Pflanzenbau News 15. März 2023
Pflanzenschutz im Feldbau
Raps
Stängelrüssler
Zum bevorstehenden warmen Wochenende beginnen sich wohl die meisten Rapsbestände zu strecken. Dabei gilt: Je länger der Rapshaupttrieb, desto geringer ist das Schadpotenzial des grossen Rapsstängelrüsslers. Bei den meisten Beständen ist der Rapshaupttrieb zwischen 5 und 20 cm hoch, wo eine Bekämpfungsschwelle von 40 bis 60 % der Pflanzen mit Einstichen gilt. Der Befall hängt sehr stark vom individuellen Standort ab (Rapsanbaugebiet, Nähe zu Waldrändern, Klima). Jene bislang unbehandelte Rapsparzellen, die wir überprüft haben, erreichen die Schadschwelle noch nicht oder nur sehr knapp. Mit den bevorstehenden wärmeren Temperaturen wird der Reifungsfrass wohl bei den meisten Stängelrüsslern beendet und mit der Eiablage begonnen. Die aktuelle regionale Sonderbewilligung gilt noch bis zum Freitag, 24. März und erlaubt maximal eine Behandlung gegen den Stängelrüssler während der gesamten Sonderbewilligungs-Periode.
Getreide
Weizen
Der Weizen befindet sich je nach Saattermin in der Bestockung (DC 23-29). Diese Woche, insbesondere am Donnerstag, werden Morgenfröste vorhergesagt. Aber ab nächster Woche steigen die Temperaturen und Unkrautbehandlungen im Getreide können eingeplant werden. Es wird empfohlen nach einem Frost 2-3 Tage mit einer Herbizidbehandlung zuzuwarten.
Mäuseschäden
In diesem Winter ist kaum Schnee gelegen. Die Mäuse hatten wenig Unterschlupf um sich vor Fressfeinden aus der Luft, also vor Greifvögeln, zu verstecken. Aus diesem Grund bewegen sich die Mäusepopulationen im Moment vielerorts auf eher tiefem Niveau. Trotzdem oder erst recht darum, sollte auch in diesem Frühling die Mäusebekämpfung rechtzeitig in Angriff genommen werden. Denn werden die Mäuse jetzt aktiv bekämpft, haben viele noch keine Jungtiere auf die Welt gebracht. Dadurch wird der Populationsanstieg bereits früh in der Saison ausgebremst. Die effektivste Bekämpfung der Mäuse wird mit den gängigen Fallen erreicht. Eine mechanische Bearbeitung des Bodens mit beispielsweise einem Grasnarbenbelüfter bringt zur direkten Bekämpfung der Mäuse eher wenig. Aber durch die Bearbeitung wird die Wiesenoberfläche gelockert, es kommt Sauerstoff in den Boden und ein guter Grasbestand gefördert. Dies hat wiederum zur Folge, dass sich der Grasbestand schneller entwickeln kann und sich dadurch besser regeneriert. Gleichzeitig werden je nach Maschine die Mausgänge zerstört. Dadurch fliehen die Mäuse aus dem Feld ins Nachbarfelder. Wurden die Mäuse zuvor bereits bekämpft, kommen nach der Bearbeitung weniger Mäuse ins Feld zurück. Zusätzlich kann der Grasbestand durch ein frühes Weiden gefördert werden.
In eigener Sache
Abschied…
Liebe Produzenten und Produzentinnen
Ich verabschiede mich von Ihnen, da ich mich einer neuen Herausforderung stelle und nicht mehr auf der Fachstelle Pflanzenschutz am Strickhof arbeite. Ich danke Ihnen für das grosse Vertrauen, das ich in all den Jahren gespürt habe. Ich freue mich, dass Simon Binder neu Teil des Pflanzenschutzteams ist. Ich wünsche Ihnen viel Zufriedenheit und gutes Gelingen.
Freundliche Grüsse, Georg Feichtinger
… und Neuanfang
Geschätzte Leserinnen und Leser
Seit März darf ich neu im Pflanzenschutz-Team am Strickhof mitwirken. Als studierter Agronom war ist zuvor gut drei Jahre bei der landwirtschaftlichen Beratungszentrale AGRIDEA in der Pflanzenbauberatung tätig. Im Nebenerwerb bewirtschafte ich zudem einen Ackerbaubetrieb in Illnau-Effretikon. Ich freue mich, die bevorstehenden Herausforderungen im Pflanzenschutz gemeinsam mit Ihnen anzupacken und stehe für einen regen Austausch gerne zur Verfügung.
Beste Grüsse, Simon Binder
Fiona Eyer, Markus Hochstrasser, Simon Binder; Fachstelle Pflanzenschutz
Biolandbau
Getreidearten und mechanische Unkraut-Regulierung
Mit dem Frühlingsbeginn wird die Unkrautregulierung im Biogetreide aktuell. Ein Feldrundgang gibt Aufschluss über allfällige Frostschäden, die Bestockung und den Unkrautdruck. Viele Betriebe planen den ersten Striegeldurchgang oder haben ihn bereits ausgeführt.
