Pflanzenbau Aktuell vom 2. November 2022
Raps
Erdfloh-Larven
Wer mit der Berlese-Methode oder durch Kontrolle der Raps-Blattstiele den Erdfloh-Larvenbefall vor kurzem kontrolliert hat, war oft erstaunt, wie hoch der Larven-Befall in den Pflanzen sein kann. Der Befall ist oft hoch, unabhängig davon ob schon der Käfer gespritzt werden musste oder nicht. Der überaus warme Oktober hat dazu geführt, dass kontinuierlich Eier abgelegt wurden und bis heute Larven schlüpfen konnten. Grosse Larven belegen, dass diese etwa Mitte Oktober geschlüpft sind, kleine «Würmchen» in der Falle sind Larven, die erst kürzlich geschlüpft und aus dem Boden zu den Blattstielen gekrochen sind. Um Schäden im Winter/Frühjahr zu verhindern, ist bei überschrittener Bekämpfungsschwelle eine Behandlung mit einem Pyrethroid möglich. Wir haben, diese und nur diese Behandlung mit einer Regionalen Sonderbewilligung bis am 5.11.2022 ermöglicht. Mussten die Erdflöhe bereits einmal behandelt werden, ist darauf zu achten, dass immer ein anderer Pyrethroid-Wirkstoff und somit ein anderes Mittel eingesetzt wird.
Getreide
Schnecken
Nach wie vor ist der Schneckendruck im erst gesäten Getreide hoch, denn der Boden ist und bleibt feucht. Schnecken können die keimenden Körner im Boden drin aushöhlen und so den Keimling zerstören. Müssen jetzt noch Schneckenkörner eingesetzt werden, ist eine Sonderbewilligung bei der Fachstelle Pflanzenschutz zu beantragen, da ab dem 31. Oktober im Acker- und Futterbau ein Einsatzverbot für Pflanzenschutzmittel (inkl. Schneckenkörner) gilt. Dieses Verbot betrifft nur den Acker- und Futterbau, nicht den Obst-, Gemüse und Beerenbau. Im Feldbau ist die einzige Ausnahme die Behandlung der Larven des Rapserdflohs, da mit der regionalen Sonderbewilligung von letzter Woche der Einsatz des Pyrethroides und gleichzeitig die Behandlung bis am 5. November ermöglicht wurde. Die neue Frist des Behandlungsverbotes im Acker- und Futterbau vom 15. November bis 15. Februar gilt erst ab Herbst 2023! Jetzt gilt noch die alte Regelung.
Wiesen
Ein Schnitt ist kaum noch sinnvoll
Auch aus Sicht des Pflanzenschutzes ist es kaum noch sinnvoll, das Gras zu schneiden, auch wenn es in den letzten Wochen extrem nachgeschossen ist. Wo in etwas langen Beständen im Winter allenfalls Schneeschimmel entsteht, ist im Frühjahr ein früher Striegeldurchgang vorzusehen. Langes Gras kann bei sehr kalten Minustemperaturen ein Vorteil für die Mäuse sein, da die Pflanzendecke gut isoliert und so die Mäuse im Boden nicht erfrieren. In den vergangenen 10 Jahren gab es aber kaum einen Winter, in dem die Mäuse dadurch einen Vorteil gehabt hätten. Sie sind höchstens etwas besser vor Frassfeinden geschützt. Bei den kälter werdenden Temperaturen und der kurzen Sonnenscheindauer ist das Silieren kaum noch möglich. Allenfalls können Flächen mit sehr guter Grasnarbe noch überweidet werden. Eine Nutzung im Herbst reduziert aber den Ertrag im Frühjahr und schiebt die erste Nutzung um rund zwei Wochen nach hinten. Mit jedem Schaden der im Herbst verursacht wird, ist dieser Effekt noch stärker. Reduzierend auf die Mäuse kann auch das Aufstellen von Sitzstangen für die Greifvögel sein.
Zuckerrüben
Warmer Herbst
Die aktuellen Temperaturen sind momentan ein Segen und Fluch zugleich. Das herbstliche Wetter mit teilweisen Temperaturen von über 20 Grad lässt die Rüben weiterhin wachsen. Allein im Oktober haben die Zuckerrüben nochmals stark an Gewicht zugelegt. Dies ist ausserordentlich erfreulich und zeigt sich in den aktuellen Ablieferungen deutlich. Leider stimmen nach wie vor die Zuckergehalte nur bedingt (am 17.10.2022 darüber berichtet). Das erfreuliche ist jedoch, dass die Zuckererträge hoch sind und somit das Endergebnis dennoch stimmt. Ein weiteres grosses Problem sind aktuell die Erntearbeiten. Zwar sind die Erntebedingungen aktuell super und werden es die nächsten zwei Wochen voraussichtlich auch bleiben – leider sind aber die Temperaturen noch immer sehr hoch. In der Langzeitprognose sind für die kommenden zwei Wochen nach wie vor Temperauen um die 10 Grad und mehr prognostiziert. Dies hat leider zur Folge, dass die Zuckerrüben nicht zu lange an der Miete liegen sollten. Einerseits weil teilweise faule Rüben auftauchen und diese bei einer langen Lagerdauer den Haufen vernichten könnten, anderseits wegen den Zuckerverlusten auf Grund der Veratmung. Die Zuckerrüben leben als 2-jährige Kultur an der Miete weiter und Veratmen ca. 100g Zucker pro Tonne Zuckerrüben am Tag. Liegen die Zuckerrübe lange am Haufen, so wird ab dem Erreichen einer Temperatursumme von 300 Grad eine zusätzliche Veratmung aktiviert, die mit zunehmender Temperatursumme immer grösser wird. Diese 300 Grad werden natürlich bei den aktuellen Temperaturen rascher erreicht und können unter Umständen dazu führen, dass nicht nur 100g Zucker pro Tonne Zuckerrüben, sondern bis zu 250g Zucker pro Tonne Zuckerrüben und Tag verloren gehen. Dies sind vermeidbare Verluste und müssen beim Rodetermin resp. Abfuhrtermin aktuell mitberücksichtigt werden.