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Abbildung 4: geschlu00fcpftes Eigelege mit N1-Nymphen an Rebblattunterseite. Foto: D. Szalatnay 25.06.2021>

Monitoring Marmorierte Baumwanze (Halyomorpha halys) 2021

Die Marmorierte Baumwanze (Halyomorpha halys) bereitet seit einigen Jahren den Schweizer Obst- und Gemüseproduzenten Sorgen durch ihre Saugschäden an Früchten. Ursprünglich aus Asien, ist die Marmorierte Baumwanze mittlerweile in ganz Europa zu finden.

Wanzen-Monitoring am Strickhof: aktuelle Beobachtungen per Anfangs Juli 2021 lassen hoffen

Bis jetzt sind noch nicht ausreichende Informationen über die Entwicklung der Marmorierten Baumwanze in unseren Anbauregionen bekannt. Man weiss, dass sie als adultes Tier vor allem in der Nähe von Siedlungsgebieten überwintert und im Frühling zur Eiablage in die Vegetation ausfliegt. Um herauszufinden, bei welchen Bedingungen dieser Ausflug erfolgt und um die Populationsdynamik der Marmorierten Baumwanzen im Laufe der Vegetationsperiode besser zu erforschen, führt der Strickhof seit 2019 ein Fallenmonitoring in Winterthur-Wülflingen durch. 

Monitoring seit 2019

Begonnen 2019 im Rahmen einer Maturarbeit, wurde das Monitoring der Marmorierten Baumwanze im Jahr 2020 und 2021 fortgesetzt und ausgeweitet. Dazu werden zu Beginn der Vegetation sechs Fallen auf fünf verschiedenen Wirtspflanzen aufgestellt. Die Fallen bestehen aus einem nach unten offenen Plastikbehälter, an dem ein Lockstoff montiert ist (Bild 1).

Marmorierte Baumwanze: Falle mit Lockstoff
Abbildung 1: Falle mit Lockstoff für die Marmorierte Baumwanze. Der Lockstoff ist ein Aggregationspheromon, was die Wanzen dazu veranlasst, sich in der Nähe der Pheromonquelle aufzuhalten. Foto: F. Zourek 05.07.2021

Als Fallenstandorte wurden ein Kirschbaum, Apfelbaum, Elsbeerbaum, eine Rebe und zwei Haselsträucher ausgewählt. Wöchentlich werden die Fallen und ihre unmittelbare Umgebung nach Wanzen abgesucht und die Fangzahlen dokumentiert. Da die Wanzen zum Teil sehr gut versteckt im Laubwerk sitzen (Bild 3), wird die Fallenumgebung nicht nur visuell kontrolliert, sondern auch abgeklopft.

Marmorierte Baumwanze versteckte Wanze
Abbildung 3: Gut versteckte Wanze im Inneren eines Rebblattes. Foto: F. Zourek 05.07.2021

Einflug und Eiablagebeginn 2021

Anhand der bis anhin gesammelten diesjährigen Daten lassen sich bereits Aussagen über zwei entscheidende Momente des Jahreszyklus der Marmorierten Baumwanze treffen: den Einflug aus den Winterquartieren und den Beginn der Eiablagen. 

Heuer wurden die Fallen Ende Februar aufgehängt. Die ersten Wanzen wurden Ende März beobachtet, während der Einflug seinen Höhepunkt in der zweiten Maiwoche erreicht hat (Grafik 1). Interessanterweise ist dieser Entwicklungsschritt heuer im Vergleich zum Vorjahr um 2 Wochen verzögert – das kalte Frühjahr ist also auch in den Fangzahlen der Marmorierten Baumwanze zu spüren. Neben dem Zeitpunkt ist auch das Ausmass des Einflugs 2021 deutlich kleiner als im Vorjahr: während 2020 bis zu 51 eingeflogene Wanzen pro Kalenderwoche beobachtet wurden, waren es in diesem Jahr maximal 31. 

Marmorierte Baumwanze: Fangzahlen 7.2021
Grafik 1: Kumulierte Fangzahlen der sechs Fallenstandorte in Wülflingen pro Kalenderwoche 2021.

Dieses Muster spiegelt sich auch in den kumulierten Fangzahlen wider: Insgesamt wurden seit dem Beginn des Monitorings bisher 110 adulte Wanzen gefunden, welche sich vor allem beim Apfelbaum, Kirschbaum und Elsbeerbaum aufhielten. Dies sind jedoch fast 2.5-Mal weniger Totalfunde als zum selben Zeitpunkt im Vorjahr. Es ist also neben der zeitlichen Verzögerung von gut 2 Wochen ein deutlich tieferes Ausgangspopulationsniveau der Marmorierten Baumwanze für das Jahr 2021 im Vergleich zum Vorjahr festzustellen. 

Ein weiterer wichtiger Schritt in der Populationsentwicklung der Marmorierten Baumwanze ist der Beginn der reproduktiven Phase der überwinterten Adulten. Die befruchteten Weibchen legen Eigelege von meist 28 runden, weisslichen Eiern auf die Blattunterseite. Aus diesen Eigelegen schlüpfen orange-schwarze Nymphen, die in der Regel um das nun leere Eigelege versammelt bleiben (Bild 4), bevor sie sich zum nächsten Nymphenstadium häuten.

Marmorierte Baumwanze geschlüpftes Eigelege
Abbildung 4: geschlüpftes Eigelege mit N1-Nymphen an Rebblattunterseite. Foto: D. Szalatnay 25.06.2021

Das erste Eigelege in Wülflingen wurde am 29.06. (KW 26) entdeckt. Der Vergleich: Im Vorjahr waren zu diesem Zeitpunkt bereits Nymphen im 2. Stadium (N2-Nymphen) vorhanden. Was bedeutet das nun konkret für die zeitliche Verzögerung im Vergleich zu 2020? 

Die Geschwindigkeit, mit der sich ein Ei zu einer N2-Nymphe entwickelt, ist temperaturabhängig: Haye et al (2014) haben gezeigt, dass bei konstanten 20°C Umgebungstemperatur innerhalb von circa 19 Tagen eine N2-Nymphe aus einem Ei entsteht. Bei 25°C dauert dieser Prozess nur mehr rund 11 Tage. Man kann also davon ausgehen, dass auch in Bezug auf die Fortpflanzung die Wanzenpopulation 2021 dem Vorjahr um 1 bis 2 Wochen hinterherhinkt. 

Ausblick

Insgesamt deuten die bisherigen Ergebnisse des Strickhof-Monitorings darauf hin, dass 2021 kein grosses Wanzen-Jahr werden wird: Die tiefen Fangzahlen, kombiniert mit der deutlichen zeitlichen Verzögerung in der Populationsentwicklung, lassen vermuten, dass es auch heuer zu keiner zweiten Generation kommt.

Allerdings steht auch noch einiges offen, denn nicht nur die Wanzen, sondern auch die Vegetation ist im Vergleich zum Vorjahr verspätet. Fest steht, dass das nun dritte Jahr des detaillierten Wanzen-Monitorings wichtige und spannende Resultate liefern wird, die es für eine allfällig notwendige Bekämpfung der Marmorierten Baumwanze in diesem Jahr sowie den kommenden Jahren einzusetzen gilt.