eine Flächenbehandlung von Blacken ist wegen dem negativen Einfluss auf den Ertrag (es kostet den Ertrag eines Schnittes) erst ab Ende August bis Ende September empfohlen. Die Wirkung ist im Herbst auch sicherer, weil die Blacken dann den Wirkstoff besser in der Wurzel einlagern. Wenn man nicht warten kann, weil viel zu viele Blacken vorhanden sind, ist jetzt zu beachten, dass der Wirkstoff Asulam, der für Flächenbehandlungen zugelassen ist, nur eingesetzt werden darf, wenn keine blühenden Pflanzen vorhanden sind. Wenn der Löwenzahn oder Kleearten blühen, darf er nicht mehr eingesetzt werden. Dies ist zum Schutz der Bienen, weil das Abbauprodukt von Asulam ein Sulfonamid ist, das ist ein Antibiotikum.
Scharfer Hahnenfuss
Scharfer Hahnenfuss zählt aus futterbaulicher Sicht zu den Unkräutern. Hahnenfuss wird auf der Weide wegen seiner Giftigkeit gemieden und kann beim Eingrasen bei einem Anteil von ca. 10% im gefressenen Grünfutter für das Vieh schwere Schädigungen mit sich ziehen. Bei der Konservierung zu Heu oder Silage wird der Giftstoff abgebaut. Konserviertes Futter ist nicht mehr giftig, aber der Futterertrag ist tiefer und die Futterqualität sowie die Schmackhaftigkeit schlechter. Eine chemische Bekämpfung rechtfertigt sich jedoch bei überschaubarem Befall nicht. Da es keine ausdauernde, sondern eine zweijährige Pflanze ist, muss diese zur Bekämpfung zeitig vor der Samenbildung gemäht werden und idealerweise als Silage abgeführt werden. Bei Bodenheu besteht die Gefahr der Versamung.
Detektionsbasierte Applikation
Die Einzelpflanzenbehandlung mittels detektionsbasierter Applikation (Bsp. ARA, eine Maschine von ecoRobotix) als Verfahren mit Kameraerkennung und besprühen der «gesehenen Blacke» ist für alle Biodiversitätsförderflächen gemäss DZV nicht zugelassen. Es laufen aber Versuche mit Agroscope, um eine Bewilligung für BFF Flächen zu erwirken.
Bei der Anwendung auf Wiesen und Weiden ausserhalb der BFF ist zu beachten, dass die Auflagen der eingesetzten Mittel beachtet werden müssen. Konkret heisst bei der Verwendung von Asulam, dass die Anwendung nicht gemacht werden darf, wenn bereits blühende Pflanzen im Feld vorhanden sind (Bsp. Löwenzahn). Zugelassen für diese neue Applikationsart sind Asulam (Asulox, Ruman, Trifulox), Hoestar, Harmony SX und neu Ally Tabs.
Simon Binder und Markus Hochstrasser, Fachstelle Pflanzenschutz
Zuckerrüben
Die Rüben wachsen erst zögerlich
Die Unterschiede zwischen den Saatterminen könnten nicht grösser sein. Die ersten haben in den ersten Märztagen gesät, die letzten dürften wohl in der abgelaufenen Woche die Zuckerrübensaat abgeschlossen haben. Fest steht, dass bis anhin keine grossen Wachstumsunterschiede festzustellen sind. Schädlinge und die kühlen Frühlingstemperaturen verhindern den Vorsprung.
Der ausführliche Artikel (KW 16/2023) zu den Themen Aktuelles, Schädlinge, Düngung und Herbizide ist aufgeschaltet unter www.strickhof.ch
Luzi Schneider, Schweizerische Fachstelle für Zuckerrübenbau
Düngung
Aktives Bodenleben
Die kalte Witterung der vergangenen Tage bremst nicht nur das Pflanzenwachstum. Auch das Bodenleben hat einen Gang zurückgeschaltet. Entsprechend verlangsamt geht auch die Stickstoff-Mineralisierung vonstatten. Die wärmeren Temperaturen der vergangenen Tage dürften diesen Prozess nun wieder fördern. Doch neben der Bodentemperatur ist auch Sauerstoff ein unabdingbarer Bestandteil, um das Bodenleben aktiv zu halten und damit der Prozess der Mineralisierung funktioniert. Wenn der Boden und die Kultur es zulassen, würde ein Durchgang mit einem Striegel oder Hackgerät daher einen kräftigen Mineralisierungsschub auslösen.
Auch kann davon ausgegangen werden, dass die bereits ausgebrachten Nährstoffe vom Getreide noch nicht alle aufgenommen wurden. Besonders wenn Gülle eingesetzt wurde, kann die anstehende Gabe um 10% reduziert werden.
Sonnenblumen
Die Grunddüngung an Kali darf nicht vergessen gehen. Mit 394 kg K/ha gehören die Sonnenblumen zu den kalibedürftigen Kulturen. Darüber hinaus muss auch das Magnesium beachtet werden. Mit 55kg Mg/ha weisen die Sonnenblumen nahezu den höchsten Mg-Bedarf aller Ackerkulturen auf. Lediglich die Zuckerrüben haben einen noch höheren Bedarf.
Daniel Widmer, Fachbereich Boden & Düngung