Obst-Infos Zürich Nr. 6+7+8/2024: Frost, Phänologie, Feuerbrand und Schorf
Obst-Info Nr. 8/2024 vom 19. April 2024
Wetterprognose – mässige Frostgefahr am Montag- und Dienstagmorgen
Nach den beiden ausserordentlich warmen Wochenenden befinden wir uns bis mindestens Ende der nächsten Woche in einer kühlen Phase. Am Montag- und Dienstagmorgen ist gemäss Prognosen mit leichtem Luftfrost auf 2 m zu rechnen. Die tiefsten Minimumtemperaturen in den nächsten Tagen werden für das Limmattal angezeigt, wo der Unsicherheitsbereich für Luftfrost am Montag bis -1.6°C reicht. Mit Bodenfrost ist über das Wochenende bis Anfang der Woche überall zu rechnen.
Über die nächsten Tage können zudem auch Schneefälle bis in tiefe Lagen nicht ausgeschlossen werden.
Einschätzung der Frostgefährdung und mögliche Massnahmen
Gemäss der jetzigen Datenlage mit Luftfrost bis maximal ca. -1°C (Unsicherheit bis -1.6°C) ist nicht von verbreiteten und schweren Frostschäden an Obstbäumen auszugehen. Bei Obstparzellen in Muldenlagen kann die Temperatur aber tiefer sinken, weshalb dort gewisse Schäden nicht auszuschliessen sind.
Wegen möglichen Schneefällen bis in tiefe Lagen raten wir dringend davon ab, Witterungsschutzanlagen (insbesondere Regendächer) zur Verhinderung von möglichen Frostschäden in Schutzstellung zu bringen.
Die Übersicht zur Frostanfälligkeit von Kern- und Steinobstsorten ist zu finden in der PDF: Obst-Info Zürich 8/2024 vom 19.4.2024
Merkblatt: Massnahmen gegen Frost
Obst-Info Nr. 7/2024 vom 13. April 2024
Feuerbrand
Die hohen Temperaturen führen gemäss den Feuerbrand-Prognosemodellen erneut zu Tagen mit erfüllten Infektionsbedingungen (I=Infektionstag / HW-= alle Bedingungen für Infektion erfüllt, aber keine Blattnässe (Tau kann aber trotzdem zu Infektionen führen)).
Datenquelle: www.feuerbrand.ch: Blüteninfektionsprognose
Um die Lage besser abschätzen zu können, wurden heute (Samstag, 13.4.2024) am Morgen in 6 verschiedenen Obstanlagen mit einer «Feuerbrandvorgeschichte» je 100 Blüten von je 2 Sorten gesammelt und im Labor analysiert. Bei keiner der gesammelten 12 untersuchten Proben konnten Feuerbrandbakterien nachgewiesen werden.
Folglich erachten wir eine Behandlung gegen Feuerbrandblüteninfektionen mit Mycosin oder einem anderen zugelassenen Produkt nicht für notwendig.
Da die Temperaturen nach dem Wochenende deutlich sinken, verschwindet damit auch die Feuerbrandinfektionsgefahr. Hoffen wir, dass die Temperaturen in der nächsten Woche noch im positiven Bereich bleiben und keine Frostschäden zu befürchten sind.
PDF: Obst-Info Zürich 7/2024 vom 13.4.2024
Obst-Info Nr. 6/2024 vom 8. April 2024
Phänologie: Nach «Vollgas» wird gebremst. Dann erneute Beschleunigung erwartet
Das vergangene Hitzewochenende mit Saharastaub (siehe Fotos oben) hat zu Rekordtemperaturen geführt. Die Vegetation hat einen weiteren Riesensprung gemacht. Mittlerweile sind alle Obstarten in Blüte.
Feuerbrand
Datenquelle: www.feuerbrand.ch Blüteninfektionsprognose
Am vergangenen Samstag, dem 6. April und auch heute am Montag, 8. April wurden in Rüti, Feldbach, Siebnen, Wädenswil und Au ZH Blütenproben gesammelt und im Labor analysiert.
- Bei den Blüten, die am Samstag gesammelt wurden, konnten keine Feuerbrandbakterien nachgewiesen werden.
- Bei der Probenahme heute wurden im Labor bei der Birnensorte Kaiser Alexander in Rüti und bei einem Mostbirnenhochstamm und in der angrenzenden Obstanlage bei Blüten der Apfelsorten Idared und Diwa in Wädenswil Feuerbrandbakterien nachgewiesen, jedoch in sehr geringen Mengen.
Folglich erachten wir eine Behandlung gegen Feuerbrandblüteninfektionen heute nicht mehr für notwendig.
Mit den wiederum vorhergesagten warmen Temperaturen am kommenden Wochenende werden wir die Lage neu beurteilen.
Pflanzenschutz Kernobst: Wärme hat viele Schorfsporen reifen lassen
Mit der Wärme sind viele Schorfsporen herangereift und bereit für den Ausstoss. Diese werden mit den Niederschlägen morgen Dienstag ausgestossen. Da in unserer Region die Niederschläge in einem Zeitfenster um den Mittag bis gegen den späten Abend gemeldet werden, ist von einer langen Blattnassdauer auszugehen, welche zur wohl ersten wirklich grossen Schorfinfektionsgefahr führen wird.
Gleichzeitig sind bereits viele Apfelblüten offen und sollten vor Kelchfäule geschützt werden. Mit den warmen Temperaturen am kommenden Wochenende hat dann auch der Mehltau wieder gute Bedingungen für Infektionen.
Wenn nicht bereits heute geschehen, sollte spätestens nach den morgigen Infektionsereignissen am kommenden Mittwoch eine Behandlung gegen all diese Krankheiten gemacht werden.
Dafür stehen insbesondere Mittel aus der Gruppe der Anilinopyrimidine (z.B. Chorus) mit Mischpartner (Delan, Captan) und einem zusätzlichen Produkt gegen Mehltauinfektionen im Vordergrund (z.B. Cyflamid, Nimrod). Über die Blüte werden zusätzlich Pflanzenstärkungsmittel (Vacciplant, Bion über die Blüte 40 g/ha) als Teil der Feuerbrandprävention empfohlen.