Pflanzenbau News 12. Juli 2023
Zuckerrüben
Cercospora beticola
Im Rahmen des Cercospora-Monitorings im Projekt PFLOPF haben wir diese Woche in der Region Andelfingen auf zwei Parzellen die Sporen des Pilzes unter dem Mikroskop bestätigt. Betroffen ist die wenig robuste Sorte Smart Arosa entlang eines letztjährigen Rübenhaufens. Genau an solchen Stellen (auch entlang Waldrändern und schlecht abtrocknenden Bereichen) ist als erstes mit einem Befall zu rechnen. Sehr oft wird zu früh mit der Behandlung begonnen. Eine Fungizidbehandlung ist erst angezeigt, wenn 1 bis 2 schwach befallene Pflanzen pro Are oder 1 grösserer Befallsherd im Bestand gefunden wird. Bei Unsicherheit unterstützen wir Sie gerne bei der Befallserhebung.
Bei erreichter Schadschwelle soll eine Fungizidbehandlung erfolgen. Wir empfehlen den Zusatz eines Kupfer-Präparats. Es soll mit mindestens 300 l Wasser/ha zur Randzeit (Blätter taunass, aber nicht tropfnass) behandelt werden.
Achtung: für folgende Produkte ist die Aufbrauchfrist abgelaufen: Agora SC und Amistar Xtra.
Schosserrüben
Die Schosserrüben beginnen nun mit der Produktion von keimfähigen Samen. Höchste Zeit also, die Samenständer zu entfernen und in einem Plastiksack zu entsorgen. Samen behalten jahrzehntelang ihre Keimfähigkeit, weshalb insbesondere bei Conviso-Sorten eine Reifung der Samen bzw. ein Versamen durch Stehenlassen der Schosserrüben verhindert werden muss.
Kartoffeln
Krautfäule
Seit Beginn des Monats Juli wurden u. A. in Zürich Affoltern, Uesslingen (TG) sowie Buch b. Frauenfeld (TG) neue Befälle an PhytoPRE gemeldet. Die Krautfäule ist wieder aktiv und wir sind nach wie vor auf Befallsmeldungen angewiesen. Aufgrund der periodischen Sommergewitter und insbesondere in bewässerten Parzellen sollte der Fungizidschutz mit einem regenbeständigen Kontaktfungizid oder mit einem teilsystemischen Produkt aufrechterhalten werden. Die Alternaria Wirkung des Fungizides oder das Beimischen eines Alternaria-Produktes ist gegenwärtig ebenso wichtig.
www.phytopre.ch
Raps - Vorerntekontrolle
In den frühen Lagen des Kantons wurde noch vor dem Unwetter Raps gedroschen. Wo der Raps noch steht, lohnt sich ein letzter Blick in den Bestand:
Gefleckter Schierling
Dieser überragt mit seiner Wuchshöhe von 2 Metern den Raps deutlich und beginnt nun zu blühen. Der Schierling gehört zu den giftigsten einheimischen Pflanzenarten! Nicht einmal ein Gramm seines Giftstoffs Coniin ist für einen Erwachsenen tödlich. (Mit einem Trank aus seinen Früchten oder Wurzeln – dem sogenannten «Schierlingsbecher» – wurden im Altertum Verurteilte hingerichtet, so zum Beispiel der griechische Philosoph Sokrates). Da sich der Giftstoff beim Dreschvorgang mit dem Erntegut vermengt, sind die Pflanzen unbedingt vor der Ernte manuell zu beseitigen. Da der Stoff aus verletzten Pflanzenteilen auch über die nackte Haut aufgenommen wird und sehr schnell Taubheitsgefühle verursacht, müssen dabei unbedingt Handschuhe getragen werden.
Weissstängeligkeit oder Verticillium-Welke?
Schaut man jetzt am Feldrand unter das Schotendach, so finden sich weissliche Stängel. Dies könnte Weissstängeligkeit (Rapskrebs / Sklerotinia) oder Verticillium sein. Wenn im Innern der Stängel die schwarzen 5-10 mm langen Sklerotien (sehen aus wie Mäusekot) gefunden werden ist das Rapskrebs. Sind keine Sklerotien im Stängelinnern, sondern zersetztes Gewebe und aussen am Stängel sind kleine schwarze Pünktchen zu sehen, dann ist dies ein Befall durch Rapswelke (Verticillium dahliae). Dagegen gibt es kein Mittel. Gegen Rapskrebs können Fungizide oder sogar ein natürlicher Gegenspieler (Pilz) im Mittel Contans WG oder Lalstop-Contans WG eingesetzt werden.
Stoppelbehandlungen
Wurzelunkräuter
Für eine zuverlässige Bekämpfung von Quecken und Disteln mit Glyphosat sollten diese mindestens 15 cm hoch sein und bei Winden sollte bis zum Blühbeginn gewartet werden. Die empfohlene Aufwandmenge ist abhängig vom Unkraut und im Mittelheft auf Seite 103 gelistet. Die Spritzung sollte morgens bei möglichst hoher Luftfeuchte und kleinem Brühvolumen (100 – 200 lt/ha) erfolgen. Bei hartem Wasser den pH durch Zugabe von Ammonsulfat oder eines pH-Senkers regulieren. Nach der Spritzung mit der Bodenbearbeitung ein bis zwei Wochen zuwarten, je nach verwendetem Mittel, bis der Wirkstoff in die Unkrautwurzeln transportiert wurde. Fazit: Eine wirkungsvolle Stoppelbehandlung braucht Zeit und ist mit dem PSB «angemessene Bedeckung des Bodens» nur bei sehr wüchsigen Bedingungen realistisch.
Ferner gilt:
- Wird der PSB «schonende Bodenbearbeitung» geltend gemacht, dürfen max. 1500 g/ha Wirkstoff Glyphosate von der Ernte der vorangehenden Hauptkultur bis zur Ernte der beitragsberechtigten Hauptkultur eingesetzt werden. Dies entspricht 3,1 lt/ha Glyphosat 360 bzw. 4,1 lt/ha Glyphosat 480. Siehe Mittelheft Seite 103.
- Für den PSB «Verzicht auf Herbizide» sind ab der Ernte der Vorkultur bis zur Ernte (2024) der Hauptkultur nur Einzelpflanzenbehandlungen auf den Stoppeln erlaubt.
Biolandbau
Bio-Kartoffeln
Schon fast schien sich die Situation mit den Kartoffelkäfern etwas beruhigt zu haben, doch sind wieder neue Käfer eingeflogen, die neue Eier legen. Es ist daher unbedingt nötig, dass die Kartoffelfelder auf neue Käfer kontrolliert werden. Falls die Käfer schon neue Eier gelegt haben und die ersten Larven schlüpfen, ist eine Behandlung mit Novodor empfehlenswert. Je früher dieses Mittel bei den Larven angewendet wird, desto besser ist seine Wirksamkeit.
Nach der Behandlung stellen die Larven ihre Frasstätigkeit ein, kriechen aber noch auf den Stauden herum und verhungern dann erst 3-5 Tage später. Während dieser Zeit ist es wichtig, dass die Kartoffelfelder im Auge behalten werden, damit die Wirksamkeit von Novodor kontrolliert werden kann.
Das Spritzen von Novodor sollte abends erfolgen, da das Mittel erst nach gutem Abtrocknen UV-Beständig ist. Ebenfalls fressen die Larven in der Nacht mehr und nehmen darum auch mehr vom Novodor mit der Nahrung auf. Idealerweise wird Novodor 2 Tage vor dem nächsten Regen ausgebracht. Falls das Mittel abgewaschen wird, sollte nachgespritzt werden.
Bio-Getreide in Abreife
Vielerorts ist das Getreide aufgrund des warmen Wetters schon in der Abreife und an einigen Orten auch schon bereit für die Ernte. Damit der richtige Erntezeitpunkt bestimmt werden kann, ist es wichtig, dass die Getreidefelder kontrolliert werden.
Fruchtfolgeplanung und Acker BFF
Mit der Ernte der ersten Kulturen auf den Feldern beginnt auch die Planung der Fruchtfolge fürs nächste Jahr. Für alle Betriebe die mehr als 3ha offene Ackerfläche haben, ist es wichtig, die 3.5% Acker-BFF einzuplanen, die im nächsten Jahr Pflicht werden. Zu den Acker-BFF zählen: Bunt- und Rotationsbrachen, Ackerschonstreifen, Saum auf Ackerfläche und das Getreide in weiten Reihen. Die genauen Bedingungen zum Anbau stehen im Merkblatt von Agridea «Biodiversitätsförderung auf dem Landwirtschaftsbetrieb – Wegleitung». Bei Fragen gibt die Fachstelle Biodiversitätsförderung vom Strickhof gerne Auskunft.