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Nachhaltig Gemüse anbauen

Am 2. September 2020 fand am Strickhof Wülflingen die Interkantonale Fachtagung Freilandgemüse statt. Produktionstechnik und Ressourcenschutz standen im Fokus.

Nach vier Jahren fand heuer wieder eine interkantonale Gemüse-Fachtagung am Strickhof statt. Standen 2016 Salate im Mittelpunkt, war der Fokus in diesem Jahr mit dem Thema Freilandgemüse breiter. Der Strickhof organisierte die Veranstaltung zusammen mit Agroscope, dem Landwirtschaftlichen Zentrum Liebegg, dem BBZ Arenenberg, dem Inforama und der Jud Bio-Jungpflanzen AG. Mit rund 130 teilnehmenden Gemüseproduzenten/-innen wurden die Erwartungen der Organisatoren erfüllt. Produktionstechnik und Ressourcenschutz bildeten die thematischen Schwerpunkte. Nach einem Block mit Referaten in der Mehrzweckhalle, stand im zweiten Teil eine Flurbegehung mit 7 verschiedenen Posten auf dem Programm. 

Freilandgemüse-Tagung 2020 Drohnenfoto
Die Versuchsparzellen der Gemüsekulturen rund um den Strickhof-Garten der Bäuerinnenschule sind aus der Vogelperspektive besonders eindrücklich anzusehen.

Nützlinge fördern

Philipp Trautzel vom BBZ Arenenberg stellte einen Versuch zur gezielten Nützlingsförderung vor, den er zusammen mit dem Strickhof und Agroscope durchgeführt hat. Bei diesem wurden in die Pflanzreihen der Kultur ausgewählte Förderpflanzen eingebracht (Intercropping), welche den Fressfeinden der Gemüseschädlinge Nahrung und Unterschlupf bieten. Das Verfahren kann dazu beitragen, den Insektizideinsatz zu reduzieren, indem bereits vor einer Massenvermehrung der Schädlinge eine ausreichend grosse Nützlingspopulation ermöglicht wird. Die Abschlussauswertung steht zwar noch aus, erste Tendenzen sehen jedoch vielversprechend aus. 

Ein Thema, das die Gemüse-Branche beschäftigt, ist der Torf-Einsatz. «Eine Reduktion des Torfanteils bei Erdpresstöpfen ist möglich», erklärte Heiner Gysi, Geschäftsführer der Max Schwarz AG. Er berichtete von einem Praxisversuch mit der ZHAW, der bei einer Reduktion von 50 Prozent ansprechende Resultate gezeigt habe. Aber: Alle Marktteilnehmer müssten sich bewusst sein, dass eine Torfreduktion die Produktionskosten und damit die Pflanzen verteuere, stellte Gysi klar. Ausserdem regte er an, sich zu überlegen, die Erdpresstöpfe kleiner zu machen. Dadurch liesse sich schnell wesentlich mehr Torf einsparen als den Prozentsatz in der Presserde weiter zu senken.

Boden schonend bearbeiten

Martin Freund vom Inforama und Gemüseproduzent Reto Minder präsentierten die Resultate eines mehrjährigen Versuchs, bei dem herkömmliche und reduzierte Bodenbearbeitung miteinander verglichen wurden. Fazit: Die Reduktion der Bodenbearbeitungsintensität sei auch im Gemüsebau praxistauglich. Es brauche aber viel Zeit und Know-how. Zudem müsse sich der Boden daran gewöhnen. Der Versuch mit Kabis, Karotten, Erbsen und Weizen habe gezeigt, dass Anbauverfahren mit reduzierter Bodenbearbeitung nicht markant tiefere Erträge liefern würden.

Pflanzenschutzmittel-Einsatz reduzieren

Suzanne Schnieper vom Landwirtschaftlichen Zentrum Liebegg stellte das interkantonale Ressourcenprojekt PFLOPF vor. Die Abkürzung steht für «Pflanzenschutzoptimierung mit Precision Farming». Mit technologiebasierten Massnahmen soll der Einsatz von Pflanzenschutzmitteln um 25 Prozent eingespart werden – ohne Einbussen bei Menge und Qualität.

Total rund 60 Betriebe mit einer Fläche von 900 Hektaren beteiligen sich in den drei Kantonen Aargau, Thurgau und Zürich an PFLOPF, davon 10 Gemüsebetriebe. Ihnen stehen 7 Massnahmen zur Auswahl, von denen sie mindestens 2 umsetzen müssen. Das Spektrum reicht von kameragesteuerten Hackgeräten, GPS-gelenkten Spritzgeräten mit Einzeldüsenabschaltung bis hin zu feldspezifischen Schädlingsüberwachungen mit Kamerafallen. Ihnen gemeinsam: Sie sollen einen effizienteren und damit sparsameren Einsatz von Pflanzenschutzmitteln ermöglichen. Grosse Bedeutung im Gemüsebau kommen Prognosemodellen zu. 

Neues in den Salatsorten

Insgesamt 110 verschiedene Salatsorten aller namhaften Züchter und gängigen Typen der Lactuca-Gruppe standen in einer Sortenschau den Besuchern zur Besichtigung offen. Dabei wurde der Fokus auf Sortenneuheiten gelegt. So waren bei nahezu allen Sorten die neuesten Resistenzen gegenüber dem falschen Mehltau (Bl 16-36) vorhanden. Bis auf eine Ausnahme blieben denn auch alle Sorten verschont von dieser Salatkrankheit. Insgesamt war die Qualität der geprüften Sorten hoch und in der Bonitur lagen die Sorten oft nahe beieinander, was den züchterischen Fortschritt, der in den letzten Jahrzenten erreicht wurde, verdeutlicht.

Versuche Agroscope

Die Forschungsanstalt Agroscope präsentierte an der Fachtagung diverse Pflanzenschutzmittel-Versuche. Beispielweise wurden verschiedene Herbizidstrategien in Zwiebeln und Karotten vorgestellt. Zur Bekämpfung von Kohlerdflöhen in Chinakohl wurden alternative Pflanzenschutzmittel bzw. die Wirkung einer Untersaat geprüft (Alexandrinerklee und Ramtillkraut). Fazit: Die Mittel zeigten eine geringe Wirkung, die Untersaat reduzierte die Frassschäden. Ein vielversprechender Ansatz ist die Kombination aus «Spot Spraying»-Technik und mechanischer Unkrautbekämpfung durch einen Roboter. Dies ermöglicht – je nach Kulturstadium – eine Reduktion von Insektiziden/Fungiziden um 70 bis 80 Prozent.

Jürgen Krauss von Agroscope stellte an der Freilandgemüse-Tagung verschiedene Herbizidstrategien in Karotten vor.
Jürgen Krauss von Agroscope stellte verschiedene Herbizidstrategien in Karotten vor.
Freilandgemüse-Tagung 2020 mit 7 Aussenposten
An 7 Aussenposten wurden verschiedene Pflanzenschutzstrategien vorgestellt