Obst-Info Zürich 3/2024
Phänologie: Enorm viel neue Blattmasse bei Kernobst in kurzer Zeit!
Beim Apfel haben beinahe sämtliche Sorten das Mausohrstadium erreicht, teilweise werden schon die Köpfe der ersten Einzelblüten sichtbar. Mittlerweile sind viele entfaltete Blätter vorhanden, was Pilzkrankheiten optimale Angriffsflächen bietet. Birnen befinden sich mehrheitlich kurz vor dem Grünknospenstadium. Kirschen sind im Stadium Knospenschwellen (BBCH 51-52). Bei Zwetschgen findet man die grössten Entwicklungsunterschiede. Spätere Sorten sind im Stadium Knospenschwellen (BBCH52). Bei frühen Sorten können bereits erste geöffnete Kelchblätter beobachtet werden (BBCH 57). Aprikosen befinden sind je nach Standort und Sorte in Vollblüte.
Mit den vorhergesagten Tageshöchsttemperaturen von 16-19°C bis zum Wochenende wird es diese Woche nochmals einen grossen Entwicklungsschub geben! Erheben Sie die phänologischen Stadien zum Zeitpunkt der Pflanzenschutzbehandlung, um die Notwendigkeit nachfolgender Behandlungen besser einschätzen zu können!
Grundlage zur visuellen Kontrolle im Obstbau: Phänologie ab Seite 15
Kernobst: Schorfinfektionen vorbeugen hat jetzt Priorität!
Im Moment sind wir in einer aussergewöhnlichen Situation. Sogar Betriebe, die vor dem Wochenende die Bäume behandelt haben, können wegen der extrem schnellen Blattentwicklung (siehe Bild oben) nicht davon ausgehen, dass ein vollständiger Schutz der gerade laufenden Schorfinfektionsphase vorhanden ist. Erschwerend kommt hinzu, dass in den kommenden Tagen hohe Temperaturen zu einer weiterhin enorm schnellen Entwicklung führen werden. Dadurch werden laufend neu Blätter entfaltet, die komplett ohne Schutzbelag sind. Die gleichzeitig ablaufende Blattstreckung bereits entfalteter Blätter führt zu einem zusätzlichen «Ausdünneffekt des bestehenden Fungizidbelags».
In der momentanen Situation ist der möglichst optimalen Fungizidabdeckung der Vorrang zu geben, was den Einsatz von ölhaltigen Produkten diese Woche ausschliesst. Schorfbehandlung morgen Mittwoch mit systemischen Mitteln durchführen Wir gehen davon aus, dass die aktuelle Phase entscheidend für den Erfolg der Schorfbekämpfung ist. Aufgrund der aussergewöhnlichen Lage empfehlen wir dringend, morgen Mittwoch eine Behandlung mit einem systemischen Wirkstoff durchzuführen. Dies hat den Vorteil, dass die momentan laufende Infektionsphase noch kurativ abgedeckt werden kann und gleichzeitig auch ein möglichst optimaler Schutz für Blätter vorhanden ist, die sich erst kurz nach der Behandlung öffnen werden. Ein rein protektiver Schutzbelag mit einem nichtsystemischen Wirkstoff scheint in der jetzigen Lage nicht ausreichend. Behandlungen vorzugsweise mit Produkten aus der Gruppe der Anilinopyrimidine (z.B. Chorus, Frupica, …) durchführen. |
Steinobst: Monilia, Schrotschuss, Pflaumenwickler
Aprikosen: Das anhaltend nasse Wetter sorgt für Monilia-Infektionsbedingungen. Eine (weitere) Behandlung bis zur abgehenden Blüte ist deshalb empfehlenswert. Für Strategien vgl. «Pflanzenschutzbulletin Obst Mittelland» Nr. 3 von letzter Woche.
Für eine direkte Monilia-Behandlung bei Zwetschge und Kirsche ist es noch zu früh, diese ist bei entsprechenden Infektionsbedingungen ab dem Ballonstadium (BBCH 59) einzuplanen. Wo noch nicht geschehen, sollten spätestens jetzt Fruchtmumien entfernt und vom Boden aufgesammelt werden, um den Krankheitsdruck zu senken.
Wegen der anhaltend feuchten Witterung sollte insbesondere in gefährdeten Parzellen eine Behandlung gegen Schrotschuss eingeplant werden (z.Bsp. Kupfer oder Dithianon).
Pflaumenwickler-Verwirrung: In frühen bis mittleren Lagen sollten die Pheromon-Dispenser ab jetzt und bis spätestens Ende März in der Anlage verteilt werden. Die Verwirrungstechnik ist bei grösseren zusammenhängenden Anlagen am wirksamsten. Unterstützend zu einer chemischen Bekämpfung können aber auch kleinere Parzellen ab ungefähr 30a verwirrt werden.
Steinobst: Jetzt Fallen zur Überwachung von Wicklern und Sägewespen aufhängen
Wir empfehlen zur Unterstützung einer möglichst gezielten Bekämpfung jetzt die entsprechenden Fallen aufzuhängen:
- Pflaumensägewespe: Klebefalle «Rebell bianco»
- Pflaumenwickler / Pfirsichwickler: Pheromonfallen
Wichtig: Fallen zur Überwachung des Pfirsichwicklers sollten möglichst weit weg von Zwetschgenkulturen montiert werden, da die Pheromone sehr ähnlich sind und dadurch auch Pflaumenwickler mitgefangen werden können.