Oft wird es erst nach der Ernte entscheidend
Arbeitswirtschaft im Gemüsebau
Die Erhebungen und Gespräche mit den Betrieben zeigen es immer wieder: Das Wissen um die Kosten ist oft bei denjenigen Positionen am detailliertesten, bei denen es am wenigsten ins Gewicht fällt. So können viele Betriebsleiter die Kosten für Dünger, Pflanzenschutzmittel etc. auswendig aufsagen, über durchschnittliche Schnittleistungen oder Aufbereitungsleistungen in kg/Arbeitskraftstunde (AKh) gibt es dagegen nur ungefähre Schätzungen. Dabei ist bei rüstintensiven Gemüsearten wie z.B. Fenchel oder Lauch gerade diese Aufbereitungsleistung einer der grössten Hebel zur Kostensenkung. Beim grünem Lauch liegt zum Beispiel die Rüstleistung in der Halle ohne Rüstband nur gerade bei 40 kg/Akh. Durch Verwendung eines Rüstband kann diese Leistung bei guter Arbeitsplatzorganisation auf rund 60 kg/AKh angehoben werden. Bei einem Ertrag von 380 kg/Are verkaufsfertiger Ware ergibt dies satte 950 AKh die man pro Hektare aufwendet um abzurüsten. Mit Rüstband sind es immer noch 630 AKh/ha. Der Arbeitszeitbedarf für die vorangegangene mechanische Rohernte im Feld von rund 100 AKh/ha ist im Vergleich dazu nahezu moderat. Verrechnet mit den Ansätzen für die Arbeitskräfte (27.1 CHF/AKh) ergeben sich für das Abrüsten ohne Rüstband bei grünem Lauch Kosten von bis zu 25'000 CHF/ha!
Auch Beim Fenchel stellt die nachträgliche Rüstarbeit in der Halle mit 330 AKh/ha den grösseren Kostenblock dar als die vorgängige Rohernte im Feld mit 155 AKh/ha (Rohernte von Hand mit Ernteband). Beim Fenchel hat sich allerdings gezeigt, dass der totale Arbeitsaufwand bei direktem Fertigrüsten auf dem Feld mit rund 340 AKh/ha wesentlich geringer ist, als bei Rohernte und nachträglichem Rüsten in der Halle (155 AKh/ha + 330 AKh/ha à 485 AKh/ha). Rein von der Arbeitswirtschaft her betrachtet stellt das Fertigrüsten auf dem Feld deshalb klar die bessere Option dar. Allerdings muss die Schlagkraft auf dem Betrieb genügend gross sein um die Flächen im optimalen Zeitfenster fertig gerüstet ernten zu können. Zudem sprechen Qualitätsaspekte (Erdbesatz bei Regenwetter, frische Schnittflächen an der Basis) für ein nachträgliches Abrüsten in der Halle bei vorangegangener Rohernte.
Stückgewichte als entscheidende Grösse
Sowohl Fenchel als auch Lauch werden in der Schweiz nicht pro Stück sondern pro Kg verkauft. Beim Ernten von Hand und beim Abrüsten sind die Arbeitsleistungen der Ernte- und Aufbereitungsschritte pro Stück jedoch relativ konstant d.h. ein grosser Fenchel benötigt ähnlich viel Zeit wie ein kleines Exemplar. Demensprechend sind Kulturen in denen höhere Stückgewichte erzielt werden (natürlich innerhalb der Qualitätsnormen) normalerweise rentabler als Kulturen mit kleinen Stückgewichten. Gerade im letzten Kulturdrittel können bereits wenige Tage noch einmal einen grossen Mengenzuwachs bedeuten. Der Bestimmung des optimalen Erntezeitpunkts kommt dementsprechend nicht nur aufgrund der Qualität, sondern auch aus Kostensicht eine entscheidende Rolle zu. Aufgrund der Schossgefahr, dem Platzen von Umblättern und dem Ausbreiten von Krankheiten an Knollen oder Schaft gilt es jedoch immer das optimale und nicht das maximale Stückgewicht anzustreben. Regelmässige Kulturdurchgänge sind daher gut investierte Zeit auch aus arbeitswirtschaftlicher Sicht.
Das Stückgewicht der verkaufsfertigen Ware wird jedoch keineswegs nur auf dem Feld bestimmt. Auch «unnötig» abgerüstete Umblätter in der Rüsthalle oder am Ernteband führen zu einem geringeren Stückgewicht. Gerade bei Fenchel, wo ein Blatt schnell einmal 10-20 Gewichtsprozente ausmacht ist dies wichtig. Schauen Sie deshalb wiederholt die abgerüsteten Abfälle genau an. Man kann staunen, wie viel Geld hier buchstäblich in der Tonne landet. Dies gilt ganz allgemein für Produkte, die nicht als Stück- sondern als Kiloware verkauft werden. Werden neue Mitarbeiter in der Rüsthalle eingesetzt, investiert man hier besser etwas Zeit bis der optimale Abrüstungsgrad eingeübt ist.
Fehlstellen vermeiden
Bei der mechanischen Ernte, z.B. von Lauch, aber auch beim Ernten mit einem Ernteband sind die Flächenleistungen pro Stunde relativ konstant. Die Fahrgeschwindigkeit der Zugfahrzeuge wird auf optimale Abläufe von Maschine und Schneideequipe eingestellt. Am Ernteband wird die Fläche jeweils Beetweise den Arbeitskräften zugeordnet und die Fahrtgeschwindigkeit ist so eingestellt, dass die Arbeiter in ihrem Schneidebereich hinterherkommen. Fehlstellen im Bestand bedeuten deshalb unproduktive Zeit der Maschine beziehungsweise der Arbeitskräfte. Daher sind solche unregelmässigen Fehlstellen im Bestand so gut wie möglich zu vermeiden. Das beginnt bereits bei der Feldvorbereitung. Es ist schwierig regelmässige Pflanzabstände zu erreichen, wenn das Feld ungleichmässig (steinig, uneben) vorbereitet ist. Ein gleichmässiges Pflanzbild, bei dem alle Pflanzen gleich viel Standraum haben ist gerade aus arbeitswirtschaftlicher Sicht entscheidend. Die Pflanzen wachsen homogener und die Arbeitsabläufe bei der Ernte und beim Nachrüsten laufen effizienter ab.