Obst-Info Zürich Nr. 14 / 2020
Aktuelles zur Kirschessigfliege «KEF» (Drosophila suzukii)
KEF_Merkblatt_Bekämpfung_2020_ZH.pdf
Aktuelle Situation im Kanton Zürich
Es gibt erste Eiablagen (Befall) auf frühen Kirschen, in Niederstammanlagen mit Netz und auf Hochstammbäumen! Viele Betriebe, die mit der Ernte begonnen haben, berichten über Befall auf den Früchten!
Das ist sogar früher als 2017, und gemäss aktueller Witterung (mässig-warm, feucht) und der Wetterprognose für die nächsten Tage, ist in den mit einem schnellen Wachstum der Population zu rechnen.
Es muss aktuell für 2020 von einem sehr grossen Gefahrenpotential ausgegangen werden. Eine genaue Prognose ist allerdings nicht möglich, da die Entwicklung der Kirschessigfliegen sehr stark durch die Witterung beeinflusst wird. Aber nur lange Trocken- und Hitzephasen werden den Befallsdruck verhindern können.
Situation Schweiz
Es gibt aus verschiedenen Kantonen Meldung über Eiablagen auf Süsskirschen! Die Situation wird als besorgniserregend eingestuft, weil der Befall sehr früh ist, wie im 2014 oder im 2017 und auch sofort mit Schäden in den Kulturen beginnt. Das lässt für die weiteren Sommerfrüchte wie späte Kirschen, Himbeeren, Heidelbeeren, Brombeeren und Zwetschgen einen grossen Befallsdruck befürchten. Entscheidend für den weiteren Verlauf in der Saison wird die Entwicklung in den nächsten 4 Wochen sein. Dabei hat die Witterung einen erheblichen Einfluss, wie wir aus den letzten Jahren wissen.
Massnahmen alle gefährdeten Kulturen (aktuell Süsskirschen und Himbeeren):
- sofort alle vorbeugenden und Hygienemassnahmen konsequent anwenden!
- Die Insektennetze gut geschlossen halten.
- Ab sofort empfehlen wir Ihnen die Kontrollfallen auf Ihren Parzellen zu installieren und gut zu überwachen (Kontrolle 1x/Woche). Besonders bei Süsskirschen + Himbeeren.
Bei diesen Kulturen sind Fruchtkontrollen ein absolutes Muss! Wir empfehlen dafür die Wasserbadmethode. Äusserlich intakte Früchte werden dafür ca. 3 Stunden ins Wasserbad mit einigen Tropfen Seife oder Salzwasser einlegen. Die Larven verlasen die Früchte und sinken zu Boden. Ideal sind dafür durchsichtige oder dunkle Gefässe, denn die weisslichen Larven sind dann besser sichtbar. Wer zudem die Eiablagen erfassen will, kann die Früchte vor dem Wasserbad noch 48 Stunden bei Zimmertemperatur in einem geschlossenen Kunststoffbeutel aufbewahren und dann mit Wasser den Beutel füllen.
Link für Infos: https://www.strickhof.ch/fachwissen/obst-beeren/kirschessigfliege-kef - Optische Kontrolle auf Eiablagen: 50 Früchte auf Eiablagen absuchen, Eiablagen sind sehr kleine (bis 1mm) Löcher in der Fruchthaut. Aus diesen schauen die Atemschläuche (2 winzige weisse Fäden) heraus => eindeutig KEF !!! siehe Foto auf der Strickhof-Homepage. grössere Löcher in den Früchten sind von der Kirschfliege oder von den Puppen der KEF, die die Frucht wieder verlassen haben
- Druckprobe: mit zwei bis drei Fingern gleichzeitig leichten Druck auf die Kirsche ausüben, erscheinen dann sehr kleine Safttropfen auf der Frucht handelt es sich um Einstiche (Eiablagen der KEF) siehe Bilder auf Seite 3 und auf der Homepage.
Sofort nach der Entdeckung der ersten Schädlinge und bei gleichzeitigem Beginn der Fruchtreife, ist die Einrichtung von Massenfallen (rund um die Parzelle im Abstand von 2-3 Meter) notwendig, eine restlose und möglichst frühzeitige Ernte der Früchte und/oder eventuelle Pflanzenschutzmassnahmen.
Auch befallene Früchte (Abgang) möglichst entfernen und vernichten (Wassertonne).
Hygienemassnahmen Beeren (Erdbeeren und erste Himbeeren)
- Erntehygiene ab sofort konsequent umsetzen = früherer Erntezeitpunkt, kurze Ernteintervalle (bei Himbeeren max. 2 Tage), sofortige Kühlung des Erntegutes
- Kühlkette konsequent einhalten
- Überreife und faulende Früchte entfernen (Wassertonne, Güllegrube)
Erdbeeren: unbedingt regelmässig und vollständig ernten, auch bei Ernteende alle Früchte vernichten, evtl. durch abmulchen, (z. B. Rasenmäher). Überreife und restliche Früchte bieten den KEF die Möglichkeit eine erste Generation aufzubauen, welche dann die anschliessend reifenden Kulturen befallen kann.
Das Gleiche gilt für die auch bereits reifen Maibeeren (Lonicera kamtschatica), und die ersten Himbeeren, die jetzt reifen. Sie sind eine ideale Frucht zum Aufbau der ersten Generation. Chemische Bekämpfung: beachten Sie in der Anlage das aktuelle Merkblatt zum Thema!
Achtung:
Auflagen und Wartefristen beachten und einhalten
Risiko von Mehrfachrückständen berücksichtigen!
Bitte beachten Sie das entsprechende Merkblatt!
Wichtig ist vor allem, dass keine befallenen Früchte in den Markt oder Handel gelangen. Was der Markt überhaupt nicht verträgt sind verwurmte Kirschen oder Himbeeren schon am Anfang der Saison, die das Image der ganzen Branche schädigen!
Darum sind alle Produzenten zu maximaler Vorsicht und verantwortungsvollem Umgang mit den Früchten und dem Problem Kirschessigfliege aufgerufen.
Dies gilt auch ganz besonders für den Bereich Einsatz von Pflanzenschutzmitteln!
Die Fachstelle Obst (zuständig Hagen Thoss Tel. 058 105 91 76) nimmt Fragen, Meldungen und Beobachtungen der Produzenten entgegen.
Aktuelle Fangzahlen können dieses Jahr auch über die Webseite von Agrometeo eingesehen werden www.agrometeo.ch/de
Infos unter: www.drosophilasuzukii.agroscope.ch
Das Merkblatt mit einer Zusammenfassung der Zulassungen von Pflanzenschutzmitteln im Obstbau gegen die Kirschessigfliege finden Sie hier: KEF_Merkblatt_Bekämpfung_2020_ZH.pdf