Obst-Info Zürich 10/2024
Krankheiten Kernobst: Schorf-Ascosporen weitgehend ausgestossen
Mit den Niederschlägen der vergangenen Tage dürfte der letzte grössere Schorf-Ascosporenausstoss dieser Saison erfolgt sein. Damit geht die Primärinfektionsphase des Apfelschorfs zu Ende. Wo die laufende Infektionsperiode nicht protektiv abgedeckt wurde, sollte jetzt mit einem kurativen Fungizid (z.B. SSH) in Kombination mit Dithianon oder Captan gefahren werden. Weiter sollen die Anlagen jetzt auf erste Schorfsymptome kontrolliert werden. In befallsfreien Anlagen können die Spritzintervalle entsprechend ausgedehnt werden.
Dabei ist jedoch zu beachten, dass die Bedingungen für den Mehltau mit den steigenden Temperaturen wieder günstig werden. Nebst dem Einsatz von Mehltau-Fungiziden, sollen die in vielen Anlagen zu findenden Mehltautriebe konsequent entfernt werden.
Trotz teilweise erfüllten Infektionsbedingungen für Feuerbrand-Infektionen haben uns bisher keine Befallsmeldungen erreicht. Sollten Sie verdächtige Symptome feststellen, bitten wir um eine Meldung an die Strickhof Fachstelle Obst. Bei anfälligen Apfelsorten wurde uns bereits starker Moniliabefall gemeldet. Dieser kann ziemlich gut von Feuerbrandinfektionen unterschieden werden, da sich die Infektionen nicht vom Blattstiel her nach Aussen, sondern von der Blattspitze nach Innen ausbreiten.
Wickler: erste Fänge zu verzeichnen
Letzte Woche wurden die ersten Apfel- und Pflaumenwickler gefangen, mit den wärmeren Temperaturen wird die Flugaktivität ansteigen und Fallen zur Überwachung sollten spätestens jetzt aufgehängt werden. Auf Zwetschgen wurden bereits erste Eiablagen der ersten Generation festgestellt. Eine Behandlung macht jedoch keinen Sinn: zum einen ist es dafür noch zu früh, zum anderen ist - Stand 7. Mai 2024 - nur Affirm zur direkten Bekämpfung zugelassen. Diese Behandlungsmöglichkeit muss für die zweite Generation aufgespart werden. Wir werden informieren, sobald Entscheide zu den beantragten Notfallzulassungen für weitere Mittel gefällt wurden.
Gute Bedingungen für chemische Fruchtausdünnung
Beim Kernobst ist der Fruchtansatz trotz den phasenweise schlechten Witterungsbedingungen während der Blüte vielerorts gut bis sehr gut. Teilweise sind Frostschäden an den Jungfrüchten (z.B. Conférence, Boskoop) festzustellen und der Nachblütefruchtfall ist im Gange (BBCH 71).
Am kommenden Wochenende werden optimale Bedingungen für die chemische Ausdünnung mit α-Naphthylessigsäure (Rhodofix, Dirager Plus) und/oder MaxCel erwartet. Die notwendigen, warmen Temperaturen für eine erfolgreiche Ausdünnung sind ab Donnerstag/ Freitag bis am Montag vorhanden. Dazu passen die Entwicklungsstadien der Früchte bei den meisten Sorten ebenfalls. Sinnvoll erscheinen Behandlungen am Freitag oder Samstag.
Auch Ethephon kann noch eingesetzt werden. Dabei ist zu beachten, dass bei einer Behandlung zum jetzigen Zeitpunkt das Triebwachstum gehemmt, die Blütenknospenbildung gefördert und die Fruchtgrösse leicht reduziert wird. Ein Einsatz von Ethephon ist also primär für grossfrüchtige, stark wachsende oder alternierende-Sorten vorteilhaft. Vorsicht bei hellschaligen Sorten: Berostungsgefahr.
Die Kolleginnen und Kollegen vom Arenenberg haben eine sehr gute Übersicht zur chemischen Ausdünnung mit einer hilfreichen Dosiertabelle erstellt, welche wir hier ebenfalls publizieren dürfen: Merkblatt Arenenberg TG: chemische Fruchtausdünnung 2024
Nachblütenkontrolle
Jetzt ist ein guter Zeitpunkt, um sich mit der Nachblütenkontrolle einen Überblick über die Krankheits- und Schädlingssituation zu verschaffen und um Behandlungen nach dem Schadschwellenprinzip zu begründen. Die Resultate der Kontrollen geben zudem wertvolle Hinweise, wie erfolgreich allfällige Vorblütemassnahmen waren. Die folgenden Informationen stammen aus dem Handbuch "visuelle Kontrollen im Obstbau", Szalatnay 2018