Obst-Info Zürich vom 10. Mai 2023
Wetter: Rück- und Ausblick
Seit dem letzten Freitag gab es in mehreren Regionen sehr hohe Niederschlagsmengen, welche den Belag der Kontaktfungizide mehrheitlich abgewaschen haben. Besonders im Weinland war die Niederschlagsintensität enorm, mit Werten von bis zu 56 Litern / h.
Bei Captan darf von einer Regenfestigkeit von etwas über 20 mm ausgegangen werden, bei dithianonhaltigen Produkten (Delan, etc.) liegt diese mit etwa 50 mm deutlich höher.
Die Kombination von regemässigen Niederschlägen und einer sehr langen Blattnassdauer führen weiterhin zu ausserordentlich guten Bedingungen für Infektionen durch diverse Pilzkrankheiten beim Kern- und Steinobst.
Heute und Morgen sind je nach Standort weitere 10-30 mm Niederschlag vorhergesagt, weshalb spätestens am Freitag eine Pflanzenschutzbehandlung zwingend notwendig wird, sofern die letzte Spritzung vor dem Wochenende erfolgte. Bevorzugt systemische Mittel mit kurativer Wirkung einsetzen.
Schorf: Primäre Infektionsphase neigt sich dem Ende zu, aber sekundäre Infektionsphase ist in vollem Gang!
Mittlerweile wurden die meisten Ascosporen aus dem Falllaub vom letzten Jahr ausgestossen.
Ab sofort fokussieren wir für die Gefahreneinschätzung darum auf die Grafik zu den sekundären Infektionen. Darin dargestellt sind die Infektionsrisiken für Blätter (grüne Fläche) sowie für Früchte (rote Fläche). Wegen der momentanen schwülwarmen Witterung, ist das Infektionsrisiko konstant als «schwer» einzustufen.
Wegen den unzähligen Infektionsereignissen in diesem Frühjahr und der schwierigen Situation, die Pflanzenschutzbehandlungen zum optimalen Zeitpunkt und während guten Bedingungen ausbringen zu können, muss dieses Jahr auch in behandelten Anlagen mit Schorfbefall gerechnet werden.
Dieses heute aufgenommene Foto zeigt, dass nicht nur Ölflecken, sondern bereits erste gräuliche Schorfflecken in Anlagen sichtbar werden, die Sekundärinfektionen auslösen.
In der Regel ist Schorfbefall im Gipfelbereich anzutreffen. Es lohnt sich darum, die Bäume gelegentlich auf möglichen Befall zu kontrollieren.
Neben den ersten Schorfflecken ist auch Mehltaubefall zu beobachten. Wie auf dem Bild eindrücklich zu sehen, sind solche von einem «Pilzrasen» befallenen Blätter ein grosses Risiko für Folgeinfektionen. Darum soll Mehltaubefall laufend entfernt werden.
Bezüglich Mittelwahl verweisen wir auf das letzte Mittelandbulletin Nr. 7, das unter dem folgenden Link abgerufen werden kann: https://www.strickhof.ch/publikationen/pflanzenschutz-bulletins-obstbau-mittelland-2023/
Feuerbrand: Notieren sie sich die Weissdornstandorte
Weissdorn steht in Vollblüte und hat die Infektionsphase am vergangenen Wochenende voll erwischt. Um ihnen die spätere Feuerbrandkontrolle um ihre Anlage zu erleichtern lohnt es sich bereits jetzt, die Standorte der Weissdornpflanzen in den Hecken der Umgebung auf einem Plan einzuzeichnen. So können diese Weissdornpflanzen bei der Kontrolle im August schneller aufgefunden werden.
Apfelsägewespen
Bei Sorten, die bereits das Ende der Blüte erreicht haben (BBCH 69) kann beim überschreiten der Schadensschwelle von 20-30 Sägewespen/Falle eine Bekämpfung durchgeführt werden. Im ÖLN stehen dazu Produkte mit dem Wirkstoff Acetamiprid zur Verfügung (Gazelle SG, Oryx Pro, Pistol).
Schutz der Bienen beachten!: Bringen sie diese Produkte deshalb erst beim Erreichen des Stadiums «Ende der Blüte (BBCH 69) aus und nicht früher! |
Die komplette Obst-Info mit allen Bildern und Grafiken kann hier heruntergeladen werden: