Natürlichen Bedürfnissen im Stall gerecht werden
Im Liegen wird geleistet
Im Liegebereich liegt meist viel Optimierungspotenzial. Dort sollte die Kuh 12 bis 14 Stunden verbringen. Im Liegen wird am meisten Blut durch das Euter gepumpt und somit ein wichtiger Teil der Milch produziert. Doch wie erkennt man, ob der Liegebereich den Bedürfnissen der Kuh angepasst ist oder nicht? Kühe zeigen dies sehr deutlich. Wenn viele Tiere auf den Laufgängen oder auf dem Laufhof stehen oder Einzeltiere nur in den Liegeboxen stehen, anstatt abzuliegen, ist das ein Zeichen für schlecht angepasste Boxen. Der Schwungraum, welcher im Kopfbereich der Kuh dafür sorgt, dass die Kuh ungehindert abliegen und aufstehen kann, sollte mindestens 1.5 Meter betragen. Damit die Kühe die eingestreute Matratze nicht mit den Vorderbeinen nach hinten kratzen, sollte das Nackenrohr ca. 125 cm über der Matratze angebracht werden. Dies sorgt ebenfalls dafür, dass die Kühe nicht in den Boxen „eingeklemmt“ sind und ihr natürliches Verhalten ausleben können. Von grosser Bedeutung ist die Matratzenpflege. Tiefboxen mit einer weichen, sauberen Matratze sorgen für viel Kuhkomfort und sind den Hochboxen mit Gummimatten vorzuziehen. Der Nachteil ist die aufwändigere Boxenpflege, die täglich durchgeführt werden muss. Die Kühe danken dies mit langen und häufigen Liegezeiten was zu gesunden und leistungsfähigen Tieren führt. Bei Liegeboxenbügeln werden idealerweise flexible Varianten gewählt, welche heute in sehr stabilen Ausführungen zu finden sind. Diese gewähren, dass die Kühe keine Druckstellen oder gebrochenen Rippen erleiden müssen.
Laufflächen griffig und sauber halten
Ein gutes Zeichen für griffige Laufflächen sind Kühe, die sich auf drei Beinen am Rücken oder im Euterspalt lecken oder den Kopf mit der Hinterklaue kratzen. Bei rutschigen Böden haben die Kühe einen vorsichtigen Gang, zeigen nur schlechtes Brunstverhalten und weisen vermehrt Klauenprobleme auf. Kleine Absätze oder spitze Kanten können dazu führen, dass die Tiere mit den Klauen abspicken und sich so die Klauen verletzen. Darum gilt: Böden sollen griffig sein, möglichst keine Absätze aufweisen und sauber und trocken sein. Stehen die Tiere immer mit den Klauen in einem feuchten Sumpf, wird die Klauensohle aufgeweicht und die Anfälligkeit für Klauenerkrankungen wie bspw. Mortellaro steigt.
Licht und Luft
Sehr günstige Mittel, um den Kuhkomfort in den Stall zu bringen, sind genügend Licht und Luft. Ein erster Schritt kann sein, möglichst viele Wände und Fenster zu öffnen. Idealerweise wird die Südseite immer offengelassen. Die Nord- und Ostseite können mit flexiblen Wänden versehen werden, die die meiste Zeit des Jahres offen sind. Die Westseite sollte geschlossen werden, weil von dieser Seite das schlechte Wetter kommt. Lichtfirste sind nicht ideal, um Licht in den Stall zu bringen. Im Sommer haben sie eine Treibhauswirkung und heizen den Stall auf, was für die Kühe zu Hitzestress führen kann. Ideale Luftverhältnisse erkennt man im Stall daran, dass die Luft wie draussen ist und dass die Kühe nicht Orte bevorzugen, an denen die Frischluftzufuhr höher ist als in anderen Bereichen.
Natürlich fressen und trinken
Auch bei der Fressplatzgestaltung gilt, weniger ist mehr. Je mehr Eisen, desto mehr Stellen gibt es, an denen sich Kühe stossen und Druckstellen entstehen können. Darum werden Fressgitter oder Palisaden empfohlen, an denen die kleinste und die grösste Kuh nicht oben oder unten ankommen. Die Fressplatztiefe ist im Laufstall eine wichtige Grösse, da sich dort viele Rangkämpfe abspielen. Je mehr Platz Kühe im Fressbereich haben und ausweichen können, desto mehr suchen sie ihn auf. Für unbehornte Tiere wird eine Fressplatztiefe von mind. 5 Metern empfohlen (Tierschutzgesetzgebung schreibt nur 3.30 Meter vor). In Ställen mit behornten Tieren wird sogar eine Breite von 7 Metern empfohlen, damit die Verletzungsgefahr verringert werden kann.