Die verschiedenen Getreidearten sind unterschiedlich tolerant gegenüber Unkraut und nicht jede Getreideart verträgt den Einsatz des Hackstriegels gleich gut. Die DLG (Deutsche Landwirtschaftliche Gesellschaft e.V.) hat im Jahr 2022 mehrere empfehlenswerte Praxis-Broschüren zum Thema mechanische Unkrautregulierung veröffentlicht. Ein Merkblatt ist dabei der Unkrautregulierung im Biogetreide gewidmet. Die Erfahrung zeigt, dass die Getreidearten die frohwüchsig sind und lange Halme bilden, dem Unkraut grundsätzlich gut davon wachsen und den Boden beschatten. Klebern, Windenknöterich und Ackerhohlzahn gelten als besonders problematische Unkräuter; gerade Klebern können mit einem frühen Striegelstrich nochmals zurückgedrängt werden. Windhalm, Ackerfuchsschwanz und Flughafer zählen zu den wichtigsten Ungräsern. Wo immer eine Zunahme der problematischen Unkraut-Arten beobachtet wird, sollten auch die vorbeugenden Massnahmen, z.B. eine angepasste Fruchtfolgegestaltung und der Pflugeinsatz, überdacht werden.
Eine gute Wirkung des Striegels erreichen – Erfolgsfaktoren
Generell gilt, dass der Striegel die beste Wirkung erreicht, wenn die Unkräuter im Keimblatt oder zumindest in einem sehr kleinen Stadium bekämpft werden. Da die Wirkung des Striegels aus einer Kombination von Entwurzeln und Verschütten der Unkräuter besteht, ist die Schüttfähigkeit des Bodens ebenfalls ein wichtiger Erfolgsfaktor. Aus diesem Grund hat auch die Bodenart einen Einfluss auf die Erfolgsaussichten des Striegelns: Schwere, tonhaltige Böden trocknen langsamer und sind weniger schüttfähig als leichte Böden.
Die Fahrgeschwindigkeit wird an die Empfindlichkeit der Kultur angepasst: In einem empfindlichen, frühen Stadium des Getreides wird für Zinkenstriegel eine Fahrgeschwindigkeit von 3-5 km/h empfohlen. Sind die Pflanzen bereits grösser, kann mit 5-10 km/h gefahren werden. Rollhackstriegel erlauben sogar noch grössere Geschwindigkeiten, je nach Kultur und Winkel der Sternräder.
Optimalerweise wählt man ein Zeitfenster mit sonnigem, windigem Wetter, ohne Frostgefahr. Bei Frost besteht das Risiko, dass die durch den Striegel gelockerten feinen Getreidewurzeln erfrieren und so die Getreidepflanzen geschädigt werden. Ein flaches Eingreifen der Striegelzinken in den Boden genügt in der Regel. Wird der Eingriff in den Boden zu tief gewählt, besteht die Gefahr, dass zu viel Erde bewegt wird und neue Unkrautsamen zur Keimung angeregt werden. Pro Striegel-durchgang wird ein Verlust von 1-3% der Getreidepflanzen in Kauf genommen. Die Saatdichte wird im Biogetreide-Anbau aus diesem Grund um 10 Prozent höher gewählt als im konventionellen An-bau.
Unterschiedliche Empfindlichkeit der Getreidearten
Roggen gilt als empfindlichste Wintergetreideart gegenüber dem Striegeleinsatz. Roggenwurzeln liegen relativ nahe unter der Bodenoberfläche und ertragen das Striegeln im Frühjahr eher schlecht. Zugleich ist Roggen frohwüchsig und bildet lange Halme, deshalb kann auf eine Unkraut-bekämpfung zum Vegetationsbeginn oft verzichtet werden. Gerste wird wie Roggen früh im Herbst gesät und bestockt bereits vor dem Winter; dementsprechend ist ein Striegeldurchgang im Herbst empfehlenswert. Im Frühling reagiert Gerste empfindlich auf das Striegeln. Wenn Gerste im Frühling gestriegelt wird, dann besser mit einer einzigen, langsameren Durchfahrt.
Demgegenüber gilt Weizen als die am wenigsten empfindliche Wintergetreideart, die sich gut von einem Striegeldurchgang erholt. Je nach Parzelle und Unkraut-Situation kann Weizen sogar diagonal, quer oder gegenläufig gestriegelt werden. Dinkel und Triticale liegen bezüglich Empfindlichkeit zwischen diesen Extremen. Diese beiden Getreidearten bestocken ebenfalls gut und bilden lange Halme. Sie sollten nicht zu intensiv gestriegelt werden. Für alle Getreidearten wird empfohlen, die Striegelarbeit bis zum Ende der Bestockung abzuschliessen.
Beim Sommergetreide gelten zum Teil die umgekehrten Vorzeichen: Sommerweizen reagiert sehr empfindlich auf den Striegeleinsatz und kann frühestens ab dem Dreiblatt-Stadium gestriegelt werden. Sommergerste ist frohwüchsig und regeneriert nach einem Strieldurchgang sehr gut. Die Empfindlichkeit von Sommerhafer liegt zwischen diesen beiden Getreidearten.
Weitere Informationen: DLG Praxis-Broschüren «Mechanische Beikrautregulierung»
Katrin Carrel, Fachstelle Biolandbau