Mulchfolien richtig anwenden
Hinweise zum Umgang mit Mulchfolien
Mulchfolien richtig anwenden
In den Saisons 2018 und 2019 gab es vermehrt negative Rückmeldungen und Anfragen an die kantonalen Behörden bezüglich Plastikrückständen bei der Verwendung von Mulchfolien im Gemüsebau. Lesen Sie hier, was es beim Einsatz dieser Folien im Sinne der guten Agrarpraxis zu beachten gilt.
Der Einsatz von Mulchfolien im Gemüsebau bietet diverse Vorteile: Zum einen bieten Sie eine effektive Unkrautunterdrückung und stellen so eine Alternative zum Herbizideinsatz dar – Ein Argument das nicht nur bei Bio-Betrieben an Bedeutung gewinnt. Zweitens bieten die Folien den Vorteil, dass das Produkt sauberer bleibt und nicht in Kontakt zu bodenbürtigen Krankheitserregern kommt (z.B. bei Salaten). Bei Frühkulturen ist durch die Bodenerwärmung auch ein zusätzlicher Verfrühungseffekt vorhanden. Bei Langzeitkulturen wie Zucchetti ist durch gleichzeitiges verlegen einer Tropfbewässerung unter der Folie zudem eine bessere Wasserrückhaltung ein Vorteil.
«Klassische» Polyethylen-Folien (PE-Folien) müssen nach der Kulturzeit meist sehr umständlich und kostenintensiv wieder aus der Parzelle geborgen werden. Eine 100% Bergung ist schwierig und verbleibendes PE baut sich im Boden nahezu gar nicht ab. Aus diesem Grund erfreuen sich «biologisch-abbaubare» Mulchfolien aus unterschiedlichen Materialien seit mehreren Jahren im Gemüsebau wachsender Beliebtheit. Die Folien bieten den entscheidenden Vorteil, dass Sie nach der Kulturzeit auf dem Feld belassen werden können und sich nach erfolgter Einarbeitung in den Boden bei günstigen Verhältnissen innert nützlicher Frist zersetzen.
Neuerung in der Kennzeichnung
Eine bei abbaubaren Mulchfolien bis anhin häufig verwendete Auslobung besteht aus dem Zertifikats «OK Compost». Allerdings weist diese Kennzeichnung lediglich die Kompostierbarkeit von Materialien unter Bedingungen aus, wie Sie in Kompostieranlagen vorkommen (Hohe Temperatur + Feuchtigkeit). Aus diesem Grund wurde auf europäischer Ebene 2018 die Norm EN 17033:2018 für biologisch abbaubare Mulchfolien erlassen. Die Norm prüft die biologische Abbaubarkeit spezifisch für Materialien wie sie in der Landwirtschaft und im Gartenbau verwendet werden und unter Bedingungen, wie Sie im Feld vorkommen können. Es ist zu hoffen, dass sich die Norm rasch im Folienmarkt durchsetzt um dadurch billigere «Trittbrettfahrer» unter den Anbietern ausgeschlossen werden. Achten Sie deshalb beim Kauf darauf, ob die Norm erfüllt wird und bewahren Sie die Kaufquittungen sowie ein Muster der Folie auf!
Normen sind nicht alles
Selbst die strikteste Materialnorm ersetzt jedoch niemals die fachliche Beurteilung des Anwenders. Die Einführung der neuen Norm soll deshalb als erster Schritt in Richtung gute fachliche Praxis verstanden werden. Die Abbaubarkeit der Folien auf einer bestimmten Parzelle wird immer von den örtlichen Boden- und Witterungsbedingungen abhängen (biologischer Prozess!). Momentan sind Studien im Gange um herauszufinden, welches günstige und ungünstige Faktoren für den biologischen Abbau der Folien sind, sowie welches die Langzeitwirkungen beim wiederholten Einsatz dieser Folien darstellen. Die Anwender sind jedoch bereits jetzt daran gehalten die Folien nur auf Böden anzuwenden, in denen erfahrungsgemäss ein ausreichender Abbau stattfinden kann. Nach der Anwendung müssen die Folien zudem möglichst rasch in den Boden eingearbeitet werden und bedeckt gehalten werden um die Folien in Kontakt mit dem Bodenleben zu bringen. Es gibt Hinweise darauf, dass beim oberflächlichen Belassen der Folien durch die UV-Einwirkung die nachträgliche mikrobiologische Zersetzung verzögert stattfindet. Zudem können die Folienfetzen durch Windabtrag in der Umgebung verteilt werden.
Zielkonflikte vorausschauend vermeiden
Ein Umpflügen der Parzellen im Herbst zur Einarbeitung der Mulchfolien widerspricht anderen Grundsätzen der guten Agrarpraxis (Bodenschutz) sowie den Anforderungen im biologischen Landbau (Anteil Bodenbedeckung in den Wintermonaten). Solchen Zielkonflikten ist, wenn immer möglich, durch eine vorausschauende Anbauplanung und dem Einplanen von Zwischenbegrünungen vorzubeugen. Da die Mulchfolien ein Ersatz für den Herbizideinsatz sind, sollte durch den fachgerechten Einsatz der Folien sichergestellt werden, dass diese Alternative auch zukünftig akzeptabel bleibt. Auch diesen Zielkonflikt gilt es zu verhindern.