Obst-Info Zürich 9/2024
Infektionsrisiko für Schorf und Mehltau
Mit den gemeldeten Niederschlägen vom Donnerstag/Freitag dürfte der letzte grössere Ausstoss an Ascosporen in diesem Jahr erfolgen. Die Pflanzen sind darum unbedingt protektiv vor Infektionen zu schützen. Die Schorfbehandlung kann mit Kontaktfungiziden (z.B. Delan, Captan) oder einem systemischen Produkt (z.B. SSH) erfolgen.
Mit den wärmer werdenden Temperaturen ist zudem vermehrt Mehltaubefall in Anlagen festzustellen. Pflanzenschutzbehandlungen mit Mehltaumitteln allein nützen für die Eindämmung wenig, wenn keine Hygienemassnahmen (entfernen befallener Primärtriebe) durchgeführt werden.
Feuerbrand
Mit den gemeldeten Temperaturen heute und morgen von ca. 24-25°C steigt die Infektionsgefahr für Blüteninfektionen wieder an. Ertragsanlagen sind mehrheitlich abgeblüht. Neu gepflanzte Anlagen stehen aber teils in Vollblüte da.
Um einen besseren Überblick zu bekommen, wurden gestern erneut in den Gemeinden Rüti, Hombrechtikon, Siebnen, Wädenswil und Au ZH total 11 Blütenproben bei Apfelbäumen gesammelt. Dabei wurden bei neu gepflanzten Bäumen Feuerbrandbakterien nachgewiesen (nicht quantifizierbar).
Betrieben mit «Feuerbrandgeschichte» in der Anlage oder der unmittelbaren Umgebung empfehlen wir eine Behandlung mit Myco-Sin (heute Abend oder Morgen früh). Dies gilt aber nur für Neupflanzungen, die noch stark blühen.
Ausdünnung Kernobst: Fruchtansatz vor Ausdünnmassnahmen gut anschauen!
An den meisten Standorten haben die Bäume gut bis sehr gut geblüht. Eine kurze und starke Blüte führt in der Regel zu einem erhöhten natürlichen Fruchtfall. Zusätzlich gibt es wegen den sehr uneinheitlichen Temperaturen einige Fragezeichen, wie gut die Bestäubung und Befruchtung in diesem Jahr wirklich war. Genau wegen diesen Unsicherheiten gilt es, vor den Ausdünnmassnahmen im Bereich von 8-12 mm Fruchtgrösse, den Fruchtansatz nochmals gut abzuschätzen.
In der folgenden Grafik des Ausdünnmodells von RIMpro sehen Sie die Problematik der ungünstigen Bedingungen für die Bestäubung und Befruchtung für Apfelblüten exemplarisch für den Standort am Strickhof in Lindau.
Hinweis zur Interpretation der Grafik
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Im ersten Teil der Apfelblüte (bei früh blühenden Sorten vom 4.-13 April) konnte der Pollenschlauch den Fruchtkoten erreichen und die Blüte befruchten. Pollen, welcher um die Vollblüte (14./15. April) auf die Narben gelangte, schaffte es wegen der Kältephase aber nicht, die Blüten erfolgreich zu befruchten. In den nächsten Tagen wird sich zeigen, wie sehr sich die Kältephase, wo keine Bestäubung/Befruchtung erfolgte, auf den Fruchtansatz ausgewirkt hat.
Für die chemische Ausdünnung stehen nach der Blüte folgende Mittel zur Verfügung:
- α-Naphtylessigsäure (NAA) bei Durchmesser Zentralfrucht 10 – 12 mm
- Ethephon bei Durchmesser Zentralfrucht 8 – 12 mm
- Benzyladenin (BA) bei Durchmesser Zentralfrucht 10 – 12 mm
- Brevis (Metamitron) bei Durchmesser Zentralfrucht 8 – 14 mm
Richten Sie die Mittelwahl und den Einsatzzeitpunkt nach Fruchtansatz, Witterungsbedingungen und Stand Fruchtentwicklung. Die Aufwandmengen sind abhängig von den zu behandelnden Sorten. Grundsätzlich sollten Junganlagen und sehr wüchsige Parzellen zurückhaltender ausgedünnt werden als ruhige Parzellen in der Vollertragsphase.
Pflanzenschutz Steinobst
Pilzkrankheiten: Mit den Temperaturen steigt auch das Risiko für Infektionen durch Pilzkrankheiten wie Monilia, Schrotschuss oder Zwetschgenrost. Das Schneerisiko sollte gebannt sein, weshalb das Schliessen des Witterungsschutzes nun angepeilt werden kann. Regenfolien schützen die Kulturen vor Pilzinfektionen und Pseudomonas. In Anlagen, die nicht gedeckt sind, ist ein Fungizideinsatz vor den nächsten Niederschlägen empfehlenswert. Zulassungen beachten!
Schädlinge: Der Flug der Pflaumensägewespe bewegte sich dieses Jahr auf tiefem Niveau, sodass angesichts der meist sehr guten Blüte vielerorts keine Behandlung notwendig war. In späten Lagen könnte noch bis spätestens zum Nachblütefruchtfall (BBCH 71) behandelt werden (Schadschwelle: 80 – 100 Insekten pro Weissfalle).
Blattläuse sollten weiterhin überwacht und nach komplettem Abblühen ggf. behandelt werden. Die Schadschwelle bei der schwarzen Kirschenblattlaus liegt bei 5% befallener Triebe, bei der grünen Zwetschgenblattlaus bei 3 – 10%.
Witterungsschutz in Schutzstellung bringen
Mit den wärmeren Temperaturen und teils instabilen Wetterlagen beginnt das Risiko vor Gewittern und/oder Hagel wieder anzusteigen. Da nun keine Schneefälle mehr zu erwarten sind empfehlen wir, die Hagelnetze in Schutzstellung zu bringen.