Pflanzenbau News 10. Mai 2023
Dinkel
Krankheiten
Begünstigt durch den milden Winter, dem regenintensiven Frühjahr und den gestiegenen Temperaturen findet man Gelbrost (auch Streifenrost genannt) auf Dinkel im Kanton Zürich. Kontrollieren Sie jetzt unbedingt die Bestände, machen Sie dabei zahlreiche Stichproben. Besonders anfällig ist die UrDinkel-Sorte Ostro. Der Gelbrost ist an den gelben Streifen mit gelb-orangen Pusteln, die entlang der Blattadern verlaufen, gut zu erkennen. Breitet sich der Befall aus, entdeckt man von Weitem die gelben Befalls-Nester im Bestand. Bei intensiven Dinkelbeständen sollte bereits beim Entdecken erster Befallsherde ein Fungizid eingesetzt werden. Einziges, gegen Gelbrost in Dinkel zugelassenes Mittel ist Elatus Era. Die anderen in Dinkel (Korn) bewilligten Fungizide sind auf Gelbrost nicht geprüft und werden aus diesem Grund in der Wirkungs-Tabelle im Mittelheft (Seite 19) mit einer «nicht bewilligten Nebenwirkung» bezeichnet.
Weizen
Krankheiten
Auch für Weizen stellt der Gelbrost eine bedeutende Krankheit dar. Eine erhöhte Anfälligkeit haben die Winterweizensorten Arina, Axen, Claro, Forel, Pizza, Posmeda, Prim, Spontan, Wiwa sowie die Wechsel- bzw. Sommerweizensorten Fiorina und Gagnone. Die Bekämpfungsschwelle ist erreicht, wenn 3 bis 5% der jeweils drittobersten, vollentwickelten Blätter befallen sind oder ein erster Befallsherd sichtbar ist. Weiterhin ist der Schutz gegen die Septoria-Blattfleckenkrankheit aufrechtzuerhalten. Ab der Seite 18 stehen im Mittelheft verschiedene Produkte zur Auswahl, welche gegen beide Krankheiten eine sehr gute Wirkung aufweisen.
Gerste
Krankheiten
Die meisten Gerstenbestände sind nun im Ährenschieben (DC 55) und die Gelegenheiten für die Abschlussbehandlung waren in den vergangenen Tagen rar. Wo die Abschlussbehandlung noch nicht durchgeführt werden konnte, stünde jetzt noch Pandorra 1,5 lt/ha zur Verfügung, welches als einziges Produkt für den Einsatz bis zu Beginn der Blüte bewilligt ist (DC 61). Bei solch späten Behandlungen ist auf die Zugabe von Ethephon als Halmverkürzer zu verzichten.
Zuckerrüben
Schnecken
In Mulch- oder Direktsaaten (Rüben, Sonnenblumen) wüten die Schnecken. Einige Felder mussten auch Aufgrund von Schneckenfrass ein zweites Mal gesät werden. Das nasse Wetter und auch Ernterückstände der Vorkultur dienen als willkommene Eiablagestellen. Bitte beachten Sie, dass vom Wirkstoff Metaldehyd aufgrund seiner Toxizität für Säugetiere und Vögel nur maximal 700 g Wirkstoff je ha ausgebracht werden darf. Die 700 g/ha sind beispielsweise erreicht bei zwei Gaben Limax Power (50 g/kg) à jeweils 7 kg /ha. Bei Metarex Inov (40 g/kg) à 5 kg/ha werden je Gabe 200 g Wirkstoff eingesetzt. Bei diesen Körnern sind nach 3.5 Gaben die 700 g erreicht. Praktisch bedeutet das somit 3 Gaben mit voller Aufwandmenge. Alle Angaben für die Berechnung finden Sie im Mittelheft, Seite 8.
Was, wenn die 700 g/ha Metaldehyd eingesetzt wurden, die Schnecken wie in diesem Jahr auf gewissen Flächen aber immer noch schaden? Dann muss auf das Eisen(III)-phosphat, Produkte: Sluxx HP (Andermatt) oder Ironmax Pro (Stähler), ausgewichen werden.
Blattläuse schwarz bzw. grün
Erste kleine Gruppen oder geflügelte, einzelne schwarze Blattläuse wurden bei den Auszählungen gefunden. Der Befall ist noch auf tiefem Niveau. In den nächsten 10 Tagen müssen die schwarzen Blattläuse gut beobachtet werden. Grüne Pfirsichblattläuse, die Überträger der virösen Vergilbung, wurden diese Woche im Kanton Zürich noch keine gesichtet.
Erdflöhe
Die Erdflohschäden haben teilweise mit den warmen Temperaturen zugenommen. Dort wo die Zuckerrüben das 2-4 Blatt erreicht haben, ist mit keinem Ausfall zu rechnen. In späten Saaten oder Neusaaten wo die Zuckerrüben erst im Keimblatt sind, sind die Bestände zu kontrollieren.
Mehr Informationen im Artikel «Harzige Wochen für die Zuckerrüben» - KW 19/2023
Kartoffeln
Krautfäule
Wir haben gegenwärtig Krautfäule-Wetter. Nicht nur dass Infektionen begünstigt werden, es sind bereits einige Befallsmeldungen aus dem Kt. Zürich eingegangen. Trüllikon: Agata, Frühkartoffeln, Primärherd; Flaach: Lady Rosetta, Frühkartoffeln Primärherd; Dorf: Charlotte, Frühkartoffeln, Primärherd. Die Übersicht über Befall in der Schweiz finden Sie auf www.phytopre.ch
Auch für den Biologischen Kartoffelanbau gibt es eine Phytopre-Version, das BIO-PhytoPRE. Für beide Anbauformen gilt das Gleiche. Das Prognosesystem liefert nur eine zuverlässige Prognose, wenn Krautfäulebefall gemeldet wird. Melden Sie Befall bzw. Befallsverdacht unbedingt der Fachstelle Pflanzenschutz oder an www.phytopre.ch bzw. per Telefon an Agroscope, Tomke Musa, 058 468 72 39.
Beim Abdecken oder bei Zwischenabdeckungen der Frühkartoffeln ist bei nächster Gelegenheit eine Fungizidbehandlung durchzuführen. Verwenden Sie dabei Produkte, die den Wirkstoff Cymoxanil enthalten, weil dieser Wirkstoff 3 Tage alte Infektionen abstoppen kann oder ein teilsystemisches Mittel. Bei IP-Suisse Kartoffeln ist das Mittel Infinito nicht zulässig. Hat es Befall im Bestand, müssen Stoppspritzungen vorgenommen werden. Dabei Mischungen mit Wirkstoffen vornehmen, die auch eine Wirkung gegen die Sporen aufweisen. Im Mittelheft sind dies Produkte der Spalte «Knollenschutz». Ein Wehrmutstropfen gibt es momentan noch in der aktuellen Situation: viele Speise- und Industriekartoffeln sind noch nicht aufgelaufen.
Mais
Aussaat
In diesem feuchten Frühjahr lockt das Streifenfrässaatverfahren mit der schnelleren Befahrbarkeit von bewachsenen Böden. Trotzdem sollten vor der Streifenfrässsaat die Böden unbedingt ausreichend abgetrocknet sein, da sonst in den gefrästen Streifen eine Schmierschicht entsteht.
Unkräuter
Beim Streifenfrässaatverfahren wird in gewöhnlichen Jahren empfohlen, die Wiese rasch zu beseitigen, da das Gras pro Kilogramm Trockensubstanz zirka 500l Wasser saugt, welches den jungen Maispflanzen (in normalen Jahren) später fehlt. Dieses Jahr wird dies wahrscheinlich keine Rolle spielen. Man könnte somit den Grasstreifen erst nach der Streifenfrässsaat, wenn der Mais aufgelaufen ist (1-3 Blatt), behandeln und vorgängig auf Glyphosate verzichten. Es stehen Mittel zur Verfügung, die die Wiese und die Samenunkräuter im bearbeiteten Streifen bekämpfen. Hierzu kommen Mittel wie Adengo, Adengo S, oder Equip Power bzw. Equip/Azur Mais/Monsoon in Mischung mit Blatt- und Bodenherbiziden (als Beispiel: Callisto oder Spectrum) zum Einsatz. Waren in der Wiese auch Blacken vorhanden, empfiehlt sich der Zusatz von Dicamba (Banvel 4S, Dialen, Dicazin 4S, Dicavel oder Lunar).
Schnecken
Die durchschnittliche Bodentemperatur lag im Saathorizont des Mais in den vergangenen Tagen bei circa 16 °C. Bei Maisparzellen, die am vergangenen Wochenende gesät werden konnten, dürfte der Mais nach ca. 7 Tagen auflaufen. In den gesäten Maisfeldern müssen jetzt Schneckenfallen angelegt werden. Denn Schnecken können auch die im Boden gequollenen Maiskörner ausfressen und den Keimling zerstören bevor der Mais aufläuft.
Eiweisserbsen
Brennfleckenkrankheit oder falscher Mehltau?
Die Wintereiweisserbsen, meistens der Sorte Balltrap, sind schlecht aus dem Winter gekommen. Das nasse Wetter hat dazu geführt, dass Teile oder ganze Felder langsam vor sich her faulen und Unkräuter oder Ungräser, wie auf dem Bild, sich in den Lücken breit machen. Die bewilligten Fungizide Amistar (Globaztar SC / Legado) oder Horizont /Fezan / Baltazar hätte eine Wirkung gegen Brennflecken bei einem Anfangsbefall. Gegen falschen Mehltau ist nur der Wirkstoff im Amistar zugelassen. Die meisten Erbsen werden aber im Extenso-Verfahren (Verzicht auf PSM) angebaut, da entfällt eine Fungizidspritzung. Wir sind nicht sicher um welche der beiden genannten Krankheiten es sich wirklich handelt, da die Symptome auf den Blättern und Stängel sehr ähnlich aussehen. Weitere Abklärungen sind im Gang.
Raps
Kulturabbruch?
Uns erreichen zahlreiche Anfragen von Rapsproduzenten, ob sie ihre nicht oder nur gestaffelt blühenden Parzellen mulchen und dafür Mais säen sollten. Wir raten in aller Regel von solchen Impulsreaktionen ab. Ökonomisch lohnt sich ein frühzeitiger Umbruch fast nie, da für jede Are neben dem Einzelkulturbeitrag (CHF 7.-) meist auch noch Landschaftsqualitätsbeiträge (angemeldet als blühende Hauptkultur oder vielfältige Fruchtfolge) verloren gehen. Wenn als Ersatzkultur eine Grünfläche folgt, entfällt zusätzlich der Beitrag für die offene Ackerfläche (CHF 4.-). Bei einem allfälligen Verzicht auf PSM (CHF 8.-) oder bei einem Verzicht auf Herbizide (CHF 6.-) sieht die Bilanz eines Kulturabbruchs noch schlechter aus. Weiter zu beachten gilt, dass ein Wechsel auf Mais unter Umständen zu Problemen in der Fruchtfolge führen kann. Denn es ist davon auszugehen, dass auch im kommenden Jahr regional Mais-auf-Mais Anbauverbote aufgrund der Quarantänemassnahmen gegen den Maiswurzelbohrer auftreten können.
Wir raten dazu, den für die Maissaat voraussichtlich zu feuchten Monat Mai abzuwarten. Am Ende der Regenperiode kann dann nochmals beurteilt werden, ob die Rapspflanzen vielleicht doch genügend mit Schoten behangen sind und somit eine Ernte möglich sein wird.
Biodiversität
Das Berufkraut jetzt bekämpfen
Kontrollieren Sie jetzt Ihre Biodiversitätsförderflächen auf das Vorkommen von Berufkraut. Auch wenn bisher kein oder kaum Berufkraut aufgetreten ist, empfiehlt sich eine Kontrolle, da ein einziges übersehenes Berufkraut bis zu 50'000 Samen bilden kann. Wenn nur schon 1% dieser Samen keimt, muss im Folgejahr mit 5'000 neuen Berufkrautpflanzen gerechnet werden. Deshalb gilt wie bei allen Neophyten: Wehret den Anfängen.
Das Berufkraut unterscheidet sich zum jetzigen Zeitpunkt von der restlichen Vegetation durch seine hellgrüne Farbe. Es hat bereits einen Stängel gebildet und ist je nach Standort zwischen 15 und 40cm hoch. Blütenknospen oder Blüten sind noch keine vorhanden. Die Blätter sind leicht gezahnt, die ganze Pflanze ist behaart.
Die effektivste Bekämpfung ist das Jäten. Dies fällt zur Zeit sehr leicht, weil die Böden genügend feucht sind und sich die Pflanzen leicht ausreissen lassen. Beim Jäten muss darauf geachtet werden, dass das Berufkraut mitsamt der Wurzel ausgerissen wird, denn das Wachstumszentrum der Pflanze liegt unterhalb der Erdoberfläche. Wird nur der obere Teil der Pflanze abgerissen, kann das Berufkraut wieder ausschlagen und weitere Blüten bilden. Diese liegen dann aber viel weiter unten im Bestand, so dass sie leicht übersehen werden können. Deshalb wird empfohlen, immer ein Stecheisen oder einen Schraubenzieher dabei zu haben.
Mit diesen Werkzeugen kann unter die Wurzel gefahren und die ganze Pflanze problemlos angehoben werden. Sobald Knospen sichtbar sind, müssen die Pflanzen über den Kehricht entsorgt werden.
Falls Sie Unterstützung bei der Bekämpfung des Berufkrautes brauchen, steht der Strickhof gerne für eine Beratung, auch vor Ort, zur Verfügung